High-End-BikeIkarus Faster im TOUR-Test

Robert Kühnen

 · 22.10.2025

Das ist das Ikarus Faster
Foto: Robert Kühnen
Moderne Rennräder sind übergewichtig? Nicht das Ikarus Faster. In Größe M hängt das Rad mit 6,25 Kilogramm an der Waage – mit DT Swiss ARC 1100-Aerolaufrädern und abgestimmt auf maximalen Speed. Wie schlägt es sich im Test?

Das Rad ist aufgebaut um die Komponentengruppe SRAM Red (2x12). Zugeständnisse an das angestrebte geringe Gewicht: Die sportliche Übersetzung (Kettenblatt-Kombi 48/35, Ritzelpaket 10-28), 140er-Bremsscheiben und ein 60 Gramm leichter Vollcarbonsattel. Davon abgesehen sind keine Tuningkniffe nötig. Die aerodynamische Lenker-Vorbaueinheit stammt wie die Sattelstütze von Ikarus. Für bestmögliche Aero-Performance ist vorne der Conti-Reifen Aero 111 in nur 26 Millimetern Breite montiert, hinten ergänzt um einen Maxxis Highroad SL in 28 Millimetern – in Verbindung mit den DT Swiss-Laufrädern die schnellste Kombination im Windkanal. Mit hauseigenen Ikarus-Laufrädern und etwas breiteren Reifen verschlechtert sich die Aero-Leistung auf 206 Watt. Mit flacheren Felgen sind auch Gewichte bis 5,8 Kilogramm möglich.

Ikarus Faster: Kletterbike mit Eigenschaften einer Aeromaschine

Abgeschnitten: Die Rohrprofile haben eine Abrisskante, das berühmte Kammtail, benannt nach dem deutschen Erfinder Wunibald KammFoto: Robert KühnenAbgeschnitten: Die Rohrprofile haben eine Abrisskante, das berühmte Kammtail, benannt nach dem deutschen Erfinder Wunibald Kamm

Das Rad ist in jeder Konfiguration ein Kletterbike mit den Eigenschaften einer sehr guten Aeromaschine, im Prinzip der perfekte Allrounder. Hier steht beim Ballern in der Ebene kein dickes Rohr im Wind. Die Frontpartie des Rahmens weist eine Nase auf, ähnlich wie die Räder von Specialized oder Trek. Die Form des Steuerrohrs ist dennoch eigenständig, die Stirnfläche zeigt im Querschnitt die Silhouette einer Sanduhr. Der Übergang ins Unterrohr ist aerodynamisch fließend, das Unterrohr selbst ein moderates, auf der windabgewandten Seite abgeschnittenes Aeroprofil (Kammtail). Der Rahmen ist insgesamt sehr homogen gestaltet und reizt die maximal zulässige Profiltiefe nach UCI-Reglement nicht aus. Ikarus verzichtet aber auch auf die UCI-Zertifizierung. Bei UCI-Rennen ist das Rad daher nicht zugelassen.

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Das Tretlager ist als BSA-Schraublager ausgeführt, mit durchgehender, teils ausgefräster Hülse. Eine Problemlos-Technik, ebenso wie das UDH-Schaltauge, das kompatibel ist zu den neuen XPLR 1x13-Schaltungen. Steckachsen, Lagerungen der Gabel und Zugführungen bzw. Spacer sind frei von Schnickschnack, was langfristig die Ersatzteillage und Funktionalität sichern wird.

Zukunftsfähig: Das Schaltauge ist kompatibel mit dem neuen UDH-Standard – bei Rennrädern noch selten, aber die Zukunft, weil viel stabilerFoto: Robert KühnenZukunftsfähig: Das Schaltauge ist kompatibel mit dem neuen UDH-Standard – bei Rennrädern noch selten, aber die Zukunft, weil viel stabiler

Ikarus Faster - leicht, schnell, komfortabel

Die Leichtigkeit der Maschine ist auf der bergigen Testrunde gut zu spüren, spielerisch schwingt das Rad im Wiegetritt von Seite zu Seite. In den flacheren Abschnitten rollt es fantastisch. Der Fahrer ist das Limit; aber wann ist er das nicht? Bei Langsamfahrt überlappt die Fußspitze (Größe 45) knapp mit dem Vorderrad, was aber wohl vor allem daran liegt, dass der Testfahrer besser einen größeren Rahmen fahren sollte.

