Das macht’s ausUnterschiede zwischen Profi- und Serien-Rennrad

Jens Klötzer

 · 07.07.2025

Das macht’s aus: Unterschiede zwischen Profi- und Serien-RennradFoto: David GIBOUT
Newcomer: Das Van Rysel RCR-F* ist als Teamrad bei Decathlon AG2R La Mondiale im Einsatz.
Radfahr-Enthusiasten haben die Chance, mit professionellem Equipment zu trainieren – zumindest theoretisch. Dafür sind jedoch sowohl das passende Budget als auch die Bereitschaft, Abstriche bei der Alltagstauglichkeit zu machen, erforderlich. TOUR schaut sich die Besonderheiten eines Profi-Rennrads an, erklärt die technischen Abweichungen zu handelsüblichen Modellen und bietet Tipps für den Kauf gebrauchter Profi-Räder.

Profi- und Serien-Rennrad: Rahmen im Vergleich

Die Rahmen der Renner bei der Tour de France und auch anderen Rennen entsprechen technisch in den meisten Fällen den käuflichen Produkten. Je nach Radsponsor haben manche Fahrer die Auswahl aus zwei Modellen. Die bei Hobby- und Langstreckenfahrern beliebten Komfort- bzw. Endurance-Modelle findet man dagegen nicht. Dass Rahmen extra für Sportler angefertigt werden, ist selten, für manche Top-Fahrer werden aber besonders hochwertige Carbonqualitäten verwendet, um leichtere Einzelstücke zu bauen – das kann bis zu 200 Gramm einsparen. Für starke Sprinter werden vereinzelt besonders steife Exemplare gebaut.



Die Räder sind einheitlich im Teamdesign lackiert, für Stars und Träger eines Wertungstrikots gibt es schon mal eine Sonderlackierung. Viele Profis fahren Rahmenhöhen, die man im Hobbysport für ein bis zwei Nummern zu klein erklären würde. Der Grund: Um sehr aerodynamisch zu sitzen, soll der Lenker an eine möglichst tiefe Position. Die fehlende Länge der kleinen Rahmen wird mit den Anbauteilen ausgeglichen.

Lenker und Vorbau

Vorbau und Lenker sind in der Regel aus einem Stück laminierte Carbonteile. Das bringt Probleme mit sich, weil Profis andere Sitzpositionen wünschen als Hobbyfahrer: Meist soll die Position länger und tiefer sein. Wer prominent genug ist, bekommt eine Lenkereinheit auf Maß laminiert. Sonst behilft man sich mit klassischen Vorbauten und geklemmten Lenkern. Man findet bis zu 150 Millimeter lange Vorbauten (üblich sind 100–120 Millimeter) mit großen Negativwinkeln, um die fehlende Länge auszugleichen. Auch die Lenkerformen unterscheiden sich: Während an Serienrädern meist kompakte Lenker zu finden sind, fahren manche Profis Rundbogen mit tiefem Unterlenker, da auch damit die Sitzposition noch etwas gestreckter wird.

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Laufräder von Profi- und Serien-Rennrädern

Die Laufräder sind die Teile am Rad, die am häufigsten gewechselt werden. Statt einem Laufradsatz für alle Gelegenheiten hat ein Tour-Profi Zugriff auf mindestens drei Modelle mit Felgenhöhen zwischen 30 und etwa 60 Millimetern, deren Einsatz und Kombination von Etappenprofil und Windbedingungen bestimmt wird. Auf flachen Etappen mit wenig Wind greifen viele schon mal zu den Zeitfahrfelgen; je mehr Höhenmeter eine Etappe überwindet, desto flacher fallen die Felgen aus.

Als beste Allrounder haben sich um 50 Millimeter hohe Felgen etabliert. Alle Felgen bestehen aus Carbon und sind meist ausgelegt für Tubeless-Reifen, nur sehr selten kommen noch Felgen für geklebte Schlauchreifen zum Einsatz. Die Originallager der Naben werden bei manchen Teams gegen leicht laufende Keramiklager getauscht.

Profi-Rennrad vs. Serien-Rennrad: Schaltung & Bremsen

Schaltung und Bremsen sind Serienmaterial und stammen ausnahmslos aus den Top-Gruppen der Hersteller. Bei der Tour de France sind Shimano mit der Dura-Ace und SRAM mit der Red AXS vertreten. Selten spielen Kurbeln von Fremdherstellern eine Rolle. Im Unterschied zu Serienrädern fahren Profis größere Kettenblätter, beispielsweise bei Shimano 54/40 statt der bei Serienbikes üblichen 52/36.

Einzelne Fahrer nutzen auf flachen oder welligen Etappen noch größere Blätter (bis zu 60 Zähne). Das Team Visma | Lease a Bike experimentiert auch mit Einfach-Antrieben, wenn das Gelände nicht zu schwierig ist. Die hinteren Zahnkränze werden quasi täglich angepasst und bewegen sich zwischen maximal 28 Zähnen auf Flachetappen und bis 34 in den Bergen. Alle Fahrer nutzen ein Leistungsmesssystem, das bei Serienbikes nur selten mitgeliefert wird.

Reifen im Vergleich

Tubeless-Reifen, wie sie bei hochwertigen Serienrädern üblich sind, haben sich im Peloton fast flächendeckend durchgesetzt. 28 Millimeter breite Pneus sind die Regel. Vereinzelt nutzen Teams das minimal leichtere System aus Clincher-Reifen und TPU-Schlauch, weil der Rollwiderstand vergleichbar gering ist.

Profi-Rennräder gebraucht kaufen

Die Rennmaschinen der Radprofis sind auch für Jedermann erhältlich. Optisch sind sie natürlich ein Hingucker, allerdings aus technischer Sicht nicht immer eine empfehlenswerte Investition. Vor- und Nachteile des Kaufs eines Profi-Rennrads haben wir bei TOUR ausführlich analysiert und zudem auch die wichtigsten Bezugsquellen für den Erwerb solcher Hochleistungsrenner zusammengestellt.

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