Sebastian Lindner
· 07.05.2025
Drei Jahre lang war van der Breggen Sportliche Leiterin in dem Team, das davor ihre so erfolgreiche aktive Karriere geprägt hatte. Und für das sie nun wieder Rennen fährt. Nachdem sie bei Strade Bianche schon nah dran war und Zweite hinter ihrer einstigen Spitzenfahrerin Demi Vollering wurde, die nach dem van-der-Breggen-Comeback zu FDJ - Suez abgewandert war, hat es nun zum ersten Sieg seit fast vier Jahren gereicht. Es war der 63. ihrer Laufbahn.
Und es dürfte eine besondere Genugtuung sein, dass sie dabei ausgerechnet Vollering auf Rang zwei verwies, die ihrerseits mit zwölf Sekunden Rückstand hinter der zeitgleichen Marianne Vos (Visma | Lease a Bike) ins Ziel rollte und damit mal wieder für ein komplett niederländisches Podium sorgte. Mit versteinerter Mine allerdings, denn dass sich ihre frühere Mentorin durch den Sieg unmittelbar vor der ersten Bergankunft der Rundfahrt nun definitiv als ernsthafte Konkurrentin um den Gesamtsieg ins Rennen bringt, dürfte der 28-Jährigen überhaupt nicht gefallen.
Positiv für Vollering war lediglich, dass sich in Pauline Ferrand-Prévot (Visma | Lease a Bike) eine andere heiße Kandidatin für den Vuelta-Sieg auf den 111 Kilometern zwischen Pedrola und Borja unerwartet Rückstand einhandelte, weil sie es überraschend nicht mit der Kopfgruppe über den letzten Anstieg geschafft hatte. Anders als die Sprinterinnen Vos und Femke Gerritse. Die Teamkollegin von van der Breggen verteidigte damit ihre Führung in der Gesamtwertung vor ihrer Kapitänin um vier Sekunden. Vos ist Dritte, Vollering mit 21 Sekunden Rückstand Vierte. Mit Riejanne Markus (Lidl - Trek) macht eine weitere Niederländerin die Top 5 in der Gesamtwertung voll.
Wer nun erwartet hatte, dass van der Breggen aufgrund ihres großen Sieges aus dem Häuschen sein würde, sah sich getäuscht. Fast genauso emotionslos wie Vollering, allerdings mit den Mundwinkeln nach oben, nahm sie ihren Erfolg getreu ihrer Art lediglich zur Kenntnis. “Das kam unerwartet und es war auch nicht der Plan”, sagte sie im Siegerinterview. “Wir hatten da diese kleine Gruppe nach dem letzten Berg, und ich hab es dann einfach mal versucht, rauszufahren. Eigentlich hatten wir vor, wieder für Femke zu fahren. Ihr Sieg gestern hatte uns viel Motivation uns Selbstvertrauen gegeben.”
| RG | Fahrer | Zeit |
|---|---|---|
| 1 | Team SD Worx - Protime | 02:49:55 |
| 2 | Team Visma | Lease a Bike | +00:00:12 |
| 3 | FDJ - SUEZ | +00:00:12 |
| 4 | Liv AlUla Jayco | +00:00:12 |
| 5 | EF Education-Oatly | +00:00:12 |
| 6 | Movistar Team | +00:00:12 |
Erneut musste eine ganze Reihe Fahrerinnen ihren Start zur nächsten Etappe absagen. Die 4. Etappe startete ohne ein Quintett, zudem auch die beiden Österreicherinnen Carina Schrempf (Fenix-Deceuninck) und Mona Mitterwallner (Human Powered Health) zählten. Letztere hatte sich von Sturzfolgen am Vortag nicht erholt.
Diejenigen, die noch im Rennen waren, mussten sofort hellwach sein. Von Beginn an wurde Attacke um Attacke gefahren, wieder war Lea Lin Teutenberg (Lotto Ladies) dabei. Doch wie schon auf den beiden Teilstücken zuvor wurde die Deutsche schnell zurückgeholt. Und obwohl die Namen mit fortschreitender Renndauer prominenter wurden und auch Justine Ghekiere (AG Insurance - Soudal Team) und Susanne Andersen (Uno-X Mobility) ihren Hut in den Ring warfen, konnte sich bis zur Halbzeit der Etappe niemand absetzen.
Zu diesem Zeitpunkt war bereits der Anstieg zum Alto del Moncayo (Kategorie 2) in Angriff genommen. Doch auch ohne Attacke zog sich das Feld in die Länge, viele Frauen fielen zurück. 1800 Meter vor dem Gipfel versuchte dann Erica Magnaldi (UAE Team ADQ) ihr Glück, doch ihr Angriff wurde vom Feld gekontert. Am Ende war es Ghekiere, die sich die zehn Punkte fürs Bergtrikot sicherte.
Bis zum Zwischensprint 30 Kilometer vor dem Ziel passierte nichts weiter. Den entschied Gerritse für sich, auf Rang zwei sahnte Vollering Bonussekunden für die Gesamtwertung ab. Dritte wurde Vos.
Auf dem Weg zur zweiten Bergwertung des Tages, dem Puerto de El Buste (Kategorie 3), zeigte sich zunächst das gleiche Bild wie am Anstieg zuvor. Es gab keine echten Attacken, allerdings mehrere Tempoverschärfungen, wofür allen voran Movistar verantwortlich war. Oben auf der Kuppe, wo sich Evita Muzic (FDJ - Suez) die Punkte holte und damit das Bergtrikot übernahm, schlief das Tempo in der nur noch 15 Fahrerinnen großen Gruppe kurz ein, ehe Vollering wieder aufs Tempo drückte, weil in Ferrand-Prévot eine der Topfahrerinnen zurückgefallen war.
Auf der Abfahrt lösten sich zunächst Cédrine Kerbaol (EF Education-Oatly), dann van der Breggen. Knapp sieben Kilometer vor dem Ziel beschleunigte sie bergab, eine Reaktion der Konkurrenz blieb zunächst aus. Die dadurch entstandene Lücke reichte van der Breggen, den Sieg nach Hause zu fahren. Vos gewann danach den Sprint der Verfolgerinnen vor Vollering, Liane Lippert (Movistar Team) wurde Sechste.