Tour de France Femmes 2025Le Court holt sich auf der 5. Etappe den Tagessieg und Gelb zurück

Sebastian Lindner

 · 30.07.2025

Geschafft! KImberly Le Court hat auf der 5. Etappe alles abgeräumt. Die 29-Jährige feierte nicht nur den Tagessieg, sondern auch die Rückkehr ins Gelbe Trikot.
Foto: Getty Images/Szymon Gruchalski, Tim de Waele
Kimberly Le Court (AG Insurance - Soudal Team) hat die 5. Etappe der Tour de France Femmes gewonnen. Die Frau aus Mauritius hatte im Sprint einer kleinen Gruppe die besten Beine. Weil Marianne Vos (Team Visma | Lease a Bike) nicht dazuzählte, übernahm Le Court auch wieder das Gelbe Trikot.

Eine faustdicke Überraschung ist keinesfalls mehr, dass Le Court bei der Tour ein Ausrufezeichen nach dem anderen setzt, nach einem zweiten und einem dritten Platz nun auch ihren ersten Tagessieg feiern konnte und damit auch an die Führung der Gesamtwertung zurückkehrte, die sie schon auf dem dritten Teilstück innehatte. Schließlich hat sie in dieser Saison bereits Lüttich-Bastogne-Lüttich gewonnen, im Jahr davor eine Etappe des Giro d’Italia. Länger ist die eigentliche Mountainbikerin aber auch noch nicht im Straßenradsport unterwegs - (inter)kontinentale und Landesmeisterschaften ausgenommen.

Auf internationale Ebene ist der Etappensieg bei der Tour ihr vierter Sieg. Und zu verdanken hat sie den ihrer Sprintstärke, die zwar nicht an die von Lorena Wiebes (Team SD Worx - Protime) oder Marianne Vos (Team Visma | Lease a Bike) herankommt, in der Riege der Kletterinnen aber kaum gematched werden kann. Für die längste Etappe der diesjährigen Rundfahrt über 166 Kilometer vom Freizeitpark Futuroscope nach Guéret, die im letzten Streckenteil über diverse Hügel führte, war das genau die richtige Mischung. In einer Siebenergruppe überquerte sie vor Demi Vollering (FDJ-Suez) und Anna van der Breggen (Team SD Worx - Protime) den Zielstrich.

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Gesamtklassement sortiert sich

Während Wiebes im Finale relativ früh die Segel streichen musste, kam Vos in der ersten Verfoglergruppe mit 33 Sekunden Rückstand ins Ziel - zu viel, um das Gelbe Trikot zu behaupten. Le Court übernahm die Gesamtführung mit 18 Sekunden Vorsprung auf Pauline Ferrand-Prevot (Team Visma | Lease a Bike), Vollering (+23), Vorjahressiegerin Kasia Niewiadoma (CANYON//SRAM zondacrypto, +24) und Anna van der Breggen (Team SD Worx - Protime, +27), die allesamt mit in der Gruppe waren.

“Wir kamen mit einem klaren Plan in die Gruppe”, begann Le Court ihre Ausführungen zur siegreichen Taktik. “Erstmal hieß es, sicher zu bleiben, denn die Etappe war lang und flach und das war auch gar nicht so einfach, weil es viele Stürze gab. Ich bin aber gut durchgekommen. Dann wollten wir die Bonussekunden gewinnen, das hat auch geklappt.”

Le Court: “Das wäre fast schiefgegangen”

Der Kampf um jene Bonussekunden mitten im Anstieg zur letzten Bergwertung des Tages, keine zehn Kilometer vom Ziel entfernt, war der Ausgangspunkt für die Gruppe, die letztlich um den Tagessieg kämpfte. Dort distanzierte die Spitze unter anderem auch Vos. “Ich musste es dann irgendwie managen, in der Gruppe zu bleiben, um um den Etappensieg zu kämpfen. Das wäre fast schiefgegangen, weil ich ziemlich schnell in die letzte Kurve ging und die enger war als gedacht. Das war recht knapp. Da habe ich aber etwas Tempo verloren. Doch zum Glück hatte ich dann den besten Antritt in der Gruppe”, so die strahlende Siegerin.

Die anderen Wertungstrikots blieben auf den Schultern der Frauen, die sie bereits auch auf der Etappe trugen. Wiebes verteidigte Grün, büßte aber zehn Puntke Vorsprung auf Vos ein. Elise Chabbey (FDJ - Suez) ist weiterhin die einzige Trägerin des Bergtrikots bei dieser Rundfahrt. Genauso verhält es sich bei Julie Bego (Cofidis Women Team) im Weißen Trikot.

