Mit dem Namen Fascenario verbinden Storck-Fans Erinnerungen an große Zeiten: Das Modell gehörte einst zu den leichtesten Serien-Carbonrahmen der Welt und fuhr in den 2000er-Jahren bei TOUR etliche Testsiege ein, als geringes Gewicht und hohe Steifigkeit noch als mit Abstand wichtigste Eigenschaften für Wettkampf-Rennräder galten. Neben dem rasanten Aerfast führte es allerdings zuletzt ein Schattendasein. Das seit fast zehn Jahren in seiner Grundform unveränderte Fascenario – zwar in Ansätzen aerodynamisch optimiert, aber mit außen verlaufenden Leitungen und Platz für maximal 28 Millimeter schmale Reifen – wirkte zuletzt nicht mehr ganz up-to-date. Als grundlegende Neuentwicklung rückt das Rad nun wieder ins Blickfeld – und zwar, das sei vorweggenommen, nicht nur aufgrund seiner auffälligen Farbgebung.
Storck positioniert das Fascenario.5 als Wettkampf-Allrounder, der geringes Gewicht, gute Steifigkeitswerte, konkurrenzfähige Aerodynamik und angemessenen Komfort in einen gut ausbalancierten Einklang bringen will. Basis ist ein komplett neues Rahmen-Set, dessen Oberrohr mit den konisch auslaufenden Enden an die Leichtbau-Modelle von BMC erinnert. Sitzrohr und Unterrohr sowie der Hinterbau mit sehr tief angesetzten Sitzstreben sind derweil typisches Merkmal moderner Aero-Boliden. Welche Bedeutung Markus Storck dem neuen Fascenario für seine Marke beimisst, lässt sich vielleicht an der Lackierung ablesen: Das knallige Leuchtorange ist nicht zu übersehen, die Banderolen sind mit dunkelgrün glitzerndem Perleffekt lackiert. Golden glänzende Schriftzüge auf dem Rahmen und der Lenkereinheit wirken, als bestünden sie aus hochglanzpolierten Messingbuchstaben. Wer gerne unauffälliger unterwegs wäre, muss sich noch etwas gedulden. Zum Marktstart ist das Fascenario nur als „Team“-Variante in der Farbe „Koi Bright Orange“ mit Top-Schaltgruppen von Shimano (Dura-Ace) oder SRAM (Red AXS) erhältlich. Ebenfalls prägend für die Silhouette ist die extrem schmale Lenkereinheit, auf die wir noch zu sprechen kommen.
Zunächst zu den Messwerten aus TOUR-Labor und Windkanal: Als Allrounder will das Fascenario natürlich leichter sein als das Aero-Pendant Aerfast, das seinerseits mit 7,3 Kilogramm in Top-Ausstattung zu den leichteren Aero-Rennern gehört. Das gelingt. An unserer Waage hängt das neue Fascenario mit knapp unter sieben Kilogramm, 6,88 sind es genau. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass das Testrad mit 25-Millimeter-Reifen ausgestattet ist, in Serie sollen 28 Millimeter Standard sein. Einen Anteil an der guten Gewichtsnote haben auch die Zeitjäger-Laufräder mit Carbonspeichen, sie sparen gegenüber klassischen High-End-Laufrädern rund 200 Gramm. Mit einem Standard-Set-up wären gut sieben Kilogramm realistisch, was ein guter Wert ist, aber von speziellen Leichtbau-Modellen ein gutes Stück entfernt. Im Aero-Versuch kann das Rad gut punkten, denn mit 208 Watt für eine Geschwindigkeit von 45 km/h gehört es zu den schnellen Rädern dieser Klasse. Zur Einordnung: Die schnellsten Aero-Räder liegen bei rund 200 Watt; mit prominenten Vertretern aus dem Profi-Peloton wie Specialized Tarmac oder Giant Propel liegt das Storck gleichauf. Auch beim Komfort schneidet das Fascenario gut ab, womit die Eins vor dem Komma in der Gesamtnote ziemlich komfortabel steht.
Bleibt die Frage: Wie fährt sich das Fascenario, vor allem mit diesem Lenker? Die Rahmengeometrie fällt ausgesprochen rennmäßig aus; man sitzt auf dem Rad sportlich-kompakt und bringt gut Gewicht aufs Vorderrad. Der Lenker ist eine optionale Sonderausstattung und misst an den Bremsgriffen 36 Zentimeter. Weil die Griffe nach innen geneigt montiert sind, ist die tatsächliche Position aber noch schmaler: Zwischen den Hörnern sind nur 22 Zentimeter Platz. Die Einheit bietet eine Vorbereitung für einen Zeitfahraufsatz, den es eigentlich gar nicht braucht, denn in dieser schmalen Haltung ist man auf dem Storck ohnehin geneigt, sich tief nach unten zu beugen und die Arme auf dem großflächigen Oberlenker abzulegen – eine Position, die in Straßenrennen verboten ist. Außerhalb von Rennen schneidet man auf diese Weise genüsslich durch den Wind, das Fascenario ist in der Ebene fast schon lässig auf Touren zu bringen und hält spielerisch hohes Tempo. Probleme bereitet das Lenkermaß in schnellen Kurven; die nimmt man besser im etwas breiteren Unterlenker in Angriff, um sie sauber auszusteuern. An Anstiegen im Wiegetritt bei niedrigem Tempo gerät das Rad heftig ins Taumeln. Wer nur im Flachland Tempo bolzt, dürfte an dem Set-up Freude haben. Für einen breiteren Einsatzbereich wäre ein breiterer Lenker aber die bessere Wahl: In Serie ist in mittleren Größen ein 42-Zentimeter-Bügel konfiguriert.
gute Balance aus geringem Gewicht, guter Aerodynamik und Komfort
sehr schmaler Lenker, nicht für jeden Einsatz perfekt