Sebastian Lindner
· 08.03.2024
Die Spanier feilen weiter an der Vuelta Femenina. Am internationalen Frauentag hat Organisator Unipublic, eine Tochter des Tour-de-France-Veranstalters A.S.O., acht Etappen für die Austragung vom 28. April bis 5. Mai 2024 vorgestellt, eine mehr als im Vorjahr. Unipublic selbst spricht von der 2. Auflage des Rennens, dessen Wurzeln aber in einem Eintagesrennen liegen, das 2015 am Finaltag der Vuelta der Männer ebenfalls in Madrid ausgetragen wurde. Es entwickelte sich zur Ceratizit Challenge, die 2022 fünf Etappen umfasste.
Neben der Strecke präsentierten die Veranstalter auch die 21 teilnehmenden Teams. Nur 13 der 15 World Teams werden dabei sein, das deutsche Team Ceratizit-WNT Pro Cycling sowie Uno-X Mobility verzichten auf einen Start in Spanien, sodass acht Continental-Teams die Liste auffüllen.
Acht Etappen, darunter drei Bergankünfte, rund 870 Kilometer, vom Mittelmeer in die Pyrenäen und dann wieder zurück Richtung Madrid - das sind die Eckdaten der Spanien-Rundfahrt der Frauen in diesem Jahr. Es ist die Schwerste bisher, ganz egal, in welcher Zählung gerechnet wird.
Die Vuelta Femenina beginnt wie seit 2022 immer erneut mit einem Mannschaftszeitfahren. Erneut startet die Rundfahrt dabei an der Mittelmeerküste. Valencia liegt im Vergleich zu Torrevieja im Vorjahr aber etwas weiter nördlich. Mit 16 Kilometern ist es etwas länger als im Vorjahr, dafür aber genauso topfeben. Das Klassement wird erstmals sortiert, was dem Team SD Worx - Protime allerdings auch die Chance gibt, mit Top-Favoritin Demi Vollering vom ersten bis zum letzten Tag im Roten Trikot der Gesamtführenden unterwegs zu sein.
Etwas ins Landesinnere von Valencia versetzt, startet die 2. Etappe in Bunol. Die Veranstalter werten sie offiziell als hügelig, der Puerto de L’Oronet ist als einziger Berg des Tages aber nur einer der 3. Kategorie. Auch wenn der Anstieg auf dem letzten Drittel des Weges nach Moncofar liegt, sollten hier die Sprinterinnen eine Chance bekommen, wenn sie die Ausreißerinnen nicht allzu weit ziehen lassen.
Ein paar Kilometer nördlich des Vortags beginnt die 3. Etappe der Vuelta der Frauen 2024 in Lucena. Sie führt das Feld nach Teruel ins hügelige Landesinnere. Mit dem Alto Fuente de Rubielos, den auch die Männer bei ihrer Spanien-Rundfahrt 2023 überquerten, wartet zwar auch an diesem Tag nur ein kategorisierter Anstieg (3. Kat.), doch ist das Profil dennoch ein deutlich anderes, schwierigeres. Abgesehen von einer Abfahrt kurz nach Rennbeginn sowie den letzten rund 15 Kilometern vor dem Ziel geht es kaum bergab, sondern immer nur in die Gegenrichtung. Hart genug gefahren, kann auch hier Klassement gemacht gemacht werden. Eine große Gruppe, die das Ziel gemeinsam erreicht, ist das wahrscheinlichste Szenario für den Tag.
Zwischen dem Start der 4. Etappe in Molina de Aragon und dem Ziel in Saragaossa liegen höhentechnisch 900 Meter. Es geht schnurstracks Richtung Nordwesten, überwiegend auch bergab. Eine Bergwertung gibt es nicht, ein paar Anstiege hingegen schon. Doch die dürften für keine ein Problem darstellen. Im Gegensatz zum Wind, der hier möglicherweise das Finale für Sprinterinnen auf der mit 142 Kilometern längsten Etappe vermasseln könnte. Im Moncayo-Naturpark, der etwas höher als seine Umgebung liegt, können Windstaffeln alles auf den Kopf stellen. Bei dann noch rund 80 Kilometern besteht dann die Chance, dass die Abstände deutlich werden - oder alles wieder zusammenläuft.
Am Alto del Fuerte Rapitan in Jaca steht auf dem fünften Teilstück die erste Bergankunft auf dem Programm. Damit geht es erstmals in die Pyrenäen. Von Huesca aus geht es zunächst leicht ansteigend bis Loarre, wo das Profil nochmal abfällt. Dann nimmt es lange Anlauf hinauf zum Alto del Monasterio de San Juan de la Pena. Genauso lang wie der Name des Berges ist auch der Anstieg. Satte 18 Kilometer lang geht nur bergauf, ehe der Anstieg der 2. Kategorie gemeistert ist. Allerdings gibt es keine steilen Rampen. Der Schlussanstieg dieser nur 113 Kilometer langen Etappe ist genau das Gegenteil. Nur 3400 Meter lang, dafür aber im Schnitt acht Prozent steil. Hier sprechen nur noch die Beine.
Nachdem in Jaca der nördlichste Punkt der Rundfahrt erreicht war, geht es wieder zurück in den Süden. Von Tarazona, etwas westlich von Saragossa, wird der Bergsee Laguna Negra ins Visier genommen. Fast schon ein Klassiker im Vuelta-Programm. Nachdem es die ersten 30 Kilometer des Tages fast ausschließlich bergauf geht, bleiben die nächsten rund 80 Kilometer wieder eben. Dann wartet fürs Finale wieder eine Bergankunft, der weg hinauf zum See ist der erste Kategorie-1-Anstieg der Rundfahrt. Hier gewinnen nur die stärksten Bergfahrerinnen.
Madrid rückt näher. San Esteban de Gormaz ist Ausgangspunkt der vorletzten Etappe, die eigentlich überhaupt keine Schwierigkeiten bietet - abgesehen von den letzten 500 Metern in Sigüenza. Denn dort im Finale warten Steigungen zwischen acht und zehn Prozent. Alle, die um den Tagessieg kämpfen, müssen hier nicht nur hellwach sein, sondern auch fit und spritzig. Für einige Sprinterinnen dürfte es zu schwierig werden. Und sollte es in der Gesamtwertung eng zugehen, lässt sich hier auch die eine oder andere Sekunde gewinnen bzw. verlieren.
Damit Madrid überhaupt eine Rolle während der Spanien-Rundfahrt der Frauen 2024 spielen kann, muss es Ausgangspunkt für die letzte Etappe sein. Denn für das große Finale haben sich die Organisatoren nochmal einen richtig dicken Brocken gewünscht.
Der Tag ist zwar nur 89 Kilometer lang, doch liegt das Ziel im Skigebiet Valdesqui. Um dorthin zu kommen, müssen zwei Pässe überquert werden. Zunächst der Puerto de La Morcuera, nach dessen Abfahrt es unmittelbar wieder hoch zum Puerto de Cotos geht. Auf einem Plateau geht es die letzten drei Kilometer bis ins Ziel. Gut möglich, dass dieses Stück schon genutzt werden kann, um das Trikot zu richten und in die Menge zu winken, denn die Strecke davor ist extrem selektiv, sodass kaum Fahrerinnen gemeinsam das Ziel erreichen werden.