Sekunden-Thriller in Alpe d’HuezNiewiadoma gewinnt Tour de France Femmes

Lukas Niebuhr

 · 18.08.2024

Sekunden-Thriller in Alpe d’Huez: Niewiadoma gewinnt Tour de France FemmesFoto: Getty Images / Julien De Rosa/AFP
Katarzyna Niewiadoma gewinnt die Tour de France Femmes
Demi Vollering gewinnt die 8. Etappe, aber die Gesamtwertung der dritten Tour de France Femmes geht an Katarzyna Niewiadoma. In einem packenden Finale entschieden vier Sekunden über Platz 1 und 2. Die Premiere von Alpe d´Huez bei der Frankreich-Rundfahrt der Frauen war ein zusätzliches Highlight auf der letzten Etappe.

Die 150 Kilometer lange 8. Etappe von Le Grand-Bornand nach Alpe d´Huez versprach von Beginn an etwas Besonderes zu werden. Nicht nur, weil es die härteste Etappe der Frankreich-Rundfahrt war, sondern auch weil die Ankunft auf dem historischen Tour-de-France-Berg Premiere bei den Frauen feierte und bis zum Schluss jede Menge Spannung bot - besonders weil die Top-10 der Gesamtwertung zum Start der Etappe keine 1:30 Minuten auseinanderlagen. In einem packenden Finale kämpften Demi Vollering und Pauliena Rooijakkers um den Tages- und Gesamtsieg. Aber auch die etwas abgeschlagene, in der Gesamtwertung jedoch mit etwas Abstand führende Katarzyna Niewiadoma fuhr um den Titel mit.



Am Ende entschieden vier Sekunden über die Gesamtsiegerin. Demi Vollering gewann zwar in Alpe d’Huez und hat sich allein dadurch in die Geschichtsbücher eingetragen - für die Titelverteidigung reichte es jedoch nicht. Den Abstand von 1:15 Minuten in der Gesamtwertung auf Katarzyna Niewiadoma konnte die Niederländerin trotz Zeitbonus im Ziel nicht mehr gut machen.

Mit dem Sieg von Niewiadoma können sich auch die Deutschen freuen, denn ihr Team Canyon//SRAM Racing kommt aus der Bundesrepublik. Beste Deutsche in der Gesamtwertung ist Liane Lippert, die zwischenzeitlich die Spitzengruppe anführte, jedoch am Ende in der Gesamtwertung abrutschte und einen finalen 18. Platz belegt.

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Nur 4 Sekunden: Demi Vollering verpasst ihre Titelverteidigung in einem spannenden Finale in Alpe d´Huez.Foto: Getty Images / Alex BroadwayNur 4 Sekunden: Demi Vollering verpasst ihre Titelverteidigung in einem spannenden Finale in Alpe d´Huez.


Das Ergebnis der 8. Etappe

  1. Demi Vollering (Team SD Worx - Protime) 4:34:14
  2. Pauliena Rooijakkers (Fenix-Deceuninck) +0:04
  3. Évita Muzic (FDJ - SUEZ) +1:01
  4. Katarzyna Niewiadoma (Canyon//SRAM Racing) +1:01
  5. Gaia Realini (Lidl - Trek) +1:31
  6. Cédrine Kerbaol (Ceratizit-WNT Pro Cycling Team) +3:15
  7. Valentina Cavallar (Arkéa - B&B Hotels Women) +3:34
  8. Sarah Gigante (AG Insurance - Soudal Team) +5:10
  9. Niamh Fisher-Black (Team SD Worx - Protime) +5:14
  10. Lucinda Brand (Lidl - Trek) +7:06

Die Gesamtwertung

  1. Katarzyna Niewiadoma (Canyon//SRAM Racing) 24:36:07
  2. Demi Vollering (Team SD Worx -Protime) +0:04
  3. Pauliena Rooijakkers (Fenix-Deceuninck) +0:10
  4. Évita Muzic (FDJ - SUEZ) +1:21
  5. Gaia Realini (Lidl - Trek) +2:19
  6. Cedrine Kerbaol (Ceratizit-WNT Pro Cycling Team) +2:51
  7. Sarah Gigante (AG Insurance - Soudal Team) +7:09
  8. Lucinda Brand (Lidl - Trek) +8:06
  9. Juliette Labous (Team dsm-firmenich PostNL) +8:07
  10. Thalita de Jong (Lotto-Dstny Ladies) +8:12

