Auf der 140 Kilometer langen 4. Etappe von Pinerolo nach Valloire stand der erste Showdown in den Bergen bei der Tour de France 2024 an. Am Col du Galibier setzte sich Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) mit Jonas Vingegaard (Visma | Lease a Bike) kurz vor der Bergwertung ab. Wenig später klaffte zwischen dem Slowenen und dem Dänen eine kleine Lücke, die Pogacar bei der anschließenden Abfahrt ausbauen konnte. Vingegaard wurde anschließend von einem Quartett um Remco Evenepoel (Soudal - Quick Step), Juan Ayuso (UAE Team Emirates), Primoz Roglic (Red Bull-Bora-Hansgrohe) und Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) eingeholt. Die fünf Fahrer kamen mit einem Rückstand von über einer halben Minuten hinter Tadej Pogacar ins Ziel. Nachdem Pogacar bereits auf der zweiten Etappe das Gelbe Trikot tragen durfte, übernimmt er nun wieder die Führung in der Gesamtwertung.
UAE Team Emirates ließ am Col du Galibier seine Muskeln spielen. In der Gruppe der Favoriten machte das Team um Kapitän Pogacar permanent das Tempo und sorgte dafür, dass zahlreiche Fahrer früh am Berg Probleme bekamen. Als UAE Team Emirates noch vier Fahrer im Feld der Favoriten hatte, mussten Fahrer wie Simon Yates (Team Jayco-AlUla) oder Richard Carapaz (EF Education EasyPost) abreißen lassen. Zudem schaffte es das UAE-Team, Vingegaard zu isolieren und seinen Edelhelfer Matteo Jorgenson abzuschütteln, während es selbst zu diesem Zeitpunkt mit Ayuso, Almeida und Pogacar noch drei Fahrer in der Spitzengruppe hatte. Die perfekte Vorarbeit seines Teams verwertete Tadej Pogacar kurz vor der Bergwertung am Col du Galibier, als er eine Lücke zu Jonas Vingegaard riss und anschließend als überlegener Sieger ins Ziel kam.
Es war für mich eine Traum-Etappe, weil es so lief, wie ich es mir vorgestellt habe. Da ich hier sehr viel trainiere, war es heute wie ein Heimspiel. Deshalb hatte ich heute viel Selbstvertrauen. Jetzt gilt es, so weiterzumachen. - Tadej Pogacar im Siegerinterview
Kurz nach Rennbeginn in Pinerolo setzten sich sechs Fahrer um Mads Pedersen (Lidl-Trek) ab. Pedersen war darauf aus, die nach circa 20 gefahrenen Kilometern anstehende Zwischensprintwertung für sich zu entscheiden. Alpecin-Deceuninck musste viel Kraft investieren, um die Lücke auf die Ausreißergruppe rechtzeitig zu schließen. Am Zwischensprint war das Peloton zwar wieder komplett, Pedersen holte sich trotzdem die Sprintwertung vor Vortagessieger Biniam Girmay (Intermarche-Wanty).
Auch in Folge war das Tempo am langen Anstieg nach Sestriere im Peloton extrem hoch. Immer wieder gab es Attacken von Fahrern, die in die Spitzengruppe des Tages gelangen wollten. Zeitgleich wollte UAE Team Emirates nicht zu viele Fahrer ziehen lassen, sodass es das Tempo im Hauptfeld hochschraubte. Viele Fahrer bekamen Probleme, das hohe Tempo mitzugehen. Neben den Sprintern wie Jasper Philipsen (Alpecin-Deceuninck) fielen auch Lenny Martinez (Groupama-FDJ) und Wout van Aert (Visma | Lease a Bike) früh aus dem Hauptfeld heraus.
115 Kilometer vor dem Ziel setzten sich vier Fahrer an die Spitze: Alexey Lutsenko (Astana Qazaqstan Team), Oier Lazkano (Movistar), Tobias Halland Johannessen (Uno-X Mobility) und Christopher Juul-Jensen (Team Jayco-AlUla) machten sich aus dem Staub, ehe wenig später 13 weitere Fahrer zum Quartett aufschlossen: Mit dabei waren neben dem Träger des Bergtrikots Valentin Madouas auch David Gaudu (beide Groupama-FDJ), Mathieu van der Poel (Alpecin-Deceuninck) und Stephen Williams (Israel-Premier Tech).
Nach über 30 Kilometern stabilisierte sich die Rennsituation, das Peloton ließ die 17 Ausreißer ziehen. Allzu viel Luft ließ UAE Team Emirates, das im Peloton einen Großteil der Führungsarbeit leistete, den Ausreißern nicht. Maximal lag der Vorsprung der Ausreißer bei drei Minuten. Die beiden Bergwertungen der zweiten Kategorie in Sestriere und am Col de Montgenevre entschied Stephen Williams für sich. Derweil betrat das Fahrerfeld erstmals bei dieser Tour de France 2024 französisches Terrain.
Am langen Anstieg Col du Galibier bekamen mit der Zeit immer mehr Fahrer aus der Ausreißergruppe Probleme. Nicht nur Lutsenko, sondern auch van der Poel wurden zügig vom Peloton geschluckt. Vorne setzten sich derweil vier Fahrer um Gaudu und Lazkano ab. 29 Kilometer vor dem Ziel versuchte sich der Spanier dann als Solist, während das Peloton immer näher an die Spitze heranrauschte. Drei Kilometer nach dem Soloversuch Lazkanos wurde der Movistar-Fahrer vom Peloton gestellt.
UAE Team Emirates schraubte am Col du Galibier gehörig am Tempo. Nicht nur der Deutsche Nils Politt, sondern auch Pavel Sivakov und Adam Yates gingen in die Vollen. Zahlreiche Klassementfahrer bekamen Probleme und verabschiedeten sich aus der Gruppe der Favoriten: Erst ließ Simon Yates (Team Jayco-AlUla) abreißen, dann der Mann im Gelben Trikot Richard Carapaz (EF Education EasyPost). Unweit der Bergwertung fielen dann auch Matteo Jorgenson (Visma | Lease a Bike), Santiago Buitrago (Bahrain-Victorious), Felix Gall (Decathlons AG2R La Mondiale) und Egan Bernal (Ineos Grenadiers) aus der Gruppe.
Circa einen Kilometer vor der Bergwertung am Col du Galibier trat Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) an. Einzig Jonas Vingegaard (Visma | Lease a Bike) konnte dem Slowenen folgen, konnte aber wenige hundert Meter vor der Bergkuppe eine kleine Lücke nicht verhindern. Knapp hinter Vingegaard kam kam Remco Evenepoel (Soudal – Quick Step) als Dritter über den Pass. Mit viel Mühe erreichte Primoz Roglic (Red Bull-Bora-Hansgrohe) gemeinsam mit Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) und weiteren Fahrern circa 30 Sekunden nach Pogacar die Bergwertung.
In der Abfahrt baute Tadej Pogacar seinen Vorsprung aus. Hinter ihm rollte eine Fünfergruppe um Jonas Vingegaard, Remco Evenepoel, Primoz Roglic, Carlos Rodriguez und Juan Ayuso zusammen. Sie schaffte es allerdings nicht mehr, den unaufhaltsamen Slowenen nahezukommen, der sich überlegen den Tagessieg und das Gelbe Trikot sicherte.