Die 18. Etappe wird für die Fahrer, die gestern vorne waren, besonders hart. 5450 Höhenmeter sagt das offizielle Roadbook an. Gämsen-Eigenschaften sind daher gefragt, Sprinter kämpfen allein oder im Gruppetto ums Überleben.
Voraussichtlich werden wir wieder zwei Rennen erleben, den Kampf von kletterstarken Ausreißern um den Etappensieg und natürlich den Fight ums Podium in der Gesamtwertung. Col du Glandon und Col de la Madeleine werden für die Vorermüdung sorgen, am Col de la Loze wird die Entscheidung fallen. Ausreißer werden nach der Ventoux-Etappe noch motivierter sein, ihr Heil in der Flucht zu suchen. Aber es wird auch noch schwerer sein, genügend Zeitpuffer gegenüber den GC-Fahrern anzusammeln, da es nur auf und ab geht und die Effekte des Windschattens geringer sind als beim flachen Anlauf auf den Mont Ventoux.
Der Col de la Loze ist nicht durchgängig supersteil, gehört aufgrund seiner Länge und der Vorermüdung dennoch zu den härtesten Anstiegen dieser Tour. 26,4 Kilometer geht es, von einer ganz kurzen Zwischenabfahrt abgesehen, bergauf. Die Kletterzeit wird auch für die schnellsten bei etwas über einer Stunde liegen. Für eine Attacke prädestiniert ist die steile Passage am Flugfeld, 5,4 Kilometer vor dem Ziel.
In unserer Simulation werfen wir einen Blick darauf, welches Rad die schnellste Gesamtfahrzeit am Schlussanstieg verspricht – unter der Prämisse gleichmäßigen Kletterns von unten bis oben.
Eine gute Minute liegt zwischen dem schnellsten und dem langsamsten Rad in unserer Berechnung. An der Spitze tummeln sich die üblichen Verdächtigen, leichte Räder mit Aero-Features. Kommt es zu einer langen Attacke im Klassement, hat Jonas Vingegaard leichte Vorteile gegenüber Tadej Pogačar. Sein Rad ist rechnerisch 19 Sekunden schneller als das des Führenden.
Die Tabelle zeigt die Fahrzeiten für den Col da la Loze bei gleichbleibendem Fahrstil. Bikes, die leicht und aerodynamisch sind, haben den Reifen vorn.
*) Die Berechnungen beruhen auf den von TOUR in Labor und Windkanal getesteten Rädern. Die Maschinen bei der Tour de France können in Details davon abweichen. Auch Last-Minute-Prototypen konnten wir natürlich noch nicht untersuchen. Hintergründe zur Simulation.
Die Ventoux-Etappe nahm den erwarteten Verlauf. Im Anlauf auf den Ventoux brannten die Fahrer einen 50er Schnitt auf den heißen Asphalt. Nur, dass die Gruppe so groß war, überraschte. Am Berg wehte tatsächlich der Wind, den wir erwartet hatten und ein guter Rad-Aerodynamiker, wie Ben Healy, wusste dies zu nutzen und fuhr bergauf auch deshalb so schnell zum zwischenzeitlichen Spitzenreiter Enric Mas auf, weil er besonders aerodynamisch kletterte. Am Ende hatte der Franzose Valentin Paret Peintre aber die schnelleren Beine als Healy. Spitzentempo auf den letzten 500 Metern (die steil bergauf gingen): 30,3 km/h.
Robert Kühnen ist studierter Maschinenbauer, schreibt für TOUR über Technik- und Trainingsthemen und entwickelt Prüfmethoden. Die Simulationsrechnungen verfeinert Robert seit Jahren, sie werden auch von Profi-Teams genutzt.