Sebastian Lindner
· 27.07.2025
Nachdem in Marianne Vos (Visma - Lease a Bike) am Vortag die mit 38 Jahren zweitälteste Fahrerin einen Tagessieg feiern konnte, legte nun die älteste Starterin nach. Garcia hatte, nachdem zuvor alle Ausreißerinnen des Tages gestellt wurden, elf Kilometer vor dem Ziel das Weite gesucht. Auf den welligen letzten Passagen der 110 Kilometer langen Etappe zwischen Brest und Quimper konnte sie nie mehr als ein paar Sekunden herausfahren. Als 600 Meter vor dem Ziel nur mehr fünf übrig waren, stellten die Tages- und Klassementfavoritinnen die Arbeit aber plötzlich ein. Keine wollte der anderen irgendetwas schenken. Und so rettete die Spanierin drei Sekunden Vorsprung auf Lorena Wiebes (Team SD Worx - Protime), die den Sprint der Gruppe für sich entschied.
Dritte wurde Kimberly Le Court (AG Insurance - Soudal Team), die am Vortag bereits Zweite wurde. Zeitgleich mit Vos übernah, die Frau aus Mauritius damit das Gelbe Trikot der Gesamtführenden. Auf Rang vier landete Liane Lippert (Movistar Team), die auf der 1. Etappe gestürzt war und dort deshalb nicht ins Finale eingreifen konnte.
“Ich kann es immer noch nicht glauben”, freute sich Garcia über ihren Sieg. “Ich hatte ein sehr hartes Jahr. Ich fahre schon so viele Jahre und dachte, vielleicht ist es Zeit aufzuhören. Aber das gibt mir jetzt sehr viel. Ich konnte es bis fünf Meter vor dem Ziel nicht glauben.”
17 Fahrerinnen kamen zeitgleich hinter Garcia ins Ziel., darunte rein Großteil der Klassement-Favoritinnen. Dass Elisa Longo Borghini (UAE Team ADQ) trotz ihres Sieges beim Giro nicht dazugehört, bewies sie wie schon zum Auftakt. Erneut kassierte sie fast zwei Minuten Rückstand. Sarah Gigante (AG Insurance - Soudal Team) und Cédrine Kerbaol (EF Education-Oatly) konnten ihren Zeitverlust auf elf Sekunden begrenzen, alle anderen blieben beisammen.
Damit stehen hinter Le Court und Vos sechs Sekunden für die drittplatzierte Pauline Ferrand-Prévot (Team Visma | Lease a Bike) zu Buche, zehn für Titelverteidigerin Katarzyna Niewiadoma (CANYON//SRAM zondacrypto). Top-Favoritin Demi Vollering (FDJ - Suez) als Fünfte hat 13 Sekunden Rückstand.
Vos wird die sprinterfreundlichere 3. Etappe im Grünen Trikot in Angriff nehmen. Elise Chabbey (FDJ - Suez) verteidigte ihr Bergtrikot, Julie Bego (Cofidis Women Team) die Nachwuchswertung.
RG | Fahrer | Zeit |
---|---|---|
1 | Liv AlUla Jayco | 02:44:29 |
2 | Team SD Worx - Protime | +00:00:03 |
3 | AG Insurance - Soudal Team | +00:00:03 |
4 | Movistar Team | +00:00:03 |
5 | Team Visma | Lease a Bike | +00:00:03 |
6 | CANYON//SRAM zondacrypto | +00:00:03 |
Nach mehreren erfolglosen Attacken waren es zunächst Franziska Koch (Picnic PostNL) und Aude Biannic (Movistar Team), die sich nach rund 30 Kilometern knapp anderthalb Minuten Vorsprung herausgefahren hatte. Ohne Kapitänin Charlotte Kool, die sich nach einem Sturz in ihrem letzten Rennen noch nicht vollständig erholt hatte und nicht mehr zum zweiten Teilstück antrat, war die Rolle von Koch deutlich freier als vielleicht ursprünglich geplant.
Bei leichtem Regen sank der Vorsprung aber wieder. Bis zum Zwischensprint nach gut 45 Kilometern schaffte es das Spitzenduo aber noch, Koch räumte dort 20 Punkte ab. Aus dem Hauptfeld duellierten sich Vos und Wiebes um die weiteren Puntke aus dem Hauptfeld - mit dem besseren Ende für die Europameisterin. Im sich anschließenden Anstieg der 3. Kategorie von Menez Quelerc'h gingen Chabbey and Silke Smulders (Liv AlUla Jayco) in die Offensive und lösten das bisherige Spitzduo ab.
Smulders sicherte sich die Bergwertung, machte danach aber weiter gemeinsame Sache mit Chabbey und Maud Rijnbeek (VolkerWessels Cycling Team), die schon tags zuvor als Ausreißerin aktiv war. Beim zweiten Bergpreis an der Côte de Locronan (4. Kategorie) revanchierte sich Chabbey. Der Vorsprung des Spitzenduos, das Rijnbeek wieder abgehängt hatte, blieb aber weiter innerhalb von 40 Sekunden. An der Côte du Chemin de Trohéir (4. Kategorie) 30 Kilometer vor dem Ziel war erneut Chabbey vorne. Kurz darauf erreichten beiden den finalen Rundkurs von Quimper. An der Ziellinie sammelte die Schweizerin sechs Bonussekunden.
Nachdem das Feld den 26 Kilometer langen Rundkurs erreichte hatte, dauerte es 3000 Meter, bis sich Niewiadoma davonstehlen wollte. Ferrand-Prévot setzte sofort nach. Das Duo konnte sich aber nicht entscheidend lösen. Den nächsten Versuch startete Riejanne Markus (Lidl - Trek) und gemeinsam mit Maeva Squiban (UAE Team ADQ), die schon längere Zeit zwischen Feld und Spitze agierte, schaffte sie den Sprung nach vorne. Allerdings war das neue Führungsquartett dann nur von kurzer Dauer - 13 Kilometer vor dem Ende wurden sie vom verbliebenen Peloton eingeholt.
Dann machte Garcia ihren Zug. Kurz bevor es auf die finalen zehn Kilometer ging, griff sie an. Über die erneut zu befahrende Côte du Chemin de Trohéir blieb ihr Vorsprung jedoch immer im Sekunden-, fast im Sichtbereich. Dennoch schaffte sie es bis unter die Flamme Rouge. Kurz darauf war sie allerdings beinahe gestellt, im Schlussanstieg blieben ihr 600 Meter vor dem Ziel nur noch fünf Sekunden. Doch weil danach keine der Verfolgerinnen mehr bereit war zu arbeiten, wurde der Abstand nicht geringer, bis sich die 41-Jährige zum Jubeln aufrichtete. Wiebes konnte sich mit dem Gewinn der Sprints der Verfolgerinnen nur noch Rang zwei sichern.