Viel einfacher als am gestrigen Tag wird es heute sicher nicht – ganz im Gegenteil. Die Etappe ist erheblich kürzer und hat noch dazu mehr Höhenmeter. Und es kommt noch ein wichtiger Faktor dazu: Die Müdigkeit, die sich Fahrer auf dem Weg nach Isola 2000 geholt haben, schlägt heute durch. Einmal noch werden sich alle Kräfte auf die Bergankunft am Col de la Couillole konzentrieren. Für Ausreißer bietet das Profil kaum eine Chance. Zu sehr wird dieses letzte Straßenrennen der Tour de France 2024 von den stärksten Teams in der Gesamtwertung kontrolliert, zu hoch wird die Geschwindigkeit sein. Im vergangenen Jahr gab es am Col de la Couillole Bilder, die den Sport-Fans für dieses Jahr Hoffnung auf einen Schlagabtausch der Besten machen können.
Bei Paris-Nizza siegte damals Tadej Pogacar dort oben im Zielsprint der Bergankunft vor David Gaudu und Jonas Vingegaard. Ich halte es durchaus für wahrscheinlich, dass ein Fahrer, der gestern geschlagen wurde, heute auf Wiedergutmachung pocht – und zumindest die Etappe gewinnt. Ich würde aber nach den Erkenntnissen der vergangenen Jahre nicht erwarten, dass die Tour immer spannender wird, je schwerer die Schlusstage in den Bergen gestaltet sind. Eher das Gegenteil dürfte der Fall sein. Die Tendenz ist relativ klar: Die überlegenen Fahrer mit ihren Teams, in den beiden vergangenen Jahren Jumbo-Visma, werden nur noch dominanter während solch einer Tour de France, weil ihnen diese Parcours einfach liegen.
Als Rennfahrer mit großer Übersicht war Rolf Aldag für erfolgreiche Tour-Mannschaften eine Bank und unterstützte Bjarne Riis und Jan Ullrich bei ihren Siegen in Frankreich. Als Sportmanager und Sportlicher Leiter gehört der Westfale ebenfalls zu den angesehensten Vertretern der Branche. Auch 2024 plant er beim neu benannten Team Red Bull-Bora-Hansgrohe wieder die Mission Tour de France. Vorher hat sich Aldag wie in den vergangenen Jahren erneut exklusiv für die Leser von TOUR mit der diesjährigen Rundfahrt beschäftigt.
Der 55-Jährige hat sich die Dramaturgie der Streckenplaner angesehen und ist in die Details gegangen, um den möglichen Verlauf der einzelnen Etappen einzuschätzen. Bei dieser Arbeit reflektiert er, welche Konstellationen im Rennen wahrscheinlich sind und welche Fahrer sich auf welchen Etappen besondere Hoffnungen - oder Sorgen - machen dürften. Auch seine Sicht auf Neuerungen und Tendenzen im Geschäft lässt er einfließen. Zusätzlich gibt Aldag eine kompakte Übersicht, für welche Wertung die jeweilige Etappe welche Relevanz haben wird. Dabei vergibt er jeweils null bis drei Trikots pro Wertung: für die Gesamtwertung (Gelbes Trikot), die Punktewertung der Sprintbesten (Grünes Trikot) und die Bergwertung der Tour (Gepunktetes Trikot). So bietet Rolf Aldags Prognose jeden Tag einen Mehrwert.
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