Ein Einzelzeitfahren am letzten Tag, das richtet bei geschichtsbewussten Radsport-Fans etwas an. Bei der Tour de France gab es solch eine Planung zuletzt im Jahr 1989, und das Drama von den Champs-Elysees in Paris gehört zu den geschichtsträchtigsten Momenten der Disziplin. Damals verlor der Franzose Laurent Fignon das sicher geglaubte Gelbe Trikot noch auf den letzten Kilometern an den US-amerikanischen Fahrer Greg LeMond, der auf moderne Technik und bessere Aerodynamik setzte. Wir befinden uns allerdings nicht im Jahr 1989, weswegen ein solcher Coup heute eher nicht zu erwarten ist. Alle, die jetzt weit vorne im Klassement stehen, werden sich bei der heutigen Prüfung recht wohl fühlen.
Statt eines royalen Sprints in Paris wird es am Mittelmeer, bedingt durch die Olympischen Spiele in der Hauptstadt, diesen ungewöhnlichen Auslauf geben. Der Zuschnitt dieser Etappe im Kampf Mann gegen Mann und Uhr ist wiederum voll auf die Allerbesten ausgelegt. Hier gewinnt kein Zeitfahrspezialist von der Bahn. Hier geht es darum, zwei anspruchsvolle Anstiege ohne Helfer zu überwinden und eine sehr technische Abfahrt zurück an die Küste fehlerfrei zu meistern. Das kann normalerweise der Fahrer in Gelb am besten. Der Träger des Grünen Trikots wird hingegen einen ungewöhnlichen Schlusstag erleben. Er bringt die Wertung nur noch durch. Ebenso wie die Sprinter freue ich mich, wenn die Tour nächstes Jahr wieder einen Schlussspurt im Herzen von Paris vorsieht.
Als Rennfahrer mit großer Übersicht war Rolf Aldag für erfolgreiche Tour-Mannschaften eine Bank und unterstützte Bjarne Riis und Jan Ullrich bei ihren Siegen in Frankreich. Als Sportmanager und Sportlicher Leiter gehört der Westfale ebenfalls zu den angesehensten Vertretern der Branche. Auch 2024 plant er beim neu benannten Team Red Bull-Bora-Hansgrohe wieder die Mission Tour de France. Vorher hat sich Aldag wie in den vergangenen Jahren erneut exklusiv für die Leser von TOUR mit der diesjährigen Rundfahrt beschäftigt.
Der 55-Jährige hat sich die Dramaturgie der Streckenplaner angesehen und ist in die Details gegangen, um den möglichen Verlauf der einzelnen Etappen einzuschätzen. Bei dieser Arbeit reflektiert er, welche Konstellationen im Rennen wahrscheinlich sind und welche Fahrer sich auf welchen Etappen besondere Hoffnungen - oder Sorgen - machen dürften. Auch seine Sicht auf Neuerungen und Tendenzen im Geschäft lässt er einfließen. Zusätzlich gibt Aldag eine kompakte Übersicht, für welche Wertung die jeweilige Etappe welche Relevanz haben wird. Dabei vergibt er jeweils null bis drei Trikots pro Wertung: für die Gesamtwertung (Gelbes Trikot), die Punktewertung der Sprintbesten (Grünes Trikot) und die Bergwertung der Tour (Gepunktetes Trikot). So bietet Rolf Aldags Prognose jeden Tag einen Mehrwert.
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