Aero ist Trumpf: Dieser Maxime verschrieb sich die Traditionsmarke aus dem Großraum Mailand in den vergangenen Monaten und entwickelte das Aeroscoop. Laut Herstellerangabe ist die Neuheit das bislang schnellste Rennrad in der mehr als 75-jährigen Firmengeschichte der Italiener. Das volle Potenzial reizt eine Tuning-Version aus: Mit flächigen Aero-Laufrädern von Columbus (vorne) und Zipp (hinten) sowie dem strömungsoptimierten Vorderreifen von Continental benötigt das Aeroscoop 205 Watt zur Überwindung des eigenen Luftwiderstands im Renntempo.
Cinelli griff bei der Messmethodik auf die Expertise von TOUR zurück. Die starke Performance des Race-Modells ist damit vergleichbar mit bereits getesteten Wettkampfrädern in Europas größtem Rennrad-Magazin. Die Bestenliste führt aktuell (Stand: November 2025) das Storck Aerfast.5 Pro mit 198 Watt an, knapp vor dem Simplon Pride II mit 199 Watt. Die Top-Version des Cinelli wiederum reiht sich hinter den populären Scott Foil RC Ultimate (203 Watt), Canyon Aeroad CFR (204 Watt) und Colnago Y1Rs (204 Watt) ein. Weitere Ausstattungsvarianten schneiden mit 207 Watt (Columbus Cento 62C) bzw. 208 Watt (Zipp 404) nicht viel langsamer ab.
Als schneller Race-Allrounder lässt das Aeroscoop auch das Gesamtgewicht nicht außer Acht. Für die leichteste Version mit SRAM Red AXS und 50 Millimeter hohen Carbonlaufrädern von Columbus, Modell Gara, soll die Neuheit 6,7 Kilogramm wiegen. Eine Standardversion mit SRAM Red AXS und Fulcrum Wind 57-Laufrädern listet Cinelli mit 7,0 Kilogramm. Das Komplettradgewicht unseres Testrads mit 62-Millimeter-Felgen und Aero-Reifen hing mit 7,2 Kilogramm an der Waage. Das Cinelli liegt damit auf dem Gewichtsniveau der aerodynamisch optimierten Modelle von Canyon oder Storck. Astreine Race-Allrounder wie das Specialized S-Works Tarmac SL 8 (6,6 Kilo; 209 Watt), die den Spagat aus geringem Gewicht und hoher Geschwindigkeit erreichen wollen, sparen im Vergleich zum Aeroscoop ein paar Hundert Gramm.
Der Rahmen des neuen Cinelli soll in mittlerer Rahmengröße 950 Gramm wiegen; für die Gabel sind 370 Gramm überliefert. Als Basis dienen verschiedene Carbonqualitäten des weltbekannten Herstellers Toray: T700 für Festigkeit und kontrollierte Flexibilität, T800 für optimierte Steifigkeit in kritischen Bereichen und T1100 für maximale Steifigkeit in hochbelasteten Zonen. Während des Laminierungsprozesses kommt Latex zwischen den Schichten und der Form zum Einsatz. Dadurch soll eine exakte Belegung mit den Carbonmatten und eine gleichmäßige Harzverteilung gewährleistet sowie Lufteinschlüsse ausgeschlossen werden.
Das auffälligste Detail des Rahmen-Sets findet sich am Hinterbau, indem der Knotenpunkt zwischen Sitzstreben und Sitzrohr flächig ausfällt und mit einem Strömungskanal die Blicke auf sich zieht. Die Italiener bezeichnen die Konstruktion als “Double Arm Seat Stay Design”, das wie zwei Tragflächen den Luftstrom um den Rahmen lenken soll. Mehr Einfluss auf die starke Aero-Performance dürfte indes die filigrane Front haben: Das Steuerrohr ist konkav geformt, das Unterrohr schmiegt sich um das Vorderrad und das Cockpit fällt mit 360 Millimetern sehr schmal aus.
Die Geometrietabelle verrät indes, dass sich das Aeroscoop vornehmlich an trainierte und ambitionierte Fahrerinnen und Fahrer richtig. Schließlich deutet der STR-Quotient von 1,40 (Rahmengröße M) auf eine rennmäßig-gestreckte Sitzposition hin. Die maximale Reifenfreiheit gibt Cinelli mit 34 Millimetern an.
Cinelli teilte bislang fünf Komplettrad-Optionen zwischen 6.000 und 10.700 Euro mit. Es ist allerdings davon auszugehen, dass das Aeroscoop auch als Rahmen-Set erhältlich sein wird. Alle Konfigurationen der Italiener kommen mit elektronischer Schalttechnik von Campagnolo, Shimano oder SRAM. Die Versionen mit Ultegra Di2 und 105 Di2 sind mit Alu-Laufrädern von Fulcrum aufgebaut, in den Varianten mit Dura-Ace Di2, Red AXS und Super Record WRL stecken Carbon-Laufräder von Fulcrum. Alle Modelloptionen teilen sich einen Carbonlenker von Columbus. Neben fünf Rahmengrößen stehen zwei Farbvarianten zur Auswahl.