Rennrad-KaufWelche Rahmengröße beim Rennrad brauche ich?

Tour Magazin

 · 17.12.2021

Rennrad-Kauf: Welche Rahmengröße beim Rennrad brauche ich?Foto: TOUR Magazin
TOUR erklärt die wichtigsten Maße und Winkel beim Rennrad und hilft, damit Sie die richtige Größe beim Rennrad finden.

Mit Rennradrahmen ist es wie mit Schuhen: Nur mit der passenden Größe kommt man gut voran. Hier verraten wir Tipps, wie man die passende Rahmenhöhe beim Rennrad findet und was beim Radkauf zu beachten ist.

Das TOUR-Testverfahren ist darauf angelegt, Rennradrahmen der Größe 57 zu bewerten – die meistverkaufte Größe hierzulande. Weil wichtige Bewertungskategorien wie Gewicht, Steifigkeit und Komfort größenabhängig sind, lassen sich die Noten nicht ohne Weiteres auf kleinere und größere Rahmen übertragen. Um auch andere Rahmengrößen einschätzen zu können, haben wir jeden Testrahmen in drei Größen angefordert: in der jeweils kleinsten und größten lieferbaren Größe sowie der Größe, die der Normgröße 57 am nächsten kommt.

STR-Wert bei Rennradrahmen: Was steckt dahinter?

Am Beispiel des Carbonrahmen-Tests erklären wir die Vermessung eines Rennradrahmens: Endnoten können wir den kleinen und großen Rahmen zwar nicht geben. Sie finden aber im Diagramm bei den Testbriefen zu allen Rahmengrößen die Steifigkeitswerte in Lenkkopf und Tretlager – wichtig für Ihre Kaufentscheidung. Eine weitere zentrale Information zu den unterschiedlichen Größen steckt in den jeweiligen Testbriefen. Dort finden Sie für jede gemessene Rahmengröße den STR-Wert. Er setzt die tatsächliche Höhe eine Rahmens (englisch „Stack“) ins Verhältnis zur realen Länge („Reach“). Der STR-Wert gibt also unabhängig von nomineller Rahmengröße, Sitzrohrlänge und Sitzwinkel an, ob ein Rahmen eher kurz und komfortabel oder lang und damit sportlich ausfällt. Die getesteten Rahmen reichen von Größe 44 bis 64 (Herstellerangaben), die STR-Faktoren von extrem sportlichen 1,32 (Trek, Größe 50) bis zu entspannten 1,58 (Cannondale, Größe 63).

  Rahmengeometrie beim Rennrad: Winkel und Abmessungen im ÜberblickFoto: TOUR Redaktion
Rahmengeometrie beim Rennrad: Winkel und Abmessungen im Überblick

Auffällig: Kleine Rahmen fallen – von wenigen Ausnahmen abgesehen – tendenziell sportlicher aus als große. Das liegt daran, dass große Rahmen stärker in der Höhe als in der Länge wachsen (sinnvoller wäre proportionales Wachsen). Limitierende Faktoren hierfür sind die gleichbleibende Laufradgröße und der nur marginal zulegende Radstand. Daraus könnte man schließen, dass kleinere Menschen zu einer gestreckten Sitzposition gezwungen werden und große zu einer aufrechteren Position – auch wenn sie vielleicht ganz anders sitzen wollen. Doch keine Panik: Der STR-Wert bezieht sich nur auf den Rahmen und berücksichtigt nicht, dass es Vorbauten in Längen von 70 bis 150 Millimetern gibt, die viel Spielraum für die Positionsanpassung erlauben. Im Übrigen sieht es auch besser aus, wenn ein kleines Rad mit einem kürzeren Vorbau, ein großes mit längerem Vorbau gefahren wird.

Winkel und Abmessungen beim Rennrad: Diese Werte sind entscheidend

Lenkwinkel / Gabelvorbiegung

bestimmen zusammen den Nachlauf – maßgeblich für das Lenkverhalten. Typisch: Lenkwinkel um 73° und Nachläufe zwischen 55 und 60 mm. Je steiler der Lenkwinkel bzw. je kürzer der Nachlauf, desto nervöser das Lenkverhalten

Radstand

kurz = agiles Fahrverhalten
lang = guter Geradeauslauf

Kettenstreben

Kurze Kettenstreben bedeuten höhere Last auf dem Hinterrad

Tretlagerabsenkung / BB-Drop

Die Tretlagerabsenkung (vertikale Entfernung von Tretlagermitte zu Achsmitte) beeinflusst Bodenfreiheit und fahrbare Kurbellänge

