Tour Magazin
· 08.07.2025
Die 4. Etappe ist nur 174,2 Kilometer lang, aber sehr anspruchsvoll. Wieder gilt: Man muss auf die Windrichtung achten. Zudem gilt es auf der zweiten Etappenhälfte viele Hügel zu überwinden. Insgesamt fünf Bergwertungen zähle ich heute. Es sind nur Anstiege der 3. und 4. Kategorie, aber alle eklig und steil. Die Strecke ist in meinen Augen zu schwer für die Sprinter. Das Terrain ist eher geeignet für einen gut aufgelegten Julian Alaphilippe oder für Tadej Pogačar und die anderen Klassementfahrer. Es wird heute auf jeden Fall unglaublich viel Druck auf den Klassementfahrern lasten, keine wertvolle Zeit zu verlieren.
Es wird voraussichtlich ein sehr, sehr stressiger Tag für alle Rennfahrer. Los geht das Auf und Ab im Finale an der Côte Jacques Anquetil (4.), gefolgt von der Côte de Belbeuf (3.). An der dritten Bergwertung auf der Strecke, der Côte de Bonsecours (4.), steht die Statue von Jean Robic, dem ersten Tour-Sieger nach dem 2. Weltkrieg im Jahre 1947. Es folgt die Cote de Grand’ Mare (4.) und der Anstieg Saint-Hilaire (3.) mit einer Steigung von 15 Prozent – und das nur fünf Kilometer vor der Ziellinie. Dort könnten bei einer Attacke zehn Sekunden Vorsprung für den Etappensieg reichen.
Danach geht es mit 60 bis 70 km/h in eine schnelle Abfahrt Richtung Stadtzentrum von Rouen zum Tagesziel. Das Ziel liegt in der Heimatstadt von Jacques Anquetil – der Besuch in der Hauptstadt der Normandie ist eine kleine Hommage an den fünfmaligen Tour-Sieger.
Niemand im deutschen Sprachraum kennt die Tour de France besser: Jens Voigt startete zwischen 1998 und 2014 insgesamt 17-mal als Profi beim wichtigsten Radrennen. Nur der Franzose Sylvain Chavanel hat als aktueller Rekordhalter eine Teilnahme mehr geschafft. Voigt kennt das Rennen aus Sicht des Siegers und des unermüdlichen Helfers im Team. Er gewann selbst zwei Etappen und trug 2001 und 2005 jeweils für einen Tag das Gelbe Trikot. Im Jahr 2010 begleitete er als Mannschaftskollege im Team Saxo Bank den Luxemburger Andy Schleck bei dessen Gesamtsieg (nach der Doping-Disqualifikation des zunächst Erstplatzierten Alberto Contador; Anm. d. Red.). Aktuell arbeitet der 53-jährige Berliner als Markenbotschafter des Radherstellers Trek und als Experte für den Sender Eurosport.
Für die TOUR-Leser gibt der Ex-Profi seine Prognosen für den Verlauf der 21 Etappen, weist auf Schwierigkeiten und Sehenswertes hin. Zu jedem Tagesabschnitt gibt er eine Tipp ab, welche Rolle der Verlauf für die Endabrechnung in den einzelnen Wertungen in Paris haben könnte. Sind drei der Trikots eingefärbt, bedeutet das: dieser Tag könnte entscheidend für diese Wertung sein - also Gesamtwertung (gelb), Sprint-/Punktewertung (grün) und Wertung des besten Kletterers (rot gepunktetes Trikot). Zusätzlich nennen wir Ihnen die Übertragungszeiten der TV-Sender in Deutschland (ARD und Eurosport) und deren Livestreams - plus Tipps, wann Einschalten besonders lohnen könnte.