So lief die 8. Etappe der Tour de France Femmes

Die ersten Kilometer der letzten Etappe der diesjährigen Tour de France Femmes verliefen ruhig, das Peloton blieb zusammen. Es dauerte jedoch nicht lang, bis die erste Bergwertung am Col de Tarnié (Kategorie 2) anstand, zu der es erste Ausreißerversuche gab. Eine etwa 20-köpfige Gruppe, darunter Liane Lippert (Movistar Team) und Franziska Koch (Team dsm-firmenich PostNL), konnte sich vom Peloton absetzen und kämpfte um die Bergpunkte. Justine Ghekiere (AG Insurance - Soudal Team) siegte vor Mischa Bredewold und Christine Majerus (beide Team SD Worx-Protime).

Die Ausreißergruppe, angeführt vom Team SD Worx-Protime, vergrößerte danach weiter ihren Vorsprung aufs Peloton auf zwischenzeitlich etwa 3:00 Minuten und jagte auf die einzige Sprintwertung des Tages zu, bei der sich Lorena Wiebes (Team SD Worx-Protime) vor ihrer Teamkollegin Christine Majerus und Olivia Baril (Movistar Team) die maximal möglichen 25 Punkte sicherte. Der Abstand zum Peloton verkürzte sich schließlich als sich die Ausreißergruppe dem zweiten Anstieg hoch zum Col du Glandon, dem höchsten Punkt der diesjährigen Tour, näherte.

Vollering nutzt Col du Glandon

Hier dünnte sich die Ausreißergruppe aus, da immer mehr Fahrerinnen, darunter Lorena Wiebes, abreißen lassen mussten. Die Spitzengruppe bestand nun nur noch aus sieben Fahrerinnen, angeführt von Liane Lippert, die darum kämpfte, in die Top-10 der Gesamtwertung zu rutschen. Den langen und schwierigen Anstieg nutzte Demi Vollering, um sich vom Peloton abzusetzen und in Richtung der entstandenen Verfolgergruppen aufzuschließen. Die Niederländerin arbeitete sich immer weiter nach vorne und erreichte als zweite nach Valentina Cavallar (Arkéa - B&B Hotels Women) die Bergwertung. Ihre direkte Konkurrentin und Gesamtführende Katarzyna Niewiadoma (Canyon//SRAM Racing) kam als fünfte oben an.

Es ging weiter Richtung Anstieg nach Alpe d´Huez und es wurde immer spannender. Vollering machte Tempo und setzte sich mit Pauliena Rooijakkers (Fenix-Deceuninck) an die Spitze. Beide hatten in etwa die gleiche Zeit Rückstand auf Katarzyna Niewiadoma in der Gesamtwertung (1:15 bzw. 1:13 Minuten) und fuhren diese zwischenzeitlich auf die Polin raus.

Spannendes Finale nach Alpe d´Huez

13,7 Kilometer vorm Ziel begann schließlich der Anstieg nach Alpe d´Huez. Vollering und Rooijakkers lagen immer noch an der Spitze und hielten einen Vorsprung auf Niewiadoma. Die Frage war, ob dieser bis zum Ziel groß genug für den Gesamtsieg seien würde und welche der beiden Spitzenfahrerinnen zuerst in Alpe d´Huez ankommen würde. Erst auf den letzten paar hundert Metern setzte sich Vollering vor Rooijakkers und zog nochmal den Sprint an. Damit ist sie die erste Frau, die bei der Tour de France Femmes in Alpe d´Huez siegte.

Für den Gesamtsieg reichte dies jedoch trotzdem nicht. Katarzyna Niewiadoma kam 1:01 Minuten nach Vollering ins Ziel und lag trotz der 10-sekündigen Zeitbonifikation der Niederländerin in der Gesamtwertung noch vier Sekunden vorne. Damit feiert sie ihren ersten Sieg bei der Tour de France Femmes, nachdem sie sich im letzten Jahr Demi Vollering geschlagen geben musste.

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