Tour de France Femmes“Im Sommer vier Wochen Tour de France”

Tom Mustroph

 · 01.08.2023

Tour de France Femmes: “Im Sommer vier Wochen Tour de France”Foto: Getty Velo
Marion Rousse, Chefin der Tour de France der Frauen, im Führungsfahrzeug
Die Tour de France der Frauen etabliert sich als natürliche Fortsetzung der dreiwöchigen Männer-Tour - sagt die Organisationschefin Marion Rousse im Interview mit TOUR.

TOUR: Marion Rousse, eine Veranstaltung zum zweiten Mal erfolgreich durchzuführen ist oft schwieriger als beim ersten Mal. Wie fällt Ihre Bilanz der zweiten Ausgabe der Tour de France Femmes aus?

Marion Rousse: Sie war sehr erfolgreich. Schon im ersten Jahr haben wir viel erreicht. Aber jetzt ging es darum, das zu bestätigen, einmal auf der sportlichen Seite, aber auch was den Zuschauerzuspruch angeht und auch den Aspekt, die Schönheit des Landes zu zeigen. Ich denke, das ist uns geglückt. Wir hatten ein spannendes Rennen, jeden Tag eine andere Siegerin und abachließend ein Zeitfahren, das bis zum Ende Spannung bot im Kampf um den zweiten und dritten Gesamtrang. Gefreut hat mich der veränderte Blick auf die Tour. Im letzten Jahr ging es vor allem darum, die Tour de France Femmes im Bewusstsein der Menschen zu verankern und zu zeigen: Ja, eine Tour de France der Frauen ist möglich. In diesem Jahr war das gar nicht mehr die Frage, sondern die Athletinnen selbst, ihr Kampf gegeneinander, ihre Persönlichkeiten standen im Mittelpunkt.

TOUR: Sie haben den Parcours schwerer gemacht, mit dem Tourmalet einen mythischen Gipfel der Tour de France ins Programm genommen. Wird es in Zukunft so weiter gehen, immer mehr Berge, und dann auch mehr Etappen?

Marion Rousse: Möglichst vielseitiger Parcours der Tour de France Femmes

Marion Rousse: Der Parcours für das nächste Jahr steht schon, in groben Zügen auch der für das Jahr darauf. Aber für den genauen Streckenplan muss ich Sie auf die offizielle Präsentation der Strecke im Herbst vertrösten. Was wir versucht haben mit dem Tourmalet, ist, die Tour de France Femmes in der Geschichte der gesamten Tour de France zu verankern. Es ging uns auch darum, zu zeigen, dass die Frauen fähig sind wie die Männer, die mythischen Anstiege zu meistern. Und ja, wir sind auf alle Fälle bestrebt, auch in den kommenden Jahren solche historischen Gipfel und überhaupt die schönen Bergketten Frankreichs in den Verlauf der Rundfahrt zu integrieren. Wir wollen aber auch darauf achten, soviel Fahrerinnen wie möglich die Gelegenheit zu geben, zu brillieren. Deshalb streben wir einen sehr vielseitigen Parcours an, für die Ausreißerinnen, die Baroudeusen, aber auch die Kletterinnen und die Sprinterinnen. In diesem Jahr hatten wir auch erstmals ein Zeitfahren. Für das nächste Jahr streben wir dieselben Elemente an.

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TOUR: 2024 ist der Grand Depart allerdings in Rotterdam, da sind die mythischen Anstiege weit entfernt. Was gab den Ausschlag dafür? War es der Umstand, dass die Niederlande das Kernland des Frauenradsports sind und die Tour de France Femmes auf diese Art sportlich nach Hause kommt?

Marion Rousse: Es waren mehrere Gründe ausschlaggebend. Wie Sie schon sagen, ist der Frauenradsport in den Niederlanden sehr populär. In der Entwicklung sind die Niederlande anderen Ländern voraus. Und Radsport ist auch sehr in die Alltagskultur eingewoben. Das hat uns alles bewogen, den Grand Depart dort zu veranstalten. Ein weiterer Grund ist aber auch die Überschneidung mit den Olympischen Spielen in Paris 2024. Und letztlich geht es auch darum, die Tradition der Tour de France mit ihren vielen Auslandsstarts fortzusetzen.



TOUR: Sie waren selbst Radprofi. Wie sehr hat sich in Ihren Augen die Qualität des Pelotons im Frauenradsport verändert, und welchen Anteil hat die Frauen-Tour daran?

Marion Rousse: Der Frauenradsport hat sich in den vergangenen Jahren enorm verändert. Der Rennkalender ist reicher geworden, auch ohne uns. Aber die Aufmerksamkeit, die die Tour erzeugt, ist schon eine besondere. Das gilt für die Männer wie für die Frauen. Die Qualität im Peloton ist weiter gewachsen, die Leistungsdichte hat zugenommen. Das hat natürlich auch mit den Investitionen in diesen Sport zu tun. Und wir sehen, dass das Interesse der Sponsoren weiter wächst.

Marion Rousse: Kein Wettbewerb zwischen Tour de France Femmes und Frankreich-Rundfahrt der Männer

TOUR: Gibt es eigentlich zwischen Ihnen und Christian Prudhomme, zwischen der Tour de France der Frauen und der Tour de France der Männer, einen Wettbewerb? Intern im Unternehmen ASO, oder um die Etappenstädte, Sponsoren oder Zuschauerzahlen?

Marion Rousse: Nein, ganz und gar nicht. Wir sind inzwischen so weit, dass wir das als eine Tour de France sehen, als vier Wochen Tour de France, zu der im Sommer auch die Zuschauer an die Strecke kommen. Auch die Tour de France Femmes wird weltweit übertragen, wir haben gute Zahlen hier in Frankreich gehabt. Und es gibt immer mehr Bewerberstädte, die sich sowohl für die Tour der Männer als auch die für die Frauen interessieren. Aber natürlich muss man auch sagen, die Tour de France gibt es seit mehr als 100 Jahren, wir aber sind erst im zweiten Jahr. Da gibt es Unterschiede. Aber einen Konkurrenzkampf zwischen uns sehe ich nicht.



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