Das zeichnet kleine Rennradrahmen (unter 52 cm) aus

  • haben flache Lenkwinkel und folglich ein trägeres Lenkverhalten
  • profitieren von kleinen Laufrädern, die spritzigeres Fahrverhalten und bessere Balance erlauben
  • haben (zu) steile Sitzwinkel
Das Verhältnis von Schrittlänge und Oberkörper kann sehr unterschiedlich sein. Menschen mit langen Beinen benötigen eher einen eher kurzen Rennrad-Rahmen (sogenannte Langbeiner). Sogenannte Sitzriesen (mit langem Rumpf) greifen besser zu einem längeren Rennrad-Rahmen.Foto: TOUR Magazin
Das Verhältnis von Schrittlänge und Oberkörper kann sehr unterschiedlich sein. Menschen mit langen Beinen benötigen eher einen eher kurzen Rennrad-Rahmen (sogenannte Langbeiner). Sogenannte Sitzriesen (mit langem Rumpf) greifen besser zu einem längeren Rennrad-Rahmen.

Das zeichnet große Rennradrahmen (über 60 cm) aus

  • sind vergleichsweise kurz und hoch gebaut
    haben vergleichsweise kurze Radstände
    haben tendenziell flachere Sitzwinkel
    haben zu wenig Bodenfreiheit für lange Kurbeln

So bestimmen Sie ihre Körperproportionen, die über die Rennradgröße entscheiden

Ihre Schrittlänge, geteilt durch Ihre Körpergröße, ergibt einen Faktor, der Ihre Körperproportionen beschreibt. Ablesebeispiel: Bei 178 cm Körpergröße liegt man mit 81 cm Schrittlänge (Faktor 0,455) genau in der Mitte des Spektrums. Standardrahmen sind dann eine gute Ausgangsbasis. Langbeiner wählen den Rahmen eher komfortabler, Sitzriesen sportlicher. Hinweis: Im Vermessungsblatt wird der Faktor für die Körperproportion, anders als in der Grafik oben, als Zahl zwischen -5 (Sitzriese) und +5 (Langbeiner) ausgegeben.

Die Wahl des richtigen Rennradrahmens

So finden Sie, ausgehend von Ihren Körperproportionen und der gewünschten Sitzposition, den passenden Rennradrahmen:

Schrittlänge messen

Stellen Sie sich vor eine Wand, Füße mit Pedalabstand. Pressen Sie ein Buch mit dem Rücken in den Schritt und messen Sie den Abstand vom Buchrücken zum Boden. Für die passende Sitzhöhe bei Rennrädern (den Abstand Tretlager­-Satteloberkante) gibt es eine bewährte Formel: Sitzhöhe = 0,885 x Schrittlänge.

So finden Sie den passenden Rennradrahmen in Abhängigkeit von Schrittlänge und gewünschter Sitzposition. Der STR-Faktor (Stack to Reach) ist ein guter Anhaltspunkt, den TOUR bei allen Tests angibt.Foto: TOUR Magazin
So finden Sie den passenden Rennradrahmen in Abhängigkeit von Schrittlänge und gewünschter Sitzposition. Der STR-Faktor (Stack to Reach) ist ein guter Anhaltspunkt, den TOUR bei allen Tests angibt.
  Lesebeispiel: Wenn Sie als normal proportionierter Radler auf Ihrem Rad rennmäßig sitzen wollen, sollte bei dem Rahmen Ihrer Größe dieses Symbol in der Tabelle stehen.Foto: TOUR Magazin
Lesebeispiel: Wenn Sie als normal proportionierter Radler auf Ihrem Rad rennmäßig sitzen wollen, sollte bei dem Rahmen Ihrer Größe dieses Symbol in der Tabelle stehen.

Passende Rahmenhöhe (Stack) berechnen

Den Stack berechnen Sie mit der Formel: 0,69 x Schrittlänge (cm) Addieren Sie 2 Zentimeter (kleine Rahmen) oder 4 Zentimeter (große Rahmen) für eine Komfortgeometrie.

Dividieren Sie Ihre Schrittlänge durch Ihre Körpergröße (jeweils in cm)

Überprüfen Sie anhand der Grafik oben, ob Sie durchschnittliche Proportionen haben oder eher Sitzriese oder Langbeiner sind. Wenden Sie die folgende Matrix an, um unter den Rahmen mit der für Sie richtigen Höhe den zu finden, dessen Geometrie Ihnen am meisten zusagt (STR-Faktor):

  • STR-Faktor < 1,45 = rennmäßige Sitzposition
  • STR-Faktor 1,45-1,55 = sportliche Sitzposition
  • STR-Faktor > 1,55 = komfortable Sitzposition