ImportstoppGiant verhandelt mit US-Zollbehörde

Kristian Bauer

 · 31.10.2025

Importstopp: Giant verhandelt mit US-ZollbehördeFoto: KI generiert mit StoryChief
Importstopp USA
​Die Giant Group kämpft weiter gegen das Importverbot von Produkten in die USA. Dazu gab es ein offizielles Gespräch mit der US-Zollbehörde CBP in Washington. Seit Mitte Oktober gibt es eine Prüfung in den taiwanesischen Produktionsstätten durch ein externes Unternehmen. Der Bericht wird ein wichtiger Bestandteil der CBP-Verfahren sein.

Erstes Gespräch mit Giant und US-Zoll

Der Import für in Taiwan hergestellte Giant-Produkte in die USA ist weiter verboten. Jetzt gab es erstmals ein Gespräch zwischen Vertretern der Zollbehörde und Giant. Eine Delegation des taiwanesischen Fahrradherstellers traf sich Ende Oktober 2025 mit Vertretern der US-Zoll- und Grenzschutzbehörde CBP in Washington D.C. zu einem offiziellen persönlichen Treffen. Die Gespräche verliefen laut einer Mitteilung von Giant in positiver und konstruktiver Atmosphäre.

Die US-Zollbehörde CBP würdigte laut der Mitteilung Giants Maßnahmen nach Erlass der Withhold Release Order (WRO). Die Behörde erkannte auch die Einbeziehung von Arbeitsrechten in Giants Nachhaltigkeits-Governance-Ziele und deren aktive Umsetzung an. Während des Treffens betonte die CBP, dass dieser Fall nicht darauf abziele, Giant zu bestrafen, sondern vielmehr die Verbesserung der Arbeits- und Menschenrechts-Situation durch Zusammenarbeit mit Unternehmen zu fördern. Es ist aber weiterhin nicht ersichtlich wann und ob der Importstopp aufgehoben wird.

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Internationale Prüfung bei Giant

Ein internationaler Auditor führt bereits seit Mitte Oktober 2025 Prüfungen in Giants taiwanesischen Produktionsstätten durch. Die von Giant beauftragten Prüfungen umfassen Mitarbeiterinterviews, Dokumentenprüfungen und Vor-Ort-Bewertungen von Fabriken und Wohnheimen, einschließlich umfassender Überprüfungen der Arbeits- und Lebensbedingungen. Die US-CBP teilte mit, dass der Drittpartei-Bewertungsbericht ein wichtiger Bestandteil der relevanten CBP-Verfahren sein wird.

Giant Group hat erklärt internationale Standards als Grundlage für internes Management und Verbesserungen zu befolgen. Das Unternehmen verpflichtet sich zur Umsetzung eines fairen, sicheren und respektvollen Arbeitsumfelds und zur kontinuierlichen Aktualisierung des externen Fortschritts, um Informationstransparenz und gesellschaftliches Vertrauen zu gewährleisten. Die CBP erkannte während des Meetings Giants Bereitschaft zur aktiven Zusammenarbeit als positives Beispiel für die Verbesserung der Arbeits- und Menschenrechts-Governance an.

Hintergrund der Withhold Release Order für Giant

Die US-Zollbehörde hatte im September 2025 eine Withhold Release Order gegen in Taiwan hergestellte Giant-Produkte erlassen. Begründet wurde dieser Schritt mit Informationen, die auf den Einsatz von Zwangsarbeit schließen lassen. Arbeiter aus Thailand, Vietnam und anderen Ländern nehmen laut Berichten oft einen Kredit auf, um sich gegen Gebühr von Arbeitsvermittlern an Firmen in Taiwan vermitteln zu lassen. Die Arbeitsvermittler behalten später einen Großteil des gezahlten Lohns ein, wodurch eine Art Schuldknechtschaft entstehen kann. Die WRO betrifft nur Fahrräder, Fahrradteile und Zubehör, die in Taiwan von Giant hergestellt und in die USA exportiert werden. Andere Märkte, einschließlich Europa und Asien, sind nicht betroffen.

Giant Group betreibt neben Taiwan auch Produktionsstätten in China, den Niederlanden, Ungarn und Vietnam. Die vietnamesische Produktionsstätte beliefert bereits den US-Markt und wird eine Schlüsselrolle bei der Bedarfsdeckung spielen. .

Branchenweite Reaktionen in Taiwan

Die taiwanesische Fahrradindustrie reagierte mit einer neuen Brancheninitiative auf den Importstopp. Der Fahrradindustrieverband Taiwan Bicycle Association (TBA) kündigte eine Initiative an, die alle Mitglieder der Fahrradlieferkette dazu aufruft, Sorgfaltspflichten aktiv umzusetzen. Der Schwerpunkt liegt auf Menschenrechten und der Verhinderung von Zwangsarbeit. Führende Marken wie Giant und Merida Industry Co. haben Sorgfaltspflichtprogramme gestartet.

Die TBA arbeitet mit internationalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften zusammen, um professionelle Due-Diligence-Prüfungen für freiwillige Lieferanten durchzuführen. Eine umfassende Checkliste zur Selbstbewertung soll Lieferanten bei internen Überprüfungen helfen. Die Checkliste zielt darauf ab, die Einhaltung taiwanesischer Arbeitsvorschriften sicherzustellen und grundlegende Risiken wie Zwangsarbeit auszuschließen. Teilnehmende Unternehmen erhalten nach Abschluss des Prozesses eine offizielle Verifizierung und unterstützende Unterlagen.

Konkrete Verbesserungsmaßnahmen

Giant Group hat bereits mehrere konkrete Schritte unternommen. Seit dem 1. Januar 2025 gilt eine Zero Recruitment Fee Policy für alle neuen Mitarbeiter, bei der das Unternehmen alle Agentur-, Service- und damit verbundenen Gebühren übernimmt. Am 15. Oktober 2025 wurde diese Initiative auf alle aktuellen Wanderarbeiter ausgeweitet, wobei die erste Phase der Rückerstattungen bereits abgeschlossen ist.

Alle Wanderarbeiter wurden am 15. Oktober 2025 in neu gestaltete und verbesserte Wohnheime umgesiedelt, die internationalen Arbeits- und Menschenrechts-Standards entsprechen. Die neuen Unterkünfte bieten sicherere Lebensbedingungen und spezielle Betreuung. Das Arbeitsumfeld ist nach ISO 45001 und TOSHMS zertifiziert, mit regelmäßigen Gesundheitschecks, Impfungen und Sicherheitsschulungen sowie verschiedenen Wohlfahrtsaktivitäten.

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