Florian LipowitzAls Einzelkämpfer aufs Tour-Podium

Andreas Kublik

 · 03.08.2025

Florian Lipowitz: Als Einzelkämpfer aufs Tour-PodiumFoto: Getty Images/Dario Belingheri
Ein Versprechen für die Zukunft: Florian Lipowitz beendete seine erste Tour de France als Dritter und im Weißen Trikot des besten Nachwuchsprofis
Florian Lipowitz hat als Dritter der Tour de France neue Radsportbegeisterung in Deutschland ausgelöst. Der 24-jährige Ex-Biathlet wirkte aber von seinem Team Red Bull - BORA - hansgrohe über weite Strecken alleingelassen. Was seine persönliche Leistung in noch besserem Licht erscheinen lässt - und ein Versprechen für die Zukunft ist.

Es war ein erhebender Moment. In vielerlei Hinsicht. Keine zwei Kilometer weit war es noch auf den letzten hohen Berg der diesjährigen Tour de France – hinauf nach La Plagne, jenseits der 2.000-Meter-Marke. Dort am Ende der letzten Bergetappe, zwei Tage vor der Ankunft in Paris, konnte man seine Ergebnisse zementieren – zumindest was die Gesamtwertung angeht. Bei einem Wetter, bei dem man eher keinen Hund vor die Türe jagt. Einstellige Temperaturen, strömender Regen. Und so ging Florian Lipowitz aus dem Sattel, setzte sich vor Tadej Pogačar und Jonas Vingegaard, trat mit Leibeskräften in die Pedalen – das ganz große Ziel vor Augen: bei seiner Tour-Premiere das Weiße Trikot zu gewinnen und im Abendlicht auf den Pariser Champs-Élysées aufs Podium klettern zu dürfen als Gesamtdritter – mit dem Triumphbogen als Kulisse und auf Tuchfühlung zu den beiden besten Rundfahrtspezialisten der Gegenwart: Pogačar und Vingegaard. Vielleicht waren die beiden ein bisschen verdutzt, als der weiße Blitz zwei Kilometer vor dem Ziel vorbeipreschte und die Prominenz in seinen Windschatten nahm. Aber Lipowitz hatte bemerkt, dass sein wichtigster Rivale Oscar Onley zu schwächeln begann, der in der Gesamt- und der Nachwuchswertung seit Tagen wie eine Klette an ihm hing und am Tag zuvor ganz unerwartet im Klassement wieder dicht auf die Pelle gerückt war. Ganze 22 Sekunden betrug der Abstand, als man über fast alle Berge der Tour war. Die Schwäche des Gegners löste einen Impuls aus. “Als ich das gesehen habe, habe ich alles gegeben”, sagte der 24-jährige Radprofi vom Team Red Bull - BORA - hansgrohe im Ziel, das er als Tagesvierter erreicht hatte. Er baute den Vorsprung auf den Rivalen Onley vom Team Picnic PostNL um 41 Sekunden aus.

Florian Lipowitz vor dem Start der 14. Etappe der Tour de France 2025Foto: picture alliance/dpa/BelgaFlorian Lipowitz vor dem Start der 14. Etappe der Tour de France 2025

Bundeskanzler gratuliert Florian Lipowitz

Es war vielleicht der bisher entscheidende Moment in der Radsportkarriere von Florian Lipowitz. Er gewann die letzte Kraftprobe, er behielt die Nerven – er zeigte die Geduld, die er am Vortag noch vermissen ließ. Ein schneller Lernerfolg. Eine bestandene Reifeprüfung. Mit dem er ein herausragendes Debüt beim wichtigsten und schwersten Radrennen krönte: als Gesamtdritter hinter den beiden, an denen aktuell kein Weg vorbeiführt. Der größte Erfolg eines Deutschen, seit Andreas Klöden als Zweiter nach Paris fuhr. Im Jahr 2006 war das. Lange her, und eine andere Ära im Radsport. Bemerkt und gefeiert wurde Lipowitz’ erfolgreiche Tour auch auf politischer Ebene: “Ein deutscher Sensationserfolg bei der Tour de France: Glückwunsch, Florian Lipowitz, zu einem grandiosen dritten Platz! Diese Leistung lässt nicht nur mein Herz als leidenschaftlicher Hobby-Fahrradfahrer höher schlagen, sondern begeistert viele Radsport-Fans im ganzen Land", schrieb Bundeskanzler Friedrich Merz auf dem Internet-Kurznachrichtendienst X.

