Die mit Spannung erwartete erste Bergankunft der Vuelta a Espana 2024 lieferte zahlreiche Erkenntnisse. Eine davon: Primoz Roglic (Red Bull-Bora-Hansgrohe) hat sich von seinem Sturz bei der Tour de France erholt und ist in sehr guter Verfassung. Der Slowene gewann auf dem Pico Villuercas im Sprint einer kleinen Gruppe vor Lennert van Eetvelt (Lotto-Dstny) und schlüpft ins Rote Trikot. Der 23-jährige Belgier van Eetvelt hatte bereits wenige Meter vor dem Ziel Anstalten zum Jubeln gemacht und so den Etappensieg noch hergegeben. Rang drei ging an Joao Almeida (UAE Team Emirates).
Roglic selbst stapelte nach seinem 13. Tageserfolg bei der Vuelta in Sachen möglicher vierter Gesamtsieg mit Blick auf den Wirbelbruch, der ihn vor wenigen Wochen bei der Tour de France zur Aufgabe zwang, tief. Er habe seinen Rücken nach einigen Stunden im Sattel schon wieder gespürt.
Hoffentlich wird es nicht schlimmer. Das Ziel bleibt gleich: Wir schauen von Tag zu Tag - Primoz Roglic
Insgesamt sieben Fahrer gehörten nach 170,4 Kilometern zwischen Plasencia und Pico Villuercas, die bei Temperaturen von bis zu 40°C absolviert wurden, zur ersten Gruppe, die das Ziel gemeinsam erreichte. Dahinter hatten einige der hoch gehandelten Favoriten bereits Probleme, wie Vorjahressieger Sepp Kuss (Visma | Lease a Bike/+0:28), Mattias Skjelmose (Lidl-Trek/+0:43), Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers/+0:51), Richard Carapaz (EF Education EasyPost/+1:29), Adam Yates (UAE Team Emirates/+1:29) oder Cian Uijtdebroeks (Visma | Lease Bike/+1:38). Auch teamintern dürfte die Kapitänsrolle bei Red Bull-Bora-Hansgrohe nun geklärt sein. Aleksandr Vlasov verlor 38 Sekunden, der Giro-Zweite Daniel Felipe Martinez 4:10 Minuten und auch das deutsche Top-Talent Florian Lipowitz konnte mit 1:36 Minuten Rückstand nicht mit den Besten mithalten.
Anders als auf den ersten beiden Massenstartetappen waren die Plätze in der Ausreißergruppe am vierten Tag heiß begehrt. Es gab zahlreiche Angriffe, ehe die Gruppe des Tages mit fünf Fahrern stand: Bruno Armirail (Decathlon AG2R La Mondiale), Pablo Castrillo (Equipo Kern Pharma), Filippo Zana (Team Jayco-AlUla), Sylvain Moniquet (Lotto-Dstny) und Mikel Bizkarra (Euskaltel-Euskadi). Sie setzten sich kurz vor dem Gipfel des Puerto de Cabezabellosa (2. Kategorie) ab.
Es gab in der Anfangsphase zudem einen Sturz, in den unter anderem Thymen Arensman, Oscar Rodriguez und Laurens De Plus von Ineos Grenadiers verwickelt waren. Die Ausreißer indes hatten neben dem Etappensieg auch das Bergtrikot im Visier. Am Puerto de Cabezabellosa holte Moniquet als Erster fünf Punkte, am Alto de Piornal (1. Kategorie) nochmal zehn Punkte. Zwar sammelte der Belgier am Puerto de Miravete (3. Kategorie) nur noch einen Punkt und ging am Schlussanstieg leer aus. Doch mit insgesamt 16 Punkten übernimmt er das Gepunktete Trikot von Luis Angel Mate (Euskaltel-Euskadi).
Vom Peloton bekam die Gruppe auf der 4. Etappe der Vuelta a Espana 2024 nicht mehr als 3:30 Minuten Vorsprung. Red Bull-Bora-Hansgrohe übernahm die Verantwortung. Vor allem Patrick Gamper und Nico Denz verrichteten viel Arbeit. Rund 39 Kilometer vor dem Ziel war es dann vorbei mit der Einigkeit unter den Ausreißern. Armirail und Castrillo setzten ihre drei Begleiter in den Wind und machten fortan gemeinsame Sache als Spitzenduo. Der Spanier fuhr als Erster über den Zwischensprint in Roturas. Dahinter wurde auch noch gesprintet. Kaden Groves (Alpecin-Deceuninck) holte Rang drei vor Wout van Aert (Visma | Lease a Bike) und verringerte seinen Rückstand im Kampf um die Punktewertung auf den Belgier auf sechs Punkte.
Mit ungefähr 1:40 Minuten Vorsprung auf das Peloton gingen die beiden Spitzenreiter in den Schlussanstieg. Dort ließ sich van Aert früh zurückfallen, womit klar war, dass es einen neuen Gesamtführenden geben würde. Als es in das Steilstück ging, forcierte UAE Team Emirates das Tempo mit Pavel Sivakov, der fuhr zunächst die beiden Ausreißer auf. Der Versuch des Franzosen wurde von Primoz Roglic (Red Bull-Bora-Hansgrohe) gekontert, der anschließend an die Spitze ging und das Tempo bestimmte.
3,8 Kilometer vor dem Ziel erfolgte die Attacke von Felix Gall (Decathlon AG2R La Mondiale). Der Österreicher fuhr rund zehn bis 15 Sekunden Vorsprung heraus. Roglic erhöhte drei Kilometer vor dem Ziel nochmal die Pace. Im Schlepptau hatte der Slowene Enric Mas (Movistar) und Lennert van Eetvelt (Lotto-Dstny). Das Trio holte Gall wieder ein, der kurz darauf nicht mehr mithalten konnte und gemeinsam mit Matthew Riccitello (Israel-Premier Tech) und Joao Almeida (UAE Team Emirates) ein Verfolgertrio bildete, das 1,4 Kilometer vor dem Ziel den Anschluss an die Spitze wiederherstellte.
Die Sechsergruppe an der Spitze belauerte sich, sodass Mikel Landa (Soudal – Quick Step) nochmal aufschließen konnte. Der 34-jährige Baske nutzte einen kurzen Moment der Ruhe unter seinen Rivalen, um mit Schwung rund 300 Meter vor dem Ziel anzugreifen. Van Eetvelt setzte nach und zog vorbei. Der Youngster deutete bereits kurz vor dem Ziel an, die 4. Etappe der Vuelta a Espana 2024 gewonnen zu haben. Er hatte die Rechnung aber ohne Roglic gemacht, der auf den letzten Metern noch sein Vorderrad vorbeisteckte.