Zu Beginn der Tour haben wir uns mit Giro-Feeling in Fahrt bringen lassen. Nun kommt eine Etappe, deren Ziel wieder ganz nahe an der italienischen Grenze liegt – und vielleicht ist auch ihre Zielsetzung dort abgeschaut. Es würde mich nicht wundern, wenn die Tour-de-France-Planer sich einen ähnlichen Rennverlauf erhoffen würden, wie er 2016 beim Giro d’Italia für Furore sorgte. Das Profil der damaligen vorletzten Etappe erinnert sehr stark an das heutige Rennen: Damals wie heute stehen Col de Vars und die Cime de la Bonette auf dem Programm, heute endet die Etappe ebenfalls mit einer sehr schweren Bergankunft. Beim Giro übernahm damals der Italiener Vincenzo Nibali die Führung und gewann somit auch am Schlusstag in Turin die Rundfahrt. Gibt es heute eine ähnliche Chance, die Wertung zu übernehmen? Dreimal fährt das Feld heute auf mehr als 2000 Meter Höhe, mit der Bonette auf 2800 Metern Höhe passiert es die höchste asphaltierte Bergstraße Frankreichs.
Die Etappe ist zudem so geschnitten, dass die Sprinter sehr hart gegen den Ausschluss kämpfen müssen: Sie ist kurz, mit zwei HC- und einem Kategorie-eins-Berg ohne Auslauf am Ende. Wenn eine starke Mannschaft fürs Klassement ihre Ressourcen beisammen hat, kann sie ab der Sprintwertung attackieren und versuchen, die Favoriten schon vor dem Schlussanstieg auseinanderzureißen. Ich würde mich heute nicht zu weit vom Fernseher entfernen, denn hier dürfte es dramatisch zugehen.
Als Rennfahrer mit großer Übersicht war Rolf Aldag für erfolgreiche Tour-Mannschaften eine Bank und unterstützte Bjarne Riis und Jan Ullrich bei ihren Siegen in Frankreich. Als Sportmanager und Sportlicher Leiter gehört der Westfale ebenfalls zu den angesehensten Vertretern der Branche. Auch 2024 plant er beim neu benannten Team Red Bull-Bora-Hansgrohe wieder die Mission Tour de France. Vorher hat sich Aldag wie in den vergangenen Jahren erneut exklusiv für die Leser von TOUR mit der diesjährigen Rundfahrt beschäftigt.
Der 55-Jährige hat sich die Dramaturgie der Streckenplaner angesehen und ist in die Details gegangen, um den möglichen Verlauf der einzelnen Etappen einzuschätzen. Bei dieser Arbeit reflektiert er, welche Konstellationen im Rennen wahrscheinlich sind und welche Fahrer sich auf welchen Etappen besondere Hoffnungen - oder Sorgen - machen dürften. Auch seine Sicht auf Neuerungen und Tendenzen im Geschäft lässt er einfließen. Zusätzlich gibt Aldag eine kompakte Übersicht, für welche Wertung die jeweilige Etappe welche Relevanz haben wird. Dabei vergibt er jeweils null bis drei Trikots pro Wertung: für die Gesamtwertung (Gelbes Trikot), die Punktewertung der Sprintbesten (Grünes Trikot) und die Bergwertung der Tour (Gepunktetes Trikot). So bietet Rolf Aldags Prognose jeden Tag einen Mehrwert.
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