Tour Magazin
· 26.07.2025
Die 20. und vorletzte Etappe führt durch das vierte Gebirge Frankreichs – nach Zentralmassiv, Pyrenäen und Alpen geht es jetzt durch den Jura. Die Strecke in der Nähe der Grenze zur Schweiz ist zu schwer für die Sprinter und trotz 2900 Höhenmetern zu leicht für die Klassementfahrer. Es wird ein klassischer Tag für Ausreißer, an dem sich eine starke Gruppe mit klangvollen Namen bilden wird. Alle wissen: Heute ist normalerweise die letzte Chance auf einen Etappensieg aus einer Ausreißergruppe heraus. Ganz wichtig: Gleich nach dem Start geht es zwei bis drei Kilometer bergauf und nach zehn Kilometern beginnt die erste und längste Bergwertung des Tages zum Col de la Croix de la Serra mit 11,8 Kilometer Länge (3. Kategorie). Es folgen Côte de Valfin (4.), Côte de Thésy (2.) und Côte de Longeville (4. Kategorie).
Dieser Streckenverlauf eröffnet ein zweites mögliches Szenario: Es könnte bis zur Hälfte der Etappe dauern, bis sich eine Ausreißergruppe erfolgreich absetzen kann. Dann wittern eventuell auch Rennfahrer aus den Top-Ten des Gesamtklassements die Chance, mit einer späten Attacke Zeit herauszufahren und ihre Position noch zu verbessern. Ach ja, falls es nicht klappt mit dem Etappensieg oder einer erfolgreichen Attacke: Der Zielort Pontarlier gilt als inoffizielle Hauptstadt des legendären Absinth. Vielleicht können die Rennfahrer den Frust über eine letzte verpasste Chance mit dieser Spirituose herunterspülen.
Niemand im deutschen Sprachraum kennt die Tour de France besser: Jens Voigt startete zwischen 1998 und 2014 insgesamt 17-mal als Profi beim wichtigsten Radrennen. Nur der Franzose Sylvain Chavanel hat als aktueller Rekordhalter eine Teilnahme mehr geschafft. Voigt kennt das Rennen aus Sicht des Siegers und des unermüdlichen Helfers im Team. Er gewann selbst zwei Etappen und trug 2001 und 2005 jeweils für einen Tag das Gelbe Trikot. Im Jahr 2010 begleitete er als Mannschaftskollege im Team Saxo Bank den Luxemburger Andy Schleck bei dessen Gesamtsieg (nach der Doping-Disqualifikation des zunächst Erstplatzierten Alberto Contador; Anm. d. Red.). Aktuell arbeitet der 53-jährige Berliner als Markenbotschafter des Radherstellers Trek und als Experte für den Sender Eurosport.
Für die TOUR-Leser gibt der Ex-Profi seine Prognosen für den Verlauf der 21 Etappen, weist auf Schwierigkeiten und Sehenswertes hin. Zu jedem Tagesabschnitt gibt er einen Tipp ab, welche Rolle der Verlauf für die Endabrechnung in den einzelnen Wertungen in Paris haben könnte. Sind drei der Trikots eingefärbt, bedeutet das: dieser Tag könnte entscheidend für diese Wertung sein - also Gesamtwertung (gelb), Sprint-/Punktewertung (grün) und Wertung des besten Kletