“Sobald man in die Pedale tritt, wird klar, dass im Dogma ein purer Racer steckt.” Mit diesen Worten beschrieb TOUR das Dogma 60.1, das vor mehr als 15 Jahren die Kategorie der Race-Allrounder begründete. Das Konzept hat bis heute Bestand, die aktuelle Generation soll in vielen Rennradlebenslagen ein geeigneter Untersatz sein.
Obwohl das Flaggschiff der Italiener im vergangenen Sommer ein Update erhielt, gleicht es optisch und technisch dem Vorgänger. Den größten Sprung macht das Arbeitsgerät von Ineos Grenadiers beim Gewicht. 100 Gramm spart die Neuheit, sie gehen auf das Konto von Laufradsatz und Cockpit. Die sehr gute Aerodynamik bleibt nahezu unverändert. Ein erwartbares Ergebnis, da Pinarello die Rohrprofile zwar minimal optimierte, selbst aber nur von einer Verbesserung des Luftwiderstandswerts (CdA) von 0,2 Prozent sprach. Der Steifigkeits- und Komfortprüfstand bestätigt zudem unseren Eindruck nach der Premierenfahrt in den Dolomiten: Das Dogma F zählt nicht unbedingt zu den fahrstabilsten und komfortabelsten High-End-Rädern.
Schnelle Talfahrten quittierte der Italo-Renner mit einem etwas undefinierten Lenkverhalten, an das man sich nach einigen Kilometern jedoch gewöhnen kann. Auf ruppige Untergründe antwortet das Pinarello direkt, wobei die Tubeless-Reifen den geringen Federkomfort der Aero-Stütze etwas ausgleichen. Trotz der leichten Schwächen bleibt sich das antrittsstarke Dogma als “purer Racer” treu. Durch den ungewöhnlichen Aufbau mit Kompaktkurbel soll der Bolide vermutlich ein breiteres Publikum ansprechen. Jedoch: Die extrem gestreckte Sitzposition ist nicht unbedingt jedermanns Sache. Und dann wäre da noch der Preis.
Nur zwei Kandidaten sind noch teurer als das Dogma F; die Preise der beiden anderen Ausstattungsvarianten hütet Pinarello als Geheimnis. Für den kleineren Geldbeutel halten die Italiener die sogenannte F-Serie vor. Die Modelle sind an die Profi-Version angelehnt, mitunter aber deutlich schwerer und aerodynamisch nicht so optimiert.
Gewicht (25 Prozent der Gesamtnote): Für die Bewertung zählt das gewogene Komplettradgewicht in der einheitlichen Testradgröße 56–57 Zentimeter. Wir weisen zur Orientierung aber auch die Laufradgewichte aus. Die Notenskala ist so gelegt, dass bei einem mittleren Streckenprofil von 1000 Höhenmetern pro 100 Kilometern die physikalische Wirkung von Gewicht und Aerodynamik für die Durchschnittsgeschwindigkeit vergleichbar ist. Zur Orientierung: Die aerodynamische Optimierung des Rades kann auf solch einer Strecke bis zu knapp vier Kilogramm Gewicht kompensieren. Gleichzeitige Bestnoten in Gewicht UND Aerodynamik schließen sich aus, aber es gibt Rennräder, die einen sehr guten Kompromiss finden. Ist die Strecke bergiger als unsere Referenzstrecke, nimmt die Bedeutung des Gewichts zu, ist die Strecke flacher, wird die Aerodynamik wichtiger.
Luftwiderstand (25 Prozent): Dynamisch gemessen im Windkanal, mit TOUR-Dummy, drehenden Rädern, bewegten Beinen und über ein großes Spektrum von Anströmwinkeln. Verdichtet zu einer Aerodynamik-Note für typische Umweltbedingungen.
Frontsteifigkeit (10 Prozent): Wichtige Größe für die Lenkpräzision und das Vertrauen ins Rad bei hohem Tempo, ermittelt im TOUR-Labor. Es wird eine Gesamtsteifigkeit am fahrfertig montierten Rahmen-Set ermittelt, also inklusive Gabel. Die Steifigkeitswerte werden gedeckelt. Ziel sind nicht unendlich steife, sondern ausreichend fahrstabile Rahmen.
Tretlagersteifigkeit (10 Prozent): Verrät, wie stark der Rahmen bei harten Tritten, zum Beispiel im Sprint, nachgibt. Diese Messung findet ebenfalls im TOUR-Labor statt, mit einer realitätsnahen Aufspannung, bei der sich der Rahmen wie im Fahrbetrieb verformen kann.
Komfort Heck (10 Prozent): Ein Maß für die Nachgiebigkeit bei Fahrbahnstößen, gemessen im TOUR-Labor. Es wird ein Federweg bei Belastung der Sattelstütze gemessen. Der Messwert korreliert sehr gut mit den Fahreindrücken und dem Komfortempfinden. Gute Noten bedeuten auch eine ordentliche Fahrdynamik, die sich auf schlechten Straßen positiv auf die Geschwindigkeit auswirkt.
Komfort Front (5 Prozent): Analog zum Heck wird die Verformung des Lenkers unter Last ermittelt. Eine gute Note bedeutet viel Federkomfort, was die Hände auf langen Touren entlastet. Starke Sprinter, die viel Steifigkeit wünschen, sollten aber eher auf einen steifen Lenker achten.
Schalten (5 Prozent): Die Schalteigenschaften werden im Fahrtest ermittelt. Bewertet wird nicht der Preis oder die Qualitätsanmutung einzelner Komponenten, sondern ausschließlich die Funktion des gesamten Getriebes. Dabei spielen beispielsweise auch die Zugverlegung, die Qualität der Züge und die montierte Kette eine Rolle.
Bremsen (5 Prozent): Ähnlich wie beim Schalten zählt auch hier der Test auf der Straße, es fließen zusätzlich die Erfahrungen aus unseren unzähligen Tests von Bremsen mit in die Bewertung ein. Dabei wird nicht das Bauteil selbst, sondern die Funktion als Zusammenspiel von Bremskörper, Belägen, Felgen bzw. Scheiben und Zügen sowie Zugverlegung bewertet: Wie gut lassen sich die Bremsen modulieren? Wie standhaft sind die Bremsen, wie lang sind die Bremswege?
Reifen (5 Prozent): Bewertet werden Rollwiderstand und Grip – soweit bekannt aus einem unserer unabhängigen Reifentests oder anhand des Fahreindrucks.
Die Gesamtnote wird arithmetisch aus den prozentual unterschiedlich gewichteten (Prozentangaben in Klammern) Einzelnoten gebildet. Sie bringt vor allem die sportlichen Qualitäten des Rades zum Ausdruck.