Die Etappe bietet die perfekte Gelegenheit für eine Sprinter-Revanche. Zunächst jedoch werden sich vom Start weg ambitionierte Ausreißer um die Chance bekämpfen, in die Gruppe des Tages zu gelangen. Denn mit dem Anstieg auf den Col du Bois Clair gleich nach zehn Kilometern wartet ein natürliches Hindernis, an dem die Fluchtgruppe ihren Abstand auf das Peloton früh ausbauen kann. Die Fahrt zwischen den beiden fest etablierten Etappenorten der Tour, durchs malerische Burgund mit seinen Wein-Terroirs und seinem reichen historischen Erbe, bietet allerdings genug Gelegenheit für geordnetes Vorgehen im Feld.
Das heißt: Mit Blick auf das morgige Einzelzeitfahren werden die Mannschaften mit Podiumskandidaten fürs Klassement nur auf Sicherheit fahren, während die Sprinterteams die Straße auf dem Kurs in Richtung Dijon beherrschen sollten. Anders als im gestrigen Etappenziel haben wir heute einen echten Boulevardsprint vor Augen.
Im Zentrum der alten Herzogsresidenzstadt des Burgund ballern die Anfahrer und die endschnellen Sprinter über die Avenue du General Charles de Gaulle. Dijon ist auch der Ort, wo auf der 19. Etappe der Tour 1997 mein Teamkollege Jens Heppner und der Niederländer Bart Voskamp nach erfolgreicher Flucht im Sprint so hart miteinander rangelten, dass sie beide nach hinten gestuft wurden. So kam der eigentlich distanzierte Mario Traversoni zum größten Erfolg seiner Karriere. Im Gelben Trikot war damals übrigens Jan Ullrich unterwegs.
Als Rennfahrer mit großer Übersicht war Rolf Aldag für erfolgreiche Tour-Mannschaften eine Bank und unterstützte Bjarne Riis und Jan Ullrich bei ihren Siegen in Frankreich. Als Sportmanager und Sportlicher Leiter gehört der Westfale ebenfalls zu den angesehensten Vertretern der Branche. Auch 2024 plant er beim neu benannten Team Red Bull-Bora-Hansgrohe wieder die Mission Tour de France. Vorher hat sich Aldag wie in den vergangenen Jahren erneut exklusiv für die Leser von TOUR mit der diesjährigen Rundfahrt beschäftigt.
Der 55-Jährige hat sich die Dramaturgie der Streckenplaner angesehen und ist in die Details gegangen, um den möglichen Verlauf der einzelnen Etappen einzuschätzen. Bei dieser Arbeit reflektiert er, welche Konstellationen im Rennen wahrscheinlich sind und welche Fahrer sich auf welchen Etappen besondere Hoffnungen - oder Sorgen - machen dürften. Auch seine Sicht auf Neuerungen und Tendenzen im Geschäft lässt er einfließen. Zusätzlich gibt Aldag eine kompakte Übersicht, für welche Wertung die jeweilige Etappe welche Relevanz haben wird. Dabei vergibt er jeweils null bis drei Trikots pro Wertung: für die Gesamtwertung (Gelbes Trikot), die Punktewertung der Sprintbesten (Grünes Trikot) und die Bergwertung der Tour (Gepunktetes Trikot). So bietet Rolf Aldags Prognose jeden Tag einen Mehrwert.
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