Der Grand Depart der Tour de France 2024 fand in Florenz statt. Bei der 206 Kilometer langen Etappe mit sechs Bergwertungen landete das niederländische Team dsm-firmenich PostNL einen Doppelsieg: 50 Kilometer vor dem Ziel griff Romain Bardet (Team dsm-firmenich PostNL) aus dem Peloton heraus an. Weil ihm kein Fahrer folgte, versuchte er, allein in Richtung der Ausreißer aufzuschließen. Anschließend ließ sich sein an der Spitze des Rennens befindender Teamkollege Frank van den Broek fallen, der dann Bardet an die Spitze führte. Zu zweit setzten sich die Teamkollegen anschließend von der Konkurrenz ab. Dank eines herausragenden Teamworks der beiden Fahrer verteidigten sie ihren Vorsprung vor dem heranstürmenden Peloton ins Ziel in Rimini. Es ist der erste Doppelsieg bei einer Tour-de-France-Etappe seit Michal Kwiatkowski und Richard Carapaz in 2020 für Ineos Grenadiers.
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Während die beiden Fahrer des Teams dsm-firmenich PostNL Bardet und van den Broek vorweg fuhren, dauerte es lange, bis im Peloton Einigkeit über die Nachführarbeit zustande kam. Erst auf den letzten 15 Kilometern verringerte sich der Vorsprung von Bardet und van den Broek signifikant, die Nachführarbeit von Visma | Lease a Bike, Lidl-Trek und EF Education-EasyPost kam allerdings zu spät. Auch die Top-Klassementfahrer um Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und Primoz Roglic (Red Bull-Bora-Hansgrohe) zeigten sich auf der 1. Etappe der Tour de France wenig angriffslustig, sodass der Coup des Teams dsm-firmenich PostNL am Ende verdient war.
“Es ist wundervoll, dass es so geklappt hat. Nicht um das Gesamtklassement fahren zu müssen, nimmt viel Druck von mir. Frank [van den Broek; Anm. d. Red.] war total stark und hat mich über die letzten Kilometer gezogen. Er muss man genauso viel Lob bekommen wie ich.” - Romain Bardet im Siegerinterview
Nach dem Grand Depart in Florenz gab es unmittelbar nach Rennbeginn erste Attacken. Unter anderem Simon Geschke (Cofidis) zeigte sich aktiv, verpasste es dann aber, in die Spitzengruppe zu gelangen. Nach fast 20 gefahrenen Rennkilometern setzten sich sieben Fahrer um Matej Mohoric (Bahrain-Victorious), Ion Izagirre (Cofidis), Frank van den Broek (Teams dsm-firmenich PostNL) und Valentin Madouas (Groupama-FDJ) ab.
Vor allem das Team Uno-X Mobility war mit der Konstellation der Ausreißergruppe unzufrieden und wollte mit aller Macht vorne dabei sein. Jonas Abrahamsen musste viel Kraft aufwenden, um zu dieser aufzuschließen. Profiteur des Manövers war Ryan Gibbons (Lidl-Trek), der im Windschatten des Norwegers an die Spitze des Rennens gespült wurde. Weil am Fuße des ersten Anstiegs Matteo Vercher (TotalEnergies) in der Spitzengruppe Probleme bekam und herausfiel, bestand diese fortan aus acht Fahrern.
Die Ausreißergruppe fuhr schnell einen Vorsprung von circa sechs Minuten heraus, weil im Peloton kein Team für die Nahführarbeit verantwortlich sein wollte. Nachdem sich kurz vor der ersten Bergwertung EF Education-EasyPost an die Spitze setzte, verringerte sich der Vorsprung der Ausreißer wieder etwas.
Währenddessen schrillten beim Astana Qazaqstan Team und Mark Cavendish alle Alarmglocken: Der Sprinter verlor bereits beim ersten Anstieg den Anschluss ans Peloton und hatte sichtbare körperliche Probleme, ansatzweise am Feld dranzubleiben. Sofort kümmerten sich vier Teamkollegen um den Sprinter. So schaffte es das Team mit Mühe, ein frühes Ausscheiden von Cavendish zu verhindern.
Am Cote de Barbotto nahm das Rennen dann wieder Fahrt auf. An der Spitze mussten mehrere Fahrer abreißen lassen: Vorne waren nun nur noch Madouas, van den Broek, Gibbons, Mohoric und Abrahamsen. Letzterer gewann die Bergwertung und schnappte sich das Bergtrikot für die 2. Etappe. Dahinter übernahm im Peloton am Anstieg das UAE Team Emirates das Kommando. Mit einer Tempoverschärfung von Pavel Sivakov verdünnte sich das Peloton extrem. Unter anderem Mathieu van der Poel (Alpecin-Deceuninck), Lenny Martinez und David Gaudu (beide Groupama-FDJ) verloren den Anschluss. 65 Kilometer vor dem Ziel betrug der Vorsprung der Ausreißer nur noch knapp über zwei Minuten.
50 Kilometer vor dem Ziel griff Romain Bardet (Team dsm-firmenich PostNL) aus dem Peloton heraus an und stellte mit Hilfe von Teamkollege Frank van den Broek zügig den Anschluss zur Spitze des Rennens her. Schnell distanzierten van den Broek und Bardet die verbliebene Spitzengruppe und waren von nun an die Gejagten. Sie harmonierten prächtig, 20 Kilometer vor dem Ziel hatten die beiden Fahrer noch immer anderthalb Minuten Vorsprung. Über die Nachführarbeit im Peloton herrschte einmal mehr Uneinigkeit.
Erst 15 Kilometer vor dem Ziel stellte sich Harmonie in der Nachführarbeit beim Peloton ein. Zwar verringerte sich im Anschluss der Vorsprung auf Bardet und van den Broek schnell, am Ende reichte es aber nicht für das Peloton, die Ausreißer zu stellen. Hinter den beiden Tagessiegern Bardet und van den Broek gewann Wout van Aert (Visma | Lease a Bike) den Schlusssprint und schnappte sich Platz drei. Es ist das erste Gelbe Trikot eines Franzosen bei der Tour de France seit Julian Alaphilippe 2021.