Eingeschnürt: So wenig Stirnfläche wie möglich hält das Steurrohr mit seiner Sanduhrform in den WindFoto: Robert KühnenEingeschnürt: So wenig Stirnfläche wie möglich hält das Steurrohr mit seiner Sanduhrform in den Wind

Die Lenkgeometrie trifft die goldene Mitte aus Lebendigkeit und Geradeauslauf, die Fahrt ist geräuscharm und trotz relativ schlanker Reifen gut gedämpft. Das Vorderrad zuckt während zwei Stunden nur genau einmal, in der Wirbelschleppe eines großen LKW. Der Aero-Reifen am Vorderrad beruhigt das Geschehen spürbar, eine Erfahrung, die wir auch schon mit anderen Testrädern gemacht haben. Die schwache Tretlagersteifigkeit fällt während der Testfahrt nicht auf, die geringe Fahrstabilität hingegen schon. Die Einschränkung ist nicht groß, das Vertrauen reicht für ein Spitzentempo von immerhin 80 km/h. Das Faster fährt aber nicht auf Schienen wie ein Specialized Tarmac, es ist undefinierter, weniger direkt. Aber es schwingt sich im Zuge der Testfahrt auch nicht auf. Die kleine 140er-Bremsscheibe vorne nimmt der SRAM-Bremse den giftigen Biss und jammert unter Volllast etwas. Hinten reichen 140 Millimeter Scheibendurchmesser locker.

Für die Testmaschine ruft Ikarus 8950 Franken auf. Viel Geld, aber im Vergleich zu ähnlichen Superbikes tatsächlich günstig. Mit einfacherer Ausstattung (Ultegra oder Force) sind Preise ab 6450 Franken möglich. Die TOUR-Note 1,7 bedeutet, dass Ikarus auf Anhieb fast alles richtig gemacht hat. Das Faster ist ein heißer Tipp für Marathonisti, die ein bezahlbares High-End-Bike suchen.

Das ist das Ikarus FasterFoto: Robert KühnenDas ist das Ikarus Faster

Ikarus Faster: Test-Note, Preis, Geometrie, Ausstattung, Messwerte, Vor- und Nachteile

  • Preis: ca. 9600 Euro
  • Gewicht Komplettrad: 6,25 Kilo
  • ​Rahmengrößen: 49, 52, 54, 56, 58 cm
  • TOUR-Note: 1,7

​Geometrie

  • Sitz-/Ober-/Steuerrohr: 472/545/135 Millimeter
  • Stack/Reach/STR: 555/380 Millimeter/1,46
  • Stack+/Reach+/STR+: 593/560 Millimeter/1,06
  • Radstand: 980/64 Millimeter

​Ausstattung

  • Antrieb/Schaltung: SRAM Red AXS (2x12, 48/35, 10-28 Z.) | Note: 1,0
  • Bremsen: SRAM Red AXS (140/140 Millimeter) | Note: 2,0
  • Reifen: Conti Aero 111/Maxxis Highroad SL 26/28 mm | Note: 1,0
  • Laufräder: DT Swiss ARC 1100
  • Laufradgewichte: 1099/1338 Gramm (v./h.)

Messwerte

  • Gewicht Komplettrad: 6200 Gramm | Note: 1,0
  • Aerodynamik: 204 Watt | Note: 1,0
  • Fahrstabilität: ​5,8 N/mm | Note: 3,3
  • Komfort Heck: 120 N/mm | Note: 2,0
  • Komfort Front: 71 N/mm | Note: 2,0
  • Antritt/Tretlagersteifigkeit: 45 N/mm | Note: 3,7
Ikarus-Faster-Starken-Schwachen-TestFoto: TOUR

​Ikarus Faster: Vor- und Nachteile

Vorteile

sehr leicht, sehr gute Aerodynamik, komfortabel, vergleichsweise günstig

Nachteile

Fahrstabilität leicht unterdurchschnittlich

​So testet TOUR

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