Sebastian Lindner
· 29.07.2023
Im dichten Pyrenäen-Nebel attackierte die Niederländerin viereinhalb Kilometer vor dem Ziel aus der Favoritengruppe heraus, die daraufhin völlig auseinanderfiel. Zu diesem Zeitpunkt lag nur noch Kasia Niewiadoma vor ihr, doch auch die Polin, die sich bereits in der Abfahrt vom Col d’Aspin 25 Kilometer vor dem Ziel gelöst hatte, konnte der Siegerin nicht folgen.
Annemiek van Vleuten, die als ärgste Rivalin Vollerings auf den Gesamtsieg der 2. Tour de France Femmes galt, kassierte auf dem Gipfel zweieinhalb Minuten Rückstand und wurde hinter Niewiadoma Tagesdritte. Das ist auch die neue Reihenfolge in der Gesamtwertung vor dem abschließenden Zeitfahren. Dass sich an den Top 3 angesichts der großen Abstände auf den 23 Kilometern gegen die Uhr noch etwas ändern wird, ist kaum zu erwarten.
Denn auch die letzten Kilometer der 7. Etappe glichen einem Zeitfahren. Nach der Vollering-Attacke fuhren die Top 10 allesamt ihr eigenes Rennen. Das begann auf dem 90 Kilometer langen Teilstück ohnehin erst am Fuße des Col d’Aspin, knapp 50 Kilometer vor dem Ziel.
Dort ging das Feld geschlossen in den zwölf Kilometer langen Anstieg. Dort machte nur van Vleutens Team Movistar das Tempo und zerlegte das Feld schnell in seine Einzelteile. Schon nach wenigen Kilometern waren allerdings auch vier Helferinnen der amtierenden Tour-Siegerin aufgebraucht, und auch Liane Lippert, die schon früh am Tag erneut gestürzt war, konnte nach einer letzten Tempoverschärfung nicht folgen. Also attackierte van Vleuten noch am Aspin - nur Vollering und Niewiadoma konnten folgen.
Auf der Abfahrt setzte sich die Polin ab, fuhr fast eine Minute auf die beiden Niederländerinnen heraus, die sich bald darauf von den Verfolgerinnen einholen ließen. Das Schicksal drohte dann im 17,7 Kilometer langen Anstieg auch Niewiadoma - zumindest beinahe. Denn nur wenige Meter bevor Marlen Reusser für ihre Kapitänin Vollering die Lücke geschlossen hatte, ließ sie sich zurückfallen. Ansonsten sah sich aber keiner in der Pflicht, Niewiadoma zu stellen, sodass die ihren Vorsprung wieder auf 45 Sekunden ausbauen konnte und bis zur 4000 Meter vor dem Ziel halten konnte.
Dann kam Vollering und fuhr alles kurz und klein. Damit steht die 26-Jährige nun vor dem Gewinn der Rundfahrt. Für ein gutes deutsches Ergebnis sorgte erneut Ricarda Bauernfeind, die sich als Tageszehnte, allerdings mit fast sieben Minuten Rückstand auf Vollering, in der Gesamtwertung um einen Platz nach vorne schob und nun Neunte ist.