Auf der 6. Etappe geht es ins Zentralmassiv. Dort wartet dann auch der erste Anstieg der 1. Kategorie im Verlauf der Rundfahrt. Die Klassement-Frauen übernehmen endgültig das Kommando. Wie lange Le Court mithalten kann, wird sich zeigen.

​ Tour de France Femmes 2025 - Ergebnisse der 5. Etappe



So lief die 5. Etappe der Tour de France Femmes 2025

Das Profil der 5. Etappe der Tour de France Femmes 2025Foto: ASODas Profil der 5. Etappe der Tour de France Femmes 2025

​Wie schon an den vergangenen Tagen waren die deutschen Frauen vorne dabei, als es darum ging, die Etappe zu beleben. Franziska Koch (Team Pinic PostNL) und Franziska Brauße (CERATIZIT Pro Cycling Team) zählten zu den ersten Angreiferinnen, konnten sich aber wie viele andere zunächst nicht lösen.

Bis zur 100-Kilometer-Marke blieb das Feld immer in Bewegung und nervös, was auch viele Stürze mit sich brachte. Unter anderem war auch Wiebes verwickelt, sie konnte aber weiterfahren. Trotzdem war die Liste der Aufgaben lang: Katrine Aalerud, Maria Giulia Confalonieri (beide Uno-X Mobility), Elisa Balsamo (Lidl - Trek), Kristen Faulkner (EF Education-Oatly), Monica Trinca Colonel (Liv AlUla Jayco), Eugenia Bujak (Cofidis Women Team), jedoch nicht alle sturzbedingt.

Dann formierte sich doch noch eine Ausreißergruppe. Francesca Barale (Team Picnic PostNL), Anneke Dijkstra (VolkerWessels Cycling Team), Alison Jackson (EF Education-Oatly), Catalina Anais Soto (Laboral Kutxa - Fundación Euskadi) und Brodie Chapman (UAE Team ADQ) bildeten ein Quintett, dass sich mehr als viereinhalb Minuten Vorsprung herausfuhr.

Wiebes kann am Berg nicht folgen

Am Zwischensprint 39 Kilometer vor dem Ziel, den Jackson als Erste überquerte, blieben der Gruppe noch zwei Minuten Vorsprung. Kurz darauf folgte auch die erste Bergwertung an der
Côte de Chabannes (4. Kategorie). Während Dijstra und Soto reißen lassen mussten, kassierte Chapman die Zähler.

Auf dem Weg zur nächsten Bergwertung, der Côte du Peyroux (4. Kategorie) ließ Chapman 25 Kilometer vor dem Ziel den Rest der Ausreißergruppe stehen. Im Feld, das auf 50 Sekunden herangekommen war, übernahm Fenix-Deceuninck die Tempoarbeit und schaffte es damit, Wiebes abzuschütteln. Derweil kam Chapman mit nur noch 20 Sekunden als einzige vor dem deutlich verkleinerten Peloton an der Bergwertung an.

Kampf um Bonussekunden bereitet Finale vor

16 Kilometer vor dem Ziel gab es Verstärkung für Chapman. Von hinten fuhren Shirin van Anrooij (Lidl – Trek), Dilyxine Miermont (CERATIZIT Pro Cycling Team), Silke Smulders (Liv AlUla Jayco) und Maeva Squiban (UAE Team ADQ) nach vorne. Doch vor allem CANYON//SRAM zondacrypto ließ die Gruppe nicht ziehen. Der Vorsprung blieb immer unterhalb von 15 Sekunden, neun Kilometer vor dem Ziel war die Gruppe dann gestellt, denn es galt, den Bonussprint abzuräumen. Le Court konnte Ferrand-Prevot und Niewiadoma dabei aber in die Schranken weisen.

Daraus entstand eine Gruppe, die gemeinsam über den Berg (3. Kategorie) ging: Zum Trio gesellten sich van der Breggen, Pauliena Rooijakkers (Fenix-Deceuninck), Sarah Gigante (AG Insurance - Soudal Team) und Vollering. Acht Kilometer standen noch auf dem Programm, zum Teil davon in der Abfahrt. Vos konnte ihre halbe Minute Rückstand bis ins Finale nicht mehr zufahren. Im Sprint um den Sieg war Le Court dann klar die Stärkste und landete damit den Doppelschlag. Vollering kam auf Rang zwei vor van der Breggen rein.

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