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Schnelle Reife

Stiller Beobachter: Florian Lipowitz (links) bei der Auffahrt nach La Plagne am Hinterrad von (von links nach rechts) Oscar Onley, Jonas Vingegaard und Tadej PogačarFoto: Getty Images/Dario BelingheriStiller Beobachter: Florian Lipowitz (links) bei der Auffahrt nach La Plagne am Hinterrad von (von links nach rechts) Oscar Onley, Jonas Vingegaard und Tadej Pogačar

Es hätte aber auch anders kommen können. Am Vortag des Auftritts in La Plagne wäre er beinahe bei der Klassenprüfung durchgefallen. Dem Rennfahrer, den jetzt schon alle wie einen Kumpel “Lipo” nennen, wären auf dem Weg zum Col de la Loze im Regen beinahe alle Felle davongeschwommen – der Gewinn des Weißen Trikots und der Podiumsplatz gerieten in Gefahr, beides schien ihm nach der Aufgabe von Remco Evenepoel, seit dem Zieleinlauf in Superbagnères in den Pyrenäen, fast sicher, so souverän hatte er die Verfolger im Griff. “Die letzten zwei Kilometer waren die Hölle”, hatte Lipowitz danach im vom Hagel getroffenen Etappenziel gesagt, nachdem er alle verbleibenden Kräfte zusammengenommen hatte, um an diesem Tag den Zeitverlust wenigstens zu limitieren – der aus einer Mischung aus Übermut und mangelnder Erfahrung Lipowitz’, aber auch aus schlechtem Coaching und einer merkwürdigen Teamstrategie entstanden war. Am Ende ging alles gut. “Ich habe gut geschlafen”, ließ sich der Aufsteiger am Tag nach dem sportlichen Tiefschlag mit fast eineinhalb Minuten Zeitverlust auf Onley vernehmen – nach rund 3.000 Kilometern trennten die beiden noch eine Marge von läppischen 22 Sekunden. Kein Druck, keine Versagensangst? “Ich wusste, ich musste liefern”, sagte Lipowitz. Und er lieferte.

Der Druck scheint an Florian Lipowitz abzuperlen

Vermutlich ist das neben den Qualitäten als Kletterer die größte Qualität des ehemaligen Biathleten: der Kampfgeist, die scheinbare Gleichgültigkeit gegenüber Druck, die Konzentration aufs Wesentliche, ein Innenleben, in das wenig von Außen einzudringen scheint. Lipowitz wirkt, als trage er eine Art dreilagige Membran als zweite Haut, durch die er die Leistung auf die Straße bringen und der Schweiß der Arbeit entweichen kann, aber an den störenden Umwelteinflüsse abperlen – auch wenn sie mit dem Druck der Begeisterung aus einem 80-Millionen-Einwohner-Land auf einen einprasseln. “Für mich ist das irgendwie unglaublich, dass mich so viele Menschen jetzt kennen, dass man so viele deutsche Fahnen an der Strecke sieht und so viele Leute, die mich anfeuern. Das zeigt, wie groß die Tour ist. Und es ist schön, dass die Deutschen sich wieder an ihr begeistern. Wenn ich durch meine Leistung dazu etwas beitragen kann, dann wäre ich darüber sehr, sehr glücklich”, sagte der neue Publikumsliebling. Der Schwabe wirkt gleichermaßen geerdet wie zurückhaltend – kein Vergleich zu den durchaus breitbrüstigen Auftritten seiner Vorgänger im Weißen Trikot, Tadej Pogačar und Remco Evenepoel. Er muss den schnellen Aufstieg vom Nachwuchs-Biathleten zum Radmarathon-Teilnehmer, Lehrjahren beim Team Tirol und jetzt dem Durchbruch in die Weltspitze erst einmal verarbeiten.

