Tour Magazin
· 11.07.2025
Die Fahrt durch die Bretagne hinauf zur Mûr de Bretagne bedarf für Eingeweihte keiner Erklärung: Es wird Drama und Spannung en masse geben. Und es wird ein kritischer Tag für alle Klassementfahrer. Zweimal muss die Mûr, die “Mauer” in der Bretagne, überwunden werden. Sie ist zwei Kilometer lang mit 6,9 Prozent durchschnittlicher Steigung. Das gibt ein Hauen und Stechen im Peloton, weil alle Rennfahrer unisono von ihren Sportlichen Leitern gesagt bekommen haben: “Ihr müsst unbedingt unter den Top 20 sein, wenn ihr das erste Mal die Mûr de Bretagne hinauffahrt!” Aber wenn 100 bis 150 Rennfahrer unter die ersten 20 Positionen wollen, funktioniert das natürlich nicht.
Es wird hier in der Anfahrt Ähnliches passieren, wie an vielen engen Schlüsselstellen und wie in den Massensprints der ersten Tour-Woche. Die Sturzgefahr ist hoch. Es wird ein schwerer Tag am Ende der ersten Woche mit einer Sprintwertung in Plédran (Kilometer 139,2), rund 2500 Höhenmetern, aber nur drei Bergwertungen: an der Côte du village de Mûr de Bretagne (4. Kategorie) und zweimal an der Mûr de Bretagne (jeweils 3. Kategorie). Der Rundkurs hat durchaus das Potenzial dafür, dass es beim Gelben Trikot einen Wechsel geben könnte.
In der radsportbegeisterten Bretagne stehen auch immer besonders viele kundige Fans mit bretonischen Fahnen am Straßenrand. Ganz persönlich mag ich den Startort, weil dort der berüchtigte französische Seefahrer, Entdecker und Freibeuter Robert Surcouf geboren wurde.
Niemand im deutschen Sprachraum kennt die Tour de France besser: Jens Voigt startete zwischen 1998 und 2014 insgesamt 17-mal als Profi beim wichtigsten Radrennen. Nur der Franzose Sylvain Chavanel hat als aktueller Rekordhalter eine Teilnahme mehr geschafft. Voigt kennt das Rennen aus Sicht des Siegers und des unermüdlichen Helfers im Team. Er gewann selbst zwei Etappen und trug 2001 und 2005 jeweils für einen Tag das Gelbe Trikot. Im Jahr 2010 begleitete er als Mannschaftskollege im Team Saxo Bank den Luxemburger Andy Schleck bei dessen Gesamtsieg (nach der Doping-Disqualifikation des zunächst Erstplatzierten Alberto Contador; Anm. d. Red.). Aktuell arbeitet der 53-jährige Berliner als Markenbotschafter des Radherstellers Trek und als Experte für den Sender Eurosport.
Für die TOUR-Leser gibt der Ex-Profi seine Prognosen für den Verlauf der 21 Etappen, weist auf Schwierigkeiten und Sehenswertes hin. Zu jedem Tagesabschnitt gibt er eine Tipp ab, welche Rolle der Verlauf für die Endabrechnung in den einzelnen Wertungen in Paris haben könnte. Sind drei der Trikots eingefärbt, bedeutet das: dieser Tag könnte entscheidend für diese Wertung sein - also Gesamtwertung (gelb), Sprint-/Punktewertung (grün) und Wertung des besten Kletterers (rot gepunktetes Trikot). Zusätzlich nennen wir Ihnen die Übertragungszeiten der TV-Sender in Deutschland (ARD und Eurosport) und deren Livestreams - plus Tipps, wann Einschalten besonders lohnen könnte.