Jens Klötzer
· 28.03.2022
Im Radsport wird kein Erfolg höher bewertet als der Gesamtsieg bei der Tour de France. In den beiden vergangenen Jahren konnte sich Tadej Pogačar in die Geschichtsbücher eintragen – in der neuen Saison wird er wohl wieder als Favorit an den Start gehen, ausgestattet mit dem Colnago V3Rs. Und genau dieses Rad haben wir den üblichen TOUR-Tests unterzogen.
Auch für den Ausrüster ist der Wert eines solchen Erfolgs kaum zu beziffern – das größte Radrennen der Welt zu gewinnen, ist beste Werbung. Dabei ist Colnagos Top-Modell V3Rs ein gutes Beispiel dafür, dass man für einen Tour-Sieg nicht das allerschnellste Material fahren muss.
Zwar ist der Rahmen des von uns getesteten Teamrads konkurrenzfähig leicht. Aerodynamisch hat das Modell aber einen Nachteil: 229 Watt Tretleistung bei 45 km/h, gemessen im Windkanal nach TOUR-Standard, sind im Vergleich zu anderen Allround-Rädern im Profipeloton nur ein durchschnittlicher Wert. Vor allem Specialized und Pinarello bauen schnellere – und leichtere – Räder, bei denen bis zu 20 Watt weniger Tretleistung nötig ist. Antrittsstarke Sprinter wie Teamneuling Pascal Ackermann dürfen sich immerhin über hohe Steifigkeitswerte freuen. Aufgebaut ist das Colnago mit den edelsten Teilen der italienischen Komponentenmarke Campagnolo, SRM-Powermeter und Tubeless-Reifen – das ergibt auf unserer Laborwaage 7,1 Kilo ohne Pedale und sonstiges Zubehör. Etwas leichter dürfte das mit Schlauchreifen ausgestattete Siegerrad von 2021 (siehe Bild) gewesen sein, denn das System spart an den Laufrädern rund 200 Gramm. Mit dem kürzlich angekündigten Wechsel zu Pirelli als Reifensponsor ist die Wahrscheinlichkeit aber groß, dass das Team UAE künftig auf Tubeless-Reifen setzt.