Die neunte und letzte Etappe ist im Prinzip optimales Terrain für Ausreißerinnen. Die höchste Schwierigkeit des Tages ist der Col de Joux Plane (11,8 km, 8,5 %), von dem es noch knapp 60 Kilometer bis ins Ziel sind. Das ist weit, mit einer Gruppe aber machbar.
Ob es auf der neunten Etappe nur um den Etappensieg geht, oder ums Gesamtklassement, wird von der Ausgangslage vor der Etappe abhängen. Sind die Abstände im Klassement klein, ist mit Attacken zu rechnen. Eine starke Gruppe, in der auch GC-Fahrerinnen sind, könnte einen Vorsprung vom Col de Joux Plane bis ins Ziel tragen.
Auf dem Weg Richtung Ziel ist mit dem Col du Corbier (5,9 km, 8,5 %) ein weiterer schwerer Anstieg zu nehmen – nicht sehr lang, aber steil genug, um einen Unterschied zu machen.
Nach der Abfahrt vom Corbier geht es Richtung Ziel dann stetig weiter bergan, aber mit geringer Steigung. Das Finale in Châtel ist eine Steigung von knapp 5 Prozent über die letzten vier Kilometer.
Der zentrale Anstieg ist der Col de Joux-Plane – lang und steil genug, dass sich gute Kletterinnen absetzen können.
Unter der Annahme, dass die richtige Action in der Mitte der Etappe am Col de Joux-Plane startet: Welches wäre dann das ideale Rad auf der Etappe, um einen Vorsprung ins Ziel zu bringen? Wir simulieren dazu die Fahrt vom Beginn des Joux Plane bis ins Ziel.
Mit dem schnellsten Rad ist die Fahrzeit bis in Ziel 2:34 Minuten kürzer als mit dem langsamsten. Vorne im Ranking ballen sich die Räder, die aerodynamisch punkten und leicht sind. Das ist logisch und erwartbar.
Wie viel Zeit liegen bleibt, wenn das falsche Rad gewählt wird, überrascht aber vielleicht einige. Im Radsport ist Aerodynamik ein allgegenwärtiges Thema. Nicht umsonst dominiert der Windschatten das taktische Geschehen. Windschattenfahren ist angewandte Aerodynamik.
Wer allein aufbricht, muss daher alles tun, um die Fahrwiderstände aus eigener Kraft zu minimieren. Das schnellstmögliche Fahrrad ist Teil der Gleichung.
Die Tabelle zeigt das Ranking der schnellsten Räder bei einer langen Flucht ab Beginn des Joux Plane.
*) Die Berechnungen beruhen auf den von TOUR in Labor und Windkanal getesteten Rädern. Die Maschinen bei der Tour de France können in Details davon abweichen. Auch Last-Minute-Prototypen konnten wir natürlich noch nicht untersuchen. Hintergründe zur Simulation.
Robert Kühnen ist studierter Maschinenbauer, schreibt für TOUR über Technik- und Trainingsthemen und entwickelt Prüfmethoden. Die Simulationsrechnungen verfeinert Robert seit Jahren, sie werden auch von Profi-Teams genutzt.