Im Zuge des Teams Telekom etablierte sich das Team Gerolsteiner Anfang der 2000er-Jahre als zweites Aushängeschild des deutschen Radsports. 2003 nahm die Mannschaft von Hans-Michael Holzcer erstmals an der Tour de France teil und feierte in den Folgejahren regelmäßig beachtliche Erfolge bei Klassikern. Im September 2007 gab das Unternehmen Gerolsteiner jedoch bekannt, sein Engagement zum Ende der Saison 2008 einzustellen.
Was folgte, war 2008 durch Bernhard Kohl und Stefan Schumacher die erfolgreichste Tour de France der Teamgeschichte. Die guten Resultate hatten allerdings nicht lange Bestand: Wenige Wochen nach der Tour wurden beide des Dopings überführt. Im Oktober 2008 gab Gerolsteiner daraufhin bekannt, seine Unterstützung mit sofortiger Wirkung einzustellen. Es war das unrühmliche Ende einer zehnjährigen Partnerschaft – und zugleich das Aus für den Rennstall. Denn einen neuen Sponsor fand die Mannschaft nicht. Ein Überblick, was die Fahrer aus dem letzten Tour-Aufgebot von Gerolsteiner heute machen.
Bei der Tour de France 2008 schien Schumacher in der Form seines Lebens: Zunächst gewann er das Zeitfahren der 4. Etappe in Cholet und schlüpfte zwei Tage ins Gelbe Trikot, später gewann er auf der 20. Etappe auch das zweite Zeitfahren der Frankreich-Rundfahrt in Saint-Amand-Montrond. Das Rennen hatte für ihn jedoch ein Nachspiel: In Nachproben wurde er wenige Wochen später positiv auf die EPO-Variante Cera getestet und später für zwei Jahre gesperrt. Seine Tour-Etappensiege wurden ihm gestrichen.
2013 gestand Schumacher dann jahrelanges Doping. Im selben Jahr trafen sich Schumacher und der ehemalige Gerolsteiner-Teamchef Holczer zudem vor dem Strafgericht wieder. Es ging um den Vorwurf, ob Schumacher das Team um drei Monatsgehälter betrogen hatte, da er vor dem Tour-Start 2008 auf Nachfrage einen Doping-Missbrauch abstritt – was sich hinterher als falsche Aussage herausstellte. Schumacher erhielt zwar einen Freispruch, war für die Profiszene im Anschluss aber gebrandmarkt.
Bis Ende seiner Karriere 2017 fuhr Schumacher noch für die unterklassigen Teams Christina Watches, Christina Jewelry und Kuwait-Cartucho sowie eine Saison für das Team CCC. Anschließend wechselte Schumacher ins Lager der Triathleten und nahm 2019 am Ironman Hawaii teil.
Der Österreicher war der Durchstarter für Gerolsteiner bei der Tour 2008, gewann die Bergwertung und beendete die Rundfahrt als Gesamtdritter. Vor allem in seinem Heimatland löste dies große Euphorie aus. Doch die Erfolge hatten nicht lange Bestand: Wie Schumacher wurde Kohl wenige Wochen später bei Nachkontrollen positiv auf die EPO-Variante Cera getestet. Anders als Schumacher gestand Kohl jedoch sofort, wurde gesperrt und aus den Tour-Ergebnislisten gestrichen.
2010 sagte er dann als Kronzeuge in der Humanplasma-Affäre um seinen ehemaligen Manager Stefan Matschiner aus. In den Radsport kehrte Kohl nicht mehr zurück. Stattdessen eröffnete der heute 42-Jährige in Wien ein Fahrradgeschäft, das er bis heute erfolgreich führt. 2021 nahm er an der österreichischen Show “Dancing Stars” teil, 2024 kommentierte er als Experte die Tour de France beim TV-Sender Servus-TV.
Der Sprinter hatte früh die Zeit nach der Karriere im Blick und gründete bereits 2002 – ein Jahr nach seinem ersten Profivertrag beim Team Nürnberger – mit einem Partner sein erstes Fahrradgeschäft “Grupetto” in Wachau. Einige Jahre später kam eine weitere Niederlassung in Leipzig hinzu. Als Profi gehörte Förster 15 Jahre zum Peloton, einen Großteil davon zum Team Gerolsteiner, und gewann in jener Zeit Etappen beim Giro d’Italia, der Vuelta a Espana und der Deutschland Tour. Nach dem Aus von Gerolsteiner setzte er seine Karriere beim Team Milram und beim US-Team United Healthcare fort.
2013 erlitt er einen folgenreichen Trainingssturz, durch den er anschließend beinahe sein Bein verlor, kämpfte sich jedoch bis zum Karriereende 2015 noch einmal zurück ins Profifeld. In den Jahren danach absolvierte Förster die Meisterschule und stieg als Geschäftsführer in seine Fahrradläden ein. Inzwischen betreibt er drei Filialen. Außerdem organisiert der heute 46-Jährige lokale Rennen wie den Robert-Förster-Cup für den Nachwuchs oder das Crossrennen “Leipziger Crosslights”.
