Tour Magazin
· 16.07.2025
Um ihrer herausragenden Stellung und ihrem Ruf im Radsport auch finanziell gerecht zu werden, investiert die A.S.O. erheblich. Der Veranstalter des bedeutendsten Radrennens der Welt verteilt in diesem Jahr insgesamt 2,58 Millionen Euro an Preisgeldern an die 23 Teams und 184 Fahrer. Im Radsport ist das der höchste Betrag.
In diesem Jahr hat der Organisator RCS beim Giro d’Italia etwa 1,6 Millionen Euro an die Teilnehmer vergeben - auch eine beachtliche Summe. Etappensieger wurden ähnlich hoch belohnt wie bei der Tour, jedoch gab es in der Gesamtwertung erhebliche Unterschiede. Das bedeutende Eintagesrennen Paris-Roubaix, ebenfalls von der A.S.O. organisiert, brachte dem Sieger Mathieu van der Poel 30.000 Euro ein, was ungefähr ein Drittel des gesamten Preisgelds ausmachte.
Das deutsche Rennen Eschborn-Frankfurt ist ebenfalls Teil der World Tour und wird von der A.S.O. organisiert, jedoch zählt es nicht zu den Monumenten des Radsports. Am 1. Mai wurden dort insgesamt 40.000 Euro Preisgeld vergeben, wovon 16.000 Euro an den Sieger Michael Matthews gingen, der für die Tour de France 2025 absagen musste.
Bei großen Rundfahrten sieht die Situation anders aus. Der Gesamtsieger der Tour de France 2025 erhält 500.000 Euro. Zum Vergleich: Für den Sieg beim Giro d’Italia wurden Simon Yates rund 266.000 Euro ausgezahlt. Beim Critérium du Dauphiné betrug das gesamte Preisgeld 144.000 Euro, wobei der Gesamtsieger 16.000 Euro erhielt. Ähnlich verhält es sich bei der Deutschland Tour, die ebenfalls von der A.S.O. organisiert wird, jedoch nicht zur World-Tour-Rennserie gehört. Hier wurden zuletzt etwa 82.000 Euro an Preisgeldern verteilt, wobei der Sieger 8000 Euro erhielt.
Im Radsport sorgen die Preisgelder selbst für Spitzenfahrer wie Tadej Pogačar oder Jonas Vingegaard nicht für Reichtum. Normalerweise fließen diese Beträge in eine Teamkasse, aus der alle Fahrer und das unterstützende Team ihren Anteil erhalten. Die finanziell sorgenfreie Lebensweise der Top-Stars basiert vor allem auf ihren lukrativen Verträgen und Werbeverträgen.
Im Vergleich zu anderen Sportarten sind die Preisgelder der Tour de France nicht so hoch. Im Tennis werden ständig neue Rekord-Summen erreicht. Beim Grand-Slam-Turnier in Wimbledon wurden letztes Jahr insgesamt 50 Millionen Pfund, was rund 59 Millionen Euro entspricht, ausgezahlt. Die Gewinner der Einzelwettbewerbe bei Männern und Frauen erhielten jeweils 3 Millionen Euro, was deutlich mehr ist als die gesamte Summe der Tour. Die Finalisten bekamen die Hälfte davon, und selbst ein Sieg in der ersten Runde brachte rund 70.000 Euro ein.
Im Golf erzielen die Top-Athleten ebenfalls beeindruckende Gewinne. Bei den US Open, dem höchstdotierten Major-Turnier, wurden im vergangenen Jahr rekordverdächtige 20 Millionen Euro an Preisgeldern verteilt. Seit 2016 hat sich dieser Betrag mehr als verdoppelt. Der Sieger erhielt beeindruckende 3,7 Millionen Euro.
Fußball ist eine ganz eigene Liga. Bei der Weltmeisterschaft in Katar verteilte die FIFA insgesamt umgerechnet rund 380 Millionen Euro an die 32 teilnehmenden Teams, wobei der Sieger 36 Millionen Euro erhielt. Die Beträge wurden an die nationalen Verbände ausgezahlt, die darüber entscheiden konnten, wie das Geld verwendet wird.
Im Radsport erscheinen diese Beträge nahezu unvorstellbar. Die Tour de France hat in ihrer gesamten Geschichte, einschließlich aller 112 Austragungen bis 2025, nie solche Summen erreicht. Auch der Straßenradsport insgesamt dürfte kaum an diese Größenordnung herankommen. Es gab Phasen, in denen bei der Tour höhere Preisgelder ausgeschüttet wurden. Die Höchstbeträge fielen jedoch in eine besonders kritische Zeit des Radsports: Von 2006 bis 2012 lag das Gesamtpreisgeld bei 3,2 Millionen Euro, wobei der Sieger 450.000 Euro erhielt.
Im Jahr 2013 gab es einen deutlichen Rückgang der Preisgelder. Plötzlich waren nur noch zwei Millionen Euro verfügbar, während die Prämie für den Toursieg unverändert blieb. Seit 2016 haben sich die Werte auf einem stabilen Niveau eingependelt, das bis heute anhält.
Im Laufe des letzten Jahrtausends sind die Preisgelder stetig gestiegen. Im Jahr 1995 betrug die Gesamtsumme etwa 1,8 Millionen Euro, wobei der Sieger rund 335.000 Euro erhielt. 1990 lagen die Preisgelder bei 1,5 Millionen Euro, mit 305.000 Euro für den Gewinner. Fünf Jahre zuvor war die Gesamtsumme weniger als ein Drittel davon. Tour-Sieger Bernard Hinault erhielt damals nur etwa 18.000 Euro. Im Jahr 1960 wurden insgesamt 61.000 Euro vergeben, davon gingen 3000 Euro an den Sieger.
