Erst jubelte Vos, dann wurde es für ein paar Minuten nochmal etwas ruhiger. Und dann durfte sie sich doch über ihren 257. Sieg der Karriere freuen, der ihr gleichzeitig auch vorzeitig das Grüne Trikot sicherte, so sie denn die 7. und letzte Etappe beendet.
Ähnlich wie schon das zweite Teilstück endete auch das sechste nach 126 Kilometern in Baltanas auf einer leicht ansteigenden Zielgeraden. So klar und deutlich Vos ihren ersten Erfolg gegen Letizia Paternoster (Liv AlUla Jayco) eingefahren hatte, so eng war es nun gegen Bredewold. Vos` Tigersprung war nicht optimal getimt, sodass sie wenige Augenblicke vor der Linie noch als relativ klare Siegerin gewirkt hatte, doch Bredewold, die einfach durchgezogen hatte, kam dadurch nochmal auf Felgenbreite ran. Mit mehreren Metern Rückstand wurde Ally Wollaston (FDJ - Suez) Dritte.
“Ich bin glücklich, aber auch sehr erschöpft”, sagte die 37 Jahre alte Siegerin im Ziel. “Wir wussten, dass wir heute unsere Chance bekommen würden und sind deswegen nochmal All-in gegangen. Am Ende war es ziemlich knapp. Aber wir werden trotzdem ein kleines bisschen feiern und die Rundfahrt dann morgen gut zu Ende bringen.”
Auch wenn nur eine Gruppe von gut 50 Fahrerinnen gemeinsam das Ziel erreichte, änderte sich auf den vorderen Positionen des Gesamtklassements nichts. Demi Vollering (FDJ - Suez) verteidigte das Rote Trikot mit 45 Sekunden Vorsprung auf Anna van der Breggen (Team SD Worx - Protime) und eine mehr auf Marlen Reusser (Movistar Team). Auch das Bergtrikto gehört weiter Vollering.
Die ersten 100 Kilometer waren flach gewesen. Erst im letzten Part des Rennens waren mehrere Wellen Teil des Parcours. An einer davon versuchte sich Liane Lippert (Movistar Team) abzusetzen. Vollering. Vos und Bredewold gingen mit, hatten aber kaum Interesse daran, die Gruppe ins Ziel zu bringen. So kam das stark ausgedünnte Hauptfeld wieder zurück und der Massensprint musste entscheiden.
| RG | Fahrer | Zeit |
|---|---|---|
| 1 | Team Visma | Lease a Bike | 03:00:09 |
| 2 | Team SD Worx - Protime | +00:00:00 |
| 3 | FDJ - SUEZ | +00:00:00 |
| 4 | UAE Team ADQ | +00:00:00 |
| 5 | AG Insurance - Soudal Team | +00:00:00 |
| 6 | CANYON//SRAM zondacrypto | +00:00:00 |
Auf den zunächst flachen ersten Kilometern, die auch wieder vom einen oder anderen Regenschauer begleitet wurden, fand sich zunächst keine Ausreißergruppe, die mit echten Ambitionen dem Feld davonfahren wollte. Mehrere, nur halbwegs motivierte Versuche scheiterten.
Dann aber, nach 40 Kilometern, hatten sich plötzlich knapp 20 Fahrerinnen einen Vorsprung herausgefahren. Zu der stark besetzten Gruppe um Vittoria Guazzini (FDJ - Suez), Elena Cecchini und Femke Markus (Team SD Worx - Protime), Ellen van Dijk (Lidl - Trek), Kristin Faulkner (EF Education-Oatly), Justine Ghekiere (AG Insurance - Soudal) und Pfeiffer Georgi (Team Picnic - PostNL) gehörten auch deren Teamkollegin Franziska Koch und Romy Kasper (Human Powered Health). Obwohl alle großen Teams teils doppelt vertreten waren, funktionierte die Zusammenarbeit aber nicht optimal, gut 35 Kilometer später hatte das Peloton wieder aufgeschlossen.
Sofort starteten Konterattacken, an denen sich einmal mehr Lea Lin Teutenberg (Lotto Ladies) beteiligte. Der Vorsprung ihrer dreiköpfigen Gruppe mit Sarah Roy (EF Education-Oatly) und Nicole Steigenga (AG Insurance - Soudal) wuchs auf etwas über eine Minute an, eine Verfoglergruppe, die sich auchgemacht hatte, schaffte es nie nach vorne. Das Trio schaffte es bis zum Zwischensprint und auch noch in den schwereren, welligen Teil.
Als Lippert an der zweiten Welle 14 Kilometer vor dem Ziel dann aus dem Feld attackierte, war das Ende der Ausreißerinnen besiegelt. Vollering, Bredewold und Vos gingen mit. Kurz nach der 10-Kilometer-Marke hatte das Hauptfeld, das auf kaum mehr als 50 Fahrerinnen geschrumpft war, die Lücke wieder geschlossen.
Im Auf und Ab der letzten Kilometer konnte sich niemand mehr vom Feld lösen, auch wenn es Cédrine Kerbaol (EF Education-Oatly) einmal mehr in einer Abfahrt versuchte. Letztlich ging es aber geschlossen auf den letzten Kilometer. Die Vorentscheidung viel dann in der letzten Kurve 200 Meter vor dem Ziel. Bis auf Bredewold, die kurz dahinter einen lang Sprint eröffnete, und Vos hatten dort bereits alle anderen Frauen ihre Chance auf den Sieg verloren, weil sie zu vorsichtig um den Winkel fuhren. Vos jedoch hatte das Hinterrad von Bredewold und konnte sich am Zielstrich dann hauchdünn vor ihre Landsfrau schieben.