InterviewPolitt über Pogačar: “Da können sich viele Leute eine Scheibe abschneiden”

Julian Schultz

 · 28.07.2025

Interview: Politt über Pogačar: “Da können sich viele Leute eine Scheibe abschneiden”Foto: picture alliance / Roth / CV-DK
Umarmung auf den Champs-Élysées: Nils Politt und Tadej Pogačar
Nils Politt hat wie schon 2024 als Teamkollege von Tadej Pogačar großen Anteil an dessen Tour-de-France-Sieg. Am Rande der Schlussetappe in Paris äußerte sich der deutsche Profi von UAE Team Emirates - XRG gegenüber TOUR zu seiner persönlichen Leistung, Pogačar und der immer höheren Belastung bei der Frankreich-Rundfahrt.

Gesamtsieger Tadej Pogačar war noch mit unzähligen Medienterminen beschäftigt, da konnte sich sein Teamkollege und Edelhelfer Nils Politt am Teambus schon um seine Familie kümmern und die diesjährige Tour de France im Kreise seiner Liebsten Revue passieren lassen. Die Mühen der vergangenen drei Wochen mit fast 3300 Kilometern waren dem 31-Jährigen dabei anzusehen.

Für Politt endete seine neunte Teilnahme an der Frankreich-Rundfahrt auf Rang 75. Damit war er viertbester Deutscher hinter Shooting-Star Florian Lipowitz (3.), Emanuel Buchmann (30.) und Maximilian Schachmann (68.). Viel wichtiger für den Teamplayer bei UAE Team Emirates - XRG war indes das Gelbe Trikot für Pogačar, das der Slowene auch dank Politt zum zweiten Mal in Folge gewann.

Nils Politt im Gespräch mit TOURFoto: Jens KlötzerNils Politt im Gespräch mit TOUR

"Die Lust und Laune, die er am Radsport hat, ist einfach Wahnsinn", sagte der Kölner über "Pogi", dem nur noch ein Tour-Sieg fehlt, um mit Legenden wie Jacques Anquetil, Eddy Merckx oder Bernard Hinault gleichzuziehen. Zudem sprach TOUR mit Politt über...

... den erneuten Gewinn des Gelben Trikots von Tadej Pogačar:"Es fühlt sich natürlich sehr gut an, wieder dabei gewesen zu sein und die zweite Tour mit Tadej gewonnen zu haben. Es hat extrem viel Spaß gemacht die letzten drei Wochen. Ich muss aber auch sagen, dass es die härteste Tour war, die ich je gefahren bin. Jeden Tag kam irgendwas dazwischen. Es war extrem hart, gerade mit den letzten vier Tagen in den Alpen und dem Regen."



... die Gründe für die immer höhere Belastung der Profis bei der Frankreich-Rundfahrt: "Durch den Start in Lille und der Küstennähe gab es schon zu Beginn sehr viel Wind. Zudem sind wir durch viele kleine Städte mit extrem vielen Verkehrsinseln gefahren. Da war eine hohe Konzentration gefragt. Manchmal ist die Streckenführung für die Beine in Ordnung, aber für den Kopf wird es schwer. Es gab zwar die eine oder andere Sprinter-Etappe, aber es gab eben auch so Etappen wie gestern (20. Etappe von Nantua nach Pontarlier, d. Red.), in denen 100 Kilometer Vollgas gefahren wurde, bis eine Spitzengruppe entstand. Viele Teams spüren natürlich den Druck und wollen einen Etappensieg. Da wird natürlich alles unternommen, um erfolgreich zu sein."

... den verpassten Etappensieg von Tadej Pogačar auf den Champs Élysées: "Die Runde in Paris war extrem schwer. Durch den Regen war es technisch anspruchsvoll und gefährlich. Man konnte teilweise kaum was sehen. Durch die Allee und über das Kopfsteinpflaster - das war schon nicht ohne. Ein Sprint Royale auf der Champs Élysées ist für die Zuschauer wahrscheinlich das bessere Ende."

... Tadej Pogačar, der sich keinen Schwächemoment leistete und souverän den vierten Tour-Sieg einfuhr: "Was er heute wieder gemacht hat...Er findet immer wieder die Motivation, um vorne reinzufahren und Etappen zu gewinnen. Die Lust und Laune, die er am Radsport hat, ist einfach Wahnsinn. Da können sich viele Leute eine Scheibe abschneiden."



... seine persönliche Leistung als Edelhelfer von Pogačar: "Ich bin sehr, sehr zufrieden. Ich habe die Leistung vom vergangenen Jahr wiederholt und habe dem Team geholfen in den Sachen, bei denen ich helfen konnte."

... die Rückkehr nach Paris, nachdem die Tour de France im Vorjahr mit einem Einzelzeitfahren in Nizza endete: "Das war viel schöner (grinst)."

Meistgelesen in der Rubrik Profi - Radsport