Doch wie schlüsseln sich die knapp 2,3 Millionen Euro für die aktuelle Ausgabe der Tour de France auf? Im Reglement des Rennens ist jeder einzelne Euro, den die A.S.O. ausgibt, genau geregelt.
Pro Etappe werden die besten 20 Fahrer mit einem Preisgeld bedacht. Insgesamt werden über die Etappenwertung pro Tag 28.650 Euro verteilt. Auf die gesamte Tour gerechnet macht das rund 600.000 Euro.
Jeder Profi, der die Tour de France beendet, wird dafür von der A.S.O. auch finanziell bedacht. Ab Platz 20 gibt es noch 1000 Euro. Auch für den 10. sind es nur 3800 Euro. Erst ab Platz 7 wird es fünf- bzw. sechsstellig.
Etwas mehr als 1,1 Millionen Euro gibt die Tour für die Gesamtwertung aus. Dazu kommen jeweils noch Prämien für den Träger des Gelben Trikots. Pro Tag bekommt der Gelbe 500 Euro zusätzlich.
19 Zwischensprints werden während der Tour de France ausgefahren. Jedes Mal bekommen die besten Drei nicht nur Punkte, sondern auch ein bisschen Preisgeld.
Der jeweilige Träger des Grünen Trikots bekommt pro Tag 300 Euro. Wer es auch am letzten Tag in Nizza trägt, wird besonders gut entlohnt. Die besten Acht in der Endabrechnung werden dabei bedacht. Für den Vierten gibt es 4000 Euro und 500 weniger für jeden Platz dahinter.
Für die Punktewertung werden damit insgesamt 128.000 Euro an Prämien ausgezahlt.
Analog zur Punktewertung werden auch die besten Acht der Bergwertung bedacht, für den Träger des Wertungstrikots nach den einzelnen Etappen gilt das gleiche. Abweichend belohnt werden hingegen die besten Fahrer an den einzelnen Bergwertungen.
Für die neun Anstiege der höchsten HC-Kategorie werden für die Top 3 800 bzw. 450 und 300 Euro pro Anstieg ausgelobt. Für die vier Berge der 1. Kategorie sind es 650, 400 und 150 Euro. An den 13 Anstiegen der 2. Kategorie werden nur noch die zwei Besten monetär belohnt. 500 und 250 Euro werden jeweils verteilt. An den 16 Anstiegen der 3. Kategorie bekommt nur noch der Erste 300 Euro, die 26 Hügel der 4. Kategorie werden mit 200 Euro für den Ersten ausgelobt.
In Summe sind es damit 109.500 Euro Preisgeld, die von der A.S.O. für die Bergwertung verteilt werden.
Jeden Tag bekommt der beste Jungprofi im Etappen-Klassement 500 Euro. 300 sind es - wie beim Grünen und Gepunkteten - für das Tragen des Weißen Trikots. Die besten vier Fahrer in der Nachwuchs-Gesamtwertung werden in Nizza dann schon mit anderen Summen belohnt.
Insgesamt fließen 66.500 Euro Preisgeld in die Nachwuchswertung.
Im Verhältnis zur medialen Aufmerksamkeit kommt die Teamwertung der Tour de France gut weg. Jeden Tag bekommt die beste Mannschaft einer Etappe 2800 Euro für die Kasse. In der Endabrechnung werden die besten fünf Teams finanziell belohnt.
178.800 Euro kommen in Summe für die Mannschaftswertung zusammen.
Nach jeder Etappe - außer bei den Zeitfahren - wird der aktivste Fahrer einer Etappe mit 2000 Euro und der Roten Rückennummer ausgezeichnet. Er wird von einer Jury gewählt. Nach der Rundfahrt werden die Eindrücke zusammengenommen, um den aktivsten Fahrer des gesamten Rennens mit 20.000 Euro zu prämieren. 58.000 Euro kommen so insgesamt an Preisgeld für diese Wertung zusammen.
Drei Sonderpreise vergibt die A.S.O., von denen zwei auch hätten in der Bergwertung angesiedelt werden können. 5000 Euro bekommt der erste Fahrer am Col du Tourmalet (14. Etappe) zusätzlich zum Preisgeld für den Ersten am Anstieg einer HC-Kategorie. Denn dort wird das Souvenir Jacques Goddet vergeben. Der zweite und langjährige Direktor der Tour wird dort besonders geehrt.
Am Col de la Loze (18. Etappe) wird der Gründer und erste Direktor der Tour, Henri Desgrange, geehrt. Auch das Souvenir Henri Desgrange bringt dem Ersten am Gipfel des Pyrenäen-Riesen 5000 Euro extra.
Zusätzlich dazu wählt eine Jury einmal pro Woche den besten Teamkollegen im ganzen Fahrerfeld. Der wird jeweils mit 2000 Euro belohnt. Am Ende der 20. Etappe wählt die Jury dann noch den insgesamt besten Teamkollegen der Tour. Zum Jubiläum des gepunkteten Bergtrikots gibt es noch einen besonderen Bonus von 5000 Euro, für denjenigen, der als erstes die 50-Punkte-Marke in diesem Klassement erreicht. So verteilt die A.S.O. insgesamt 24.000 Euro Prämien für die Sonderpreise.