Teamwork bei Red Bull - BORA - hansgrohe? Fehlanzeige

Unterlassene Hilfeleistung? Florian Lipowitz (rechts) sah wie hier am Gipfel des Mont Ventoux  den Teamkollegen Primož Roglič (links) selten an seiner SeiteFoto: Getty Images/Tim de WaeleUnterlassene Hilfeleistung? Florian Lipowitz (rechts) sah wie hier am Gipfel des Mont Ventoux den Teamkollegen Primož Roglič (links) selten an seiner Seite

Der Newcomer auf der großen Bühne scheint Exit-Strategien aus dem Irrsinn des Spitzensports zu kennen, sich in eigene kleine Lipo-Welt flüchten zu können. Zudem konnte und musste er als Einziger in den Toprängen des Gesamtklassements in einen Einzelkämpfermodus schalten. Und das gelang ihm mit Bravour. Zwar lobte Lipowitz die Unterstützung durch seine Mannschaft. Aber den meisten Beobachtern blieb rätselhaft, was er meinte. Kein Topfahrer wirkte derart alleingelassen während der drei Wochen. Seine Mannschaftskollegen bei Red Bull- BORA - hansgrohe waren als Hilfe weitgehend nicht existent. Der Russe Aleksandr Vlasov, selbst einmal Fünfter der Tour, war ohne Form nach Frankreich gekommen. Teamkollege Primož Roglič, für ein Millionengehalt als Leader für die großen Rundfahrten eingekauft, legte eine Solo-Show hin, so als sei er noch immer der Primus und nicht längst die Nummer zwei im eigenen Rennstall. Dennoch lobte Lipowitz immer wieder artig den routinierten Teamkollegen, den er qua Leistung längst zum Edelhelfer degradiert hatte. “Offene Rollen” hätten sie, Roglič würde ihn mit Rat unterstützen – Lipowitz wurde nicht müde zu betonen, wie alles seine Ordnung habe. Dabei hätte Lipowitz’ eine klare Hierarchie und sichtbare Hilfsleistungen des Routiniers beanspruchen dürfen. Am Ende blieb der Eindruck: Dem herausragenden Athleten wurde die bedingungslose Anerkennung im eigenen Rennstall sichtbar versagt. Ein starkes Ensemble aus bedingungslos loyalen UAE-Teamkollegen wie um Pogačar? Eine Strategie wie bei Visma | Lease a Bike, die sich klar an einem Kapitän wie Jonas Vingegaard orientierte? Eine konzertierte Aufholjagd mit Edelhelfern wie Warren Barguil und Frank van den Broek wie bei Picnic PostNL, mit der man den eigentlich abgehängten Leader Oscar Onley ins Rennen um Podium und Weißes Trikot zurückschleppte? Sichtbare Schlepperdienste wie von Bruno Armirail und Callum Scotson am Schlussanstieg in La Plagne für den österreichischen Anführer Felix Gall bei Decathlon-AG2R? Nicht zu sehen von den Männern in den Trikots von Red Bull - BORA - hansgrohe.

Teamtaktik löst Verwunderung aus

In den Radsportnationen wunderte man sich, wie der deutsche Rennstall mit einer schwer verständlichen Doppelstrategie Lipowitz und der Slowene Roglič eher nebeneinander oder gegeneinander als miteinander fahren ließ. “Ich habe den Eindruck, dass in dieser Mannschaft jeder für sich fährt”, meinte Rodrigo Beenkens, der in der Radsportnation Belgien seit 1990 die Tour de France für RTBF kommentiert. Übermut, individuelle Fehler wurden Lipowitz mitunter bescheinigt. Was durchaus richtig ist, aber auch da hatte Beenkens eine Meinung, die der Führung bei Red Bull keine guten Noten ausstellt: “Er ist für seinen Fehler nicht verantwortlich. Das ist der Fehler derer, die ihm Instruktionen geben sollten. Er entdeckt die Tour ja gerade erst.”

Wo blieb die Führung?

