Das erste nach aerodynamischen Gesichtspunkten designte Rennrad stellte Cube bereits 2019 vor. Der Ansatz des lupenreinen Aero-Renners erscheint heute, wo Hersteller zunehmend die Balance aus Gewicht und Aerodynamik suchen, zwar leicht angestaubt. Als Arbeitsgerät von Biniam Girmay, Gewinner des Grünen Trikots bei der Tour de France 2024, konnte das Litening Aero aber beweisen, dass es noch längst nicht zum alten Eisen gehört. Weil die Marke aus der Oberpfalz nicht alle Fahreigenschaften der Aerodynamik unterordnete, kann das Rad auch sechs Jahre nach seiner Premiere noch gut im Peloton mitrollen. Ohne Übertreibung spektakulär ist der Preis, denn das Cube kostet weniger als die Hälfte dessen, was andere Hersteller für vergleichbare Boliden mit Top-Ausstattung aufrufen.
Zwar stellt Cube das schwerste Rad im Test; vor allem das Rahmen-Set drückt auf die Waage, in Zahlen gefasst mit fast 500 Gramm mehr als das leichteste Chassis (Specialized) im Vergleich. Die Ausstattung mit leichter SRAM-Gruppe und Newmen-Laufrädern mit Carbonspeichen verhindert aber, dass der Abstand zur Konkurrenz zu groß wird. In der Aerodynamik-Wertung steht das Litening immer noch gut da und landet im vorderen Mittelfeld. Mit der sehr hohen Fahrstabilität und passablen Komfortwerten reicht es für die stabile Eins vor dem Komma.
Das Rad beschleunigt dank leichter Laufräder besser, als es das Gesamtgewicht vermuten lässt. Die Position ist stramm sportlich, das Lenkverhalten klassisch direkt. Pfeilschnell ist es auch.
Sehr, sehr viel mehr als bei allen anderen. Das gilt insbesondere für die gezeigte Top-Version, die bis hin zum Powermeter alles mitbringt. Der Preisvergleich mit den Wettbewerbern spricht für sich.
Gewicht (25 Prozent der Gesamtnote): Für die Bewertung zählt das gewogene Komplettradgewicht in der einheitlichen Testradgröße 56–57 Zentimeter. Wir weisen zur Orientierung aber auch die Laufradgewichte aus. Die Notenskala ist so gelegt, dass bei einem mittleren Streckenprofil von 1000 Höhenmetern pro 100 Kilometern die physikalische Wirkung von Gewicht und Aerodynamik für die Durchschnittsgeschwindigkeit vergleichbar ist. Zur Orientierung: Die aerodynamische Optimierung des Rades kann auf solch einer Strecke bis zu knapp vier Kilogramm Gewicht kompensieren. Gleichzeitige Bestnoten in Gewicht UND Aerodynamik schließen sich aus, aber es gibt Rennräder, die einen sehr guten Kompromiss finden. Ist die Strecke bergiger als unsere Referenzstrecke, nimmt die Bedeutung des Gewichts zu, ist die Strecke flacher, wird die Aerodynamik wichtiger.
Luftwiderstand (25 Prozent): Dynamisch gemessen im Windkanal, mit TOUR-Dummy, drehenden Rädern, bewegten Beinen und über ein großes Spektrum von Anströmwinkeln. Verdichtet zu einer Aerodynamik-Note für typische Umweltbedingungen.
Frontsteifigkeit (10 Prozent): Wichtige Größe für die Lenkpräzision und das Vertrauen ins Rad bei hohem Tempo, ermittelt im TOUR-Labor. Es wird eine Gesamtsteifigkeit am fahrfertig montierten Rahmen-Set ermittelt, also inklusive Gabel. Die Steifigkeitswerte werden gedeckelt. Ziel sind nicht unendlich steife, sondern ausreichend fahrstabile Rahmen.
Tretlagersteifigkeit (10 Prozent): Verrät, wie stark der Rahmen bei harten Tritten, zum Beispiel im Sprint, nachgibt. Diese Messung findet ebenfalls im TOUR-Labor statt, mit einer realitätsnahen Aufspannung, bei der sich der Rahmen wie im Fahrbetrieb verformen kann.
Komfort Heck (10 Prozent): Ein Maß für die Nachgiebigkeit bei Fahrbahnstößen, gemessen im TOUR-Labor. Es wird ein Federweg bei Belastung der Sattelstütze gemessen. Der Messwert korreliert sehr gut mit den Fahreindrücken und dem Komfortempfinden. Gute Noten bedeuten auch eine ordentliche Fahrdynamik, die sich auf schlechten Straßen positiv auf die Geschwindigkeit auswirkt.
Komfort Front (5 Prozent): Analog zum Heck wird die Verformung des Lenkers unter Last ermittelt. Eine gute Note bedeutet viel Federkomfort, was die Hände auf langen Touren entlastet. Starke Sprinter, die viel Steifigkeit wünschen, sollten aber eher auf einen steifen Lenker achten.
Schalten (5 Prozent): Die Schalteigenschaften werden im Fahrtest ermittelt. Bewertet wird nicht der Preis oder die Qualitätsanmutung einzelner Komponenten, sondern ausschließlich die Funktion des gesamten Getriebes. Dabei spielen beispielsweise auch die Zugverlegung, die Qualität der Züge und die montierte Kette eine Rolle.
Bremsen (5 Prozent): Ähnlich wie beim Schalten zählt auch hier der Test auf der Straße, es fließen zusätzlich die Erfahrungen aus unseren unzähligen Tests von Bremsen mit in die Bewertung ein. Dabei wird nicht das Bauteil selbst, sondern die Funktion als Zusammenspiel von Bremskörper, Belägen, Felgen bzw. Scheiben und Zügen sowie Zugverlegung bewertet: Wie gut lassen sich die Bremsen modulieren? Wie standhaft sind die Bremsen, wie lang sind die Bremswege?
Reifen (5 Prozent): Bewertet werden Rollwiderstand und Grip – soweit bekannt aus einem unserer unabhängigen Reifentests oder anhand des Fahreindrucks.
Die Gesamtnote wird arithmetisch aus den prozentual unterschiedlich gewichteten (Prozentangaben in Klammern) Einzelnoten gebildet. Sie bringt vor allem die sportlichen Qualitäten des Rades zum Ausdruck.