Die Radsport-Saison hat mit den Frühjahrsklassikern kaum Fahrt aufgenommen, da machte Superstar Tadej Pogacar schon wieder auf sich aufmerksam und untermauerte seine Ambitionen auf das Double aus Giro d’Italia und Tour de France. Das Leistungsniveau des Slowenen ist umso höher einzuschätzen, als er mit dem V4Rs von Colnago nicht das allerbeste Material in der World Tour zur Verfügung hat. Vor allem aerodynamisch haben Pogacar und seine Teamkollegen um Nils Politt einen klaren Nachteil: Die 221 Watt, die das Rad im GST-Windkanal benötigt, um 45 km/h zu fahren, sind nach aktuellem Stand der Technik ein unterdurchschnittlicher Wert. Vergleichbare Race-Allrounder benötigen bis zu 14 Watt weniger Tretleistung, um im Renntempo den eigenen Luftwiderstand zu überwinden.
Im Gegensatz zum Testrad ist an Pogacars Arbeitsgerät zwar ein schmälerer Lenker von Ausrüster Enve geschraubt, der Abstand zu den schnellsten Rädern dürfte damit aber nur geringfügig kleiner werden. Ansonsten ist das Potenzial ausgereizt, lediglich ein Watt holt das V4Rs mit unseren Referenzlaufrädern (Zipp 404) auf. An der TOUR-Waage hängt die Top-Version mit knapp mehr als sieben Kilogramm, das Modell von Pogacar spart dank zahlreicher Tuning-Teile des italienischen Spezialisten Carbon-Ti rund 200 Gramm.
Im Renntrimm mit Pedalen, Computer, Flaschen und Transponder ermittelten wir bei der letztjährigen Tour de France ein Gesamtgewicht von 7,4 Kilogramm. Damit liegt es auf dem Niveau vieler Konkurrenzmodelle, nur klassische Bergräder rücken fahrfertig näher an das UCI-Gewichtslimit heran. Als Leichtgewicht dürfte sich Pogacar nicht an der geringen Frontsteifigkeit stören, schwerere Piloten wie Edelhelfer Nils Politt werden sich dagegen wohl eine fahrstabilere Basis wünschen. Speziell auf rasanten Bergabpassagen neigt das Colnago zu einem nervösen Fahrverhalten. Beim Federkomfort zählt das V4Rs zum besten Material im Peloton. Über den Preis decken wir besser den Mantel des Schweigens.
Die Edelmarke aus Cambiago bietet keine richtig günstige Alternative zum Profimodell des V4Rs an. Bereits die einfachste Version mit SRAM Force AXS und Alu-Laufrädern kostet 7760 Euro. Wer dennoch etwas italienisches Rennflair genießen will, wird möglicherweise beim V3 fündig. Die drei Ausstattungsvarianten des Wettkampfrads, das sich bei der Sitzposition am V4Rs orientiert, sind mit elektronischen Schaltgruppen von Shimano (105, Ultegra) oder SRAM (Rival) aufgebaut und teilen sich robuste Alu-Laufräder von Fulcrum. Die Preise liegen zwischen 4530 und 5580 Euro.