Es geht zurück nach Frankreich, doch immer noch gibt es Gelegenheit, in der italienischen Radsportgeschichte zu kramen. Fausto Coppi, der größte aller italienischen Radhelden, sicherte sich im Startort Pinerolo einen sagenhaften Etappensieg beim Giro d’Italia 1949. Auch auf dem Höhepunkt der heutigen Etappe, dem Col du Galibier, schrieb sich Coppi in die Geschichtsbücher ein, als er 1952 bei der Tour de France allein in Richtung Etappensieg aufbrach. Schon an diesen beiden Fakten lässt sich leicht erkennen, dass diese Etappe ungewöhnlich spektakulär ist für den frühen Zeitpunkt der Tour.
Schon am vierten Tag geht es ins Hochgebirge, noch dazu über den ersten Berg der Kategorie HC, also “hors categorie”. Die Alpen stehen am Anfang und auch am Ende der Tour de France 2024 auf dem Programm – aber auf die diesmal gewählte Weise spart sich der Tross einen aufwendigen Transfer. Heute werden sich die Favoriten fürs Gesamtklassement gegenseitig unter Druck setzen, das steht fest. Das liegt nicht nur an dem anspruchsvollen Weg hoch, sondern gerade auch an der Abfahrt zum Zielort Valloire. Es geht fast 20 Kilometer steil bergab, direkt nach dem Pass mit sehr schwierig zu nehmenden Kurven. Man kann hier seinen Widersachern schaden, wie es Tom Pidcock 2022 bei seinem legendären Ritt tat. Ich weiß allerdings nicht, ob man mit dieser Zielanfahrt nicht zu viel Risiko ins Programm eingebaut hat. Wenn etwas passiert, dann wird es richtig gefährlich.
Als Rennfahrer mit großer Übersicht war Rolf Aldag für erfolgreiche Tour-Mannschaften eine Bank und unterstützte Bjarne Riis und Jan Ullrich bei ihren Siegen in Frankreich. Als Sportmanager und Sportlicher Leiter gehört der Westfale ebenfalls zu den angesehensten Vertretern der Branche. Auch 2024 plant er beim neu benannten Team Red Bull-Bora-Hansgrohe wieder die Mission Tour de France. Vorher hat sich Aldag wie in den vergangenen Jahren erneut exklusiv für die Leser von TOUR mit der diesjährigen Rundfahrt beschäftigt.
Der 55-Jährige hat sich die Dramaturgie der Streckenplaner angesehen und ist in die Details gegangen, um den möglichen Verlauf der einzelnen Etappen einzuschätzen. Bei dieser Arbeit reflektiert er, welche Konstellationen im Rennen wahrscheinlich sind und welche Fahrer sich auf welchen Etappen besondere Hoffnungen - oder Sorgen - machen dürften. Auch seine Sicht auf Neuerungen und Tendenzen im Geschäft lässt er einfließen. Zusätzlich gibt Aldag eine kompakte Übersicht, für welche Wertung die jeweilige Etappe welche Relevanz haben wird. Dabei vergibt er jeweils null bis drei Trikots pro Wertung: für die Gesamtwertung (Gelbes Trikot), die Punktewertung der Sprintbesten (Grünes Trikot) und die Bergwertung der Tour (Gepunktetes Trikot). So bietet Rolf Aldags Prognose jeden Tag einen Mehrwert.
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