Das Dogma F geht bereits in sein viertes Jahr und weicht damit vom turnusmäßigen Modellwechsel bei Pinarello ab, wo man den Wettkampfboliden in jüngerer Vergangenheit alle zwei Jahre überarbeitete. Ein neues Arbeitsgerät für Ineos Grenadiers um Altstar Geraint Thomas, der heuer sowohl bei Giro d’Italia als auch Tour de France an der Startlinie stehen will, scheint damit überfällig. Andererseits kann der Hersteller aus Treviso weiterhin für sich beanspruchen, eine der komplettesten Rennmaschinen im Peloton zur Verfügung zu stellen.
Die flächigen Bauteile des Rahmen-Sets lassen bereits vermuten, dass das Dogma F auf Speed getrimmt ist. Im Set-up mit SRAM Red AXS und 50 Millimeter hohen DT-Swiss-Laufrädern – der britische Profirennstall wird mit Shimano-Komponenten versorgt – hält es immer noch Kontakt zu den schnellsten Serienrädern im TOUR-Test. Die 205 Watt mit dem Referenzlaufradsatz (Zipp 404) bedeuten den Sprung unter die Top Ten. Aktuell ist kein Modell aus der Radsportnation schneller. In Kombination mit dem relativ geringen Gewicht ist das Pinarello ein prototypischer Allrounder, der auf vielen Terrains begeistert – und nicht zuletzt deshalb auf eine glanzvolle Historie mit etlichen Grand-Tour-Siegen verweisen kann.
Wie die anderen Profirennräder italienischer Provenienz leistet sich auch das Dogma F eine Schwäche: Obwohl laut Hersteller besonders zugfeste Carbonfasern des japanischen Spezialisten Toray zum Einsatz kommen, ist das Rahmen-Set an der Front nicht besonders steif. In Sprintsituationen oder Bergabpassagen leidet darunter die Spurtreue der insgesamt sehr agilen und antrittsstarken Maschine. Klitzekleines Manko dieses Traums schlafloser Radsportlernächte: Mit 15.350 Euro ist der Listenpreis allem Irdischen weit enteilt, Normalverdienern bleibt da vollends und endgültig die Spucke weg. Die Versionen mit Shimanos Dura-Ace oder Campagnolo Super Record dürften noch teurer sein. Trotz mehrmaliger Anfragen rückte Pinarello aber keine aktuellen Preise raus.
Mit der F-Serie präsentierte Pinarello vor einem Jahr einen Ableger des Dogma F. Während Sitzposition und Lenkgeometrie an das exklusive Top-Modell angelehnt sind, liegen die Unterschiede in der Carbonqualität und Ausstattung. Statt eines integrierten Cockpits ist unter anderem eine Lenker-Vorbau-Kombi verbaut. Preiswert sind die Versionen leider nicht: Zum Marktstart preiste Pinarello das F5 mit Shimanos 105 Di2 und Alu-Laufrädern von Fulcrum für 6150 Euro ein. Die weiteren Ausstattungsvarianten (F7, F9) nähern sich der 10.000-Euro-Marke oder übersteigen diese sogar.