Die Tour de France war bislang nicht gerade für Alleingänger gebaut. Noch einmal bietet sich heute aber den Ausreißern die Chance, das Rennen zu gestalten. Denn diese Etappe ist sehr lang, was die Anreize für viele Teams deutlich senkt, sie dauerhaft unter Kontrolle zu behalten. Somit lässt sich schon vom ersten Anstieg an, dem fast 14 Kilometer langen Col du Festre, einiges an Vorsprung auf die Favoriten herausholen. Mit drei Bergen der dritten Kategorie auf den 85 Kilometern vor dem Ziel wird es auch ausreichend Situationen geben, in denen sich die Fahrer ganz vorne im Rennen gegenseitig attackieren. Das dürfte sehr unterhaltsam werden, da wird nichts mehr verschenkt.
Interessant ist auch die Annäherung zum Ziel. Zwar kann man nicht von einer Bergankunft sprechen, aber bis kurz vor dem Ziel in Barcelonnette geht es schon konstant aufwärts. Auf den letzten 25 Kilometern sind das etwa 300 Meter. Es gibt eine – allerdings sehr unwahrscheinliche – Konstellation, in der dieses Teilstück auch für Sprinter noch besonders wichtig werden kann. Sollte es einen offenen Kampf ums Grüne Trikot geben, lässt sich bei dem heutigen Profil ein Ausscheidungsrennen provozieren. Es gibt Sprinter und Teams, die mit den etwa 3000 Höhenmetern und dem Auf und Ab hier in den Alpen weitaus besser zurechtkommen als andere. Eine “falsche Ebene” wie die Anfahrt zum heutigen Ziel könnte die Chance bieten, einen letzten Schlag in der Punktewertung zu landen.
Als Rennfahrer mit großer Übersicht war Rolf Aldag für erfolgreiche Tour-Mannschaften eine Bank und unterstützte Bjarne Riis und Jan Ullrich bei ihren Siegen in Frankreich. Als Sportmanager und Sportlicher Leiter gehört der Westfale ebenfalls zu den angesehensten Vertretern der Branche. Auch 2024 plant er beim neu benannten Team Red Bull-Bora-Hansgrohe wieder die Mission Tour de France. Vorher hat sich Aldag wie in den vergangenen Jahren erneut exklusiv für die Leser von TOUR mit der diesjährigen Rundfahrt beschäftigt.
Der 55-Jährige hat sich die Dramaturgie der Streckenplaner angesehen und ist in die Details gegangen, um den möglichen Verlauf der einzelnen Etappen einzuschätzen. Bei dieser Arbeit reflektiert er, welche Konstellationen im Rennen wahrscheinlich sind und welche Fahrer sich auf welchen Etappen besondere Hoffnungen - oder Sorgen - machen dürften. Auch seine Sicht auf Neuerungen und Tendenzen im Geschäft lässt er einfließen. Zusätzlich gibt Aldag eine kompakte Übersicht, für welche Wertung die jeweilige Etappe welche Relevanz haben wird. Dabei vergibt er jeweils null bis drei Trikots pro Wertung: für die Gesamtwertung (Gelbes Trikot), die Punktewertung der Sprintbesten (Grünes Trikot) und die Bergwertung der Tour (Gepunktetes Trikot). So bietet Rolf Aldags Prognose jeden Tag einen Mehrwert.
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