Muss sein Team umbauen: Ralph Denk, der seine Mannschaft bei der Tour nicht restlos im Griff zu haben schienFoto: Getty Images/Tim de WaeleMuss sein Team umbauen: Ralph Denk, der seine Mannschaft bei der Tour nicht restlos im Griff zu haben schien

Den Fehler der 18. Etappe habe die Teamführung von RB auch auf dem folgenden Tagesabschnitt wiederholt, als Roglič wieder mit einer frühen Offensive den Teamkollegen isoliert zurückließ, befand der belgische Experte: “Auf einer derart kurzen Etappe (die letzte Bergetappe wurde kurzfristig wegen der Folgen einer Tierseuche auf 95 Kilometer verkürzt; Anm. d. Red.) hätte es die Mission von Roglič sein müssen, bei Lipowitz zu bleiben, ihm Rückhalt zu geben, ihm zu helfen.” Der Slowene trug einige Minuten die Sponsorenlogos an der Spitze in die Kameras und rasselte dann im Schlussanstieg durchs Klassement – in Verkennung des eigenen Leistungsvermögens, des üblichen Rennverlaufs auf so einer Etappe und ohne Blick auf das nötige Teamwork. Angriff sei die beste Verteidigung, heißt es oft. Aber durch diese taktischen Manöver durfte sich vor allem der Teamkollege angegriffen fühlen, der seine Angelegenheiten ganz allein richten musste – auch weil das Teammanagement eine Mannschaft in die Tour geschickt hatte, die eigentlich den Klassement-Ambitionen nicht genügte: mit Sprinter Jordi Meeus, Anfahrer Danny van Poppel (der wegen der Geburt seines zweiten Kindes vorzeitig abreiste, Anm. d. Red.), dem Italiener Gianni Moscon, der weitgehend unauffällig als Routinier und Lenker blieb, sowie die Tour-Debütanten Laurence Pithie und Mick van Dijke, deren Rollen irgendwie unerklärlich blieben.

Zumal sie als Klassikerspezialisten verhindern hätten müssen, dass die beiden Klassementfahrer schon auf der 1. Etappe eine Minute verloren, weil an der allseits erwarteten Windkante der Anschluss an Pogačar, Vingegaard & Co. verpasst wurde. Rolf Aldag erklärte tatsächlich später, dass sei geradezu mit Absicht geschehen, um das Gedränge inklusive Sturzgefahr beim ersten großen Massensprint zu vermeiden. Es war nur eine von vielen rätselhaften Taktik-Erklärungen, die aus Denks Rennstall verlauteten. Dennoch feierte der Teamchef Lipowitz’ Erfolg als ein Ergebnis von gutem Teamwork: “Mit diesem Resultat hier und jetzt in Paris zu stehen, ist ein großer Moment für Red Bull - BORA - hansgrohe, aber auch für mich selbst. Florian hat für uns die beste Platzierung der Teamgeschichte bei der Tour de France eingefahren, erstmals das Weiße Trikot geholt. Es macht mich stolz, wie wir uns und unsere Partner hier präsentiert haben.” Tatsächlich muss man sagen: Lipowitz’ Erfolg gelang trotz seines schwachen Teams, nicht auf der Basis von starkem Teamwork. Die Leistung des Youngsters ist umso höher einzuschätzen.

Musste den Journalisten während der Tour Rede und Antwort stehen: Rolf AldagFoto: Andreas KublikMusste den Journalisten während der Tour Rede und Antwort stehen: Rolf Aldag

Zwei Tage nach der Tour zeigte sich dann, dass der Erfolg auf einem brüchigen Fundament basierte. Der Rennstall teilte mit, dass man sich in “bestem Einvernehmen” sofort von Sportchef Aldag trenne. Tatsächlich hat der Rennstall eine kritische Aufarbeitung des Tour-Auftritts nötig – ob Aldag für die unsortierten Auftritte und die schwache Auswahl von Rennfahrern für das Tour-Aufgebot der Verantwortliche ist, ist von außen kaum zu beurteilen. “Mit dem Gewinn des weißen Trikots und der Podiumsplatzierung von Florian Lipowitz bei der diesjährigen Tour de France haben wir unsere vor vier Jahren gesetzten Ziele erreicht und dementsprechend gemeinsam beschlossen, dass dies für beide Seiten ein guter Zeitpunkt ist, neue Herausforderungen zu finden”, hieß es in einer Pressemitteilung des Teams zur Trennung. Ein ziemlich abruptes Ende einer angeblich erfolgreichen Zusammenarbeit – mitten in der Saison. Nachfragen von TOUR zum Tour-Auftritt lehnte die Presseabteilung des Rennstalls ab. Der ehemalige belgische Nationalcoach, Sven Vanthourenhout, übernahm direkt nach der Tour einen Posten als Sportlicher Leiter – er gilt als Förderer des Lipowitz-Widersachers Evenepoel.