Anfang der 2000er galt Fothen als U23-Weltmeister im Einzelzeitfahren als eines der größten deutschen Talente und kam 2005 bei seiner Grand-Tour-Premiere auf Anhieb auf Platz zwölf beim Giro d’Italia. In den Folgejahren warfen den heute 43-Jährigen jedoch gesundheitliche Probleme immer wieder zurück. 2008 gewann er noch eine Etappe der Tour de Suisse, blieb bei der Tour de France aber ohne nennenswerte Resultate.
Mit dem Aus von Gerolsteiner setzte Fothen seine Karriere zwei Jahre beim Team Milram fort, 2013 beendete er aufgrund von Entzündungen in beiden Knien seine Laufbahn beim Team NSP. Seit 2019 ist der gebürtige Neusser nun Sportlicher Leiter beim Kriterium Tour de Neuss. Beruflich verschlug es ihn in den Vertrieb: Zunächst für das Unternehmen Derby Cycle, das auf Akkus und Räder spezialisiert ist, und seit 2023 als Außendienstmitarbeiter für Münsteraner Fahrradsicherheitsexperte Trelock.
Der Australier blieb am längsten aus dem damaligen Gerolsteiner-Kreis dem Profi-Peloton erhalten. Erst im April 2023 musste er seine Karriere aufgrund von anhaltenden Herzprobleme beenden. Seinen größten Erfolg als Profi verbuchte Haussler 2009 mit dem Etappensieg bei der Tour de France. Im selben Jahr verpasste er zudem als Zweiter sowohl bei Mailand-San Remo als auch bei der Flandern-Rundfahrt nur knapp den Sieg bei einem Radsport-Monument.
In seinen letzten Karrierejahren erwarb sich Haussler vor allem den Ruf als exzellenter Roadcaptain, weshalb der Schritt zum Sportlichen Leiter naheliegend war. Zunächst war eine solche Position bei seinem letzten Team Bahrain-Victorious geplant, doch im Juni 2023 stieg Haussler dann als Sportlicher Leiter bei Red Bull-Bora-Hansgrohe ein.
Der Rückzug des Teams Gerolsteiners war quasi auch das Ende der Profikarriere für Krauß. Denn ein neues Profiteam fand er für 2009 nicht, stattdessen kam er beim Amateurteam Halanke.de-Öschelbronn unter. 2012 beendete er seine aktive Laufbahn dann komplett. Höhepunkt seiner Karriere waren die beiden Tour-de-France-Teilnahmen 2007 und 2008. Im Anschluss betreute er als Sportlicher Leiter das Team Bergstraße, das ab 2016 unter den Namen Basso Bikes fungierte. Inzwischen ist Krauß Vizepräsident im Württembergischen Radsportverband.
Der heute 45-Jährige galt in seiner aktiven Zeit als guter Zeitfahrer, der 2006 die deutsche Meisterschaft gewann, und wertvoller Helfer. Bei der Tour de France 2008 trug Lang zudem für drei Tage das Bergtrikot. Nach dem Aus von Gerolsteiner setzte er seine Karriere bis 2011 beim belgischen Team Silence-Lotto fort. Zeitgleich begann er ein duales Studium in Ökonomie und Sportmanagement und studierte später ebenfalls Gesundheitsmanagement. Seit 2015 ist Lang für die Sportklinik in Erfurt tätig und hat dort inzwischen die administrative Leitung für das OP-Zentrum inne.
2008 bestritt Scholz seine fünfte und letzte Tour de France und beendete ein Jahr später beim Team Milram seine Karriere. Mit dem damaligen Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer ist er bis heute eng verbunden – Scholz ist dessen Schwiegersohn. Als aus den ehemaligen Geschäftsräumen des Team Gerolsteiner in Herrenberg 2011 ein Specialized Concept Store wurde, stieg Scholz in das Unternehmen von Holzcer ein. Scholz ist bis heute dort Geschäftsführer. Außerdem kümmert sich Scholz hauptsächlich um das Nachwuchsteam von Holczer.
Der heute 44-Jährige ist auch heute noch überaus präsent in der Radsportszene. Für die Gesellschaft zur Förderung des Radsports (GFR) und die ASO verantwortet er als Rennleiter die deutschen World-Tour-Events Eschborn-Frankfurt und seit 2024 auch die Cyclassics Hamburg. In gleicher Position leitet er ebenfalls die sportlichen Abläufe beim Münsterland Giro und seit 2018 bei der Deutschland Tour. Zudem ist der Münsteraner seit seinem Karriereende 2016 regelmäßig als TV-Experte bei der ARD und bei Eurosport im Einsatz.
In seiner aktiven Zeit galt Wegmann insbesondere als Klassikerfahrer, der dreimal die deutsche Straßenmeisterschaft und zweimal Eschborn-Frankfurt gewann. Sein größter Erfolg war der Gewinn der Bergwertung beim Giro d’Italia 2004. Bei der Tour de France 2008 trug er das Trikot des deutschen Meisters. Nach seiner Zeit bei Gerolsteiner fuhr Wegmann noch für das Team Milram (2009 und 2010), Leopard Trek (2011), Garmin (2012 bis 2013), Cult Energy (2015) und Team Stölting (2016).