Florian Lipowitz oder Remco Evenepoel?

Wohin geht’s für Remco Evenepoel? Der bisherige Rivale soll zu Red Bull - BORA - hansgrohe wechseln - sagen BranchengerüchteFoto: Getty Images/Dario BelingheriWohin geht’s für Remco Evenepoel? Der bisherige Rivale soll zu Red Bull - BORA - hansgrohe wechseln - sagen Branchengerüchte

Und wie geht es weiter? “Das erste Tour-Podium ist ein weiterer Schritt auf dem Weg, irgendwann auch das Gelbe Trikot zu gewinnen”, betonte Denk. Er ergänzte, er würde diesen Erfolg gerne mit Lipowitz anstreben. Es könnte mal wieder eine der Aussagen sein, die dem Teamchef später auf die Füße fallen könnte – weil er Dinge wie Versprechen formuliert, sie dann aber als nicht zugesagt sieht. Etliche Rennfahrer von Pascal Ackermann über Emanuel Buchmann können davon berichten. Denn es gilt in der Szene als sehr wahrscheinlich, dass im kommenden Jahr Remco Evenepoel, der Tour-Dritte des Vorjahres, für Red Bull - BORA - hansgrohe fährt. Das dürfte zu ähnlichen teaminternen Konflikten führen, wie man sie in diesem Jahr auf Frankreichs Landstraßen gesehen hat.

Umbauarbeiten? Oder Teil-Abriss?

Vor dem nächsten Schritt steht viel Arbeit. Laut Denk ist die Zusammenarbeit mit Lipowitz langfristig vereinbart. Vertragsdauern veröffentlicht der Rennstall nicht. Von einem Agreement bis 2027 war vor dem Tour-Start in der Szene zu hören. Auf jeden Fall muss Denk einen großen Umbruch moderieren. Was wird aus Roglič, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft, und der kurz vor seinem 36. Geburtstag ein gutes Stück von seinen Bestleistungen entfernt wirkt. Bewahrheiten sich die Gerüchte, dass Remco Evenepoel nach mehreren Anläufen nun wirklich dem Werben Denks nachgibt? Und wie passt der Ehrgeiz des 25-jährigen Topstars aus Belgien, den Lipowitz bei den Rundfahrten zuletzt klar dominiert hatte, zu den natürlichen Ambitionen des jungen Deutschen? Was macht der Teammanager mit den Top-Rundfahrern Jai Hindley (Giro-Sieger 2022) und Aleksandr Vlasov (Tour-Fünfter 2022), die teamintern in der Hierarchie immer weiter durchgereicht werden?

Was bringt die Zukunft bei Red Bull - BORA - hansgrohe?

Strahlemänner: Lipowitz (rechts) freut sich als Dritter in Paris neben Tour-Sieger Tadej Pogačar (Mitte) und dem Zweiten Jonas Vingegaard (links)Foto: Getty Images/ANNE-CHRISTINE POUJOULATStrahlemänner: Lipowitz (rechts) freut sich als Dritter in Paris neben Tour-Sieger Tadej Pogačar (Mitte) und dem Zweiten Jonas Vingegaard (links)

Lipowitz wollte sich nach dem Zieleinlauf nicht mit seiner Zukunft beschäftigen. “Wir haben gesehen, dass Pogi und Jonas auf einem anderen Niveau sind. Ich möchte jetzt nur den Moment genießen, mit meiner Familie, mit meiner Freundin. Die letzten drei Jahre waren ziemlich gut für mich. Aber es wird nicht immer so weitergehen, ich werde sicher Rückschläge erleiden”, sagte Lipowitz der Zeitung L’Équipe, Sprachrohr der Tour, zum Abschied. Da war er wieder – der junge Mann, der sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen zu lassen scheint. Es sei denn, seine Leidenschaft fürs schnelle Radfahren geht mal mit ihm durch, wie bei seiner übermütigen Attacke auf dem Weg nach Courchevel, die er beinahe teuer bezahlt hätte. Aber auch dafür muss man wohl angesichts des Talents Verständnis haben. Nervt einfach, wenn “Pogi” und Jonas bei der Tour nur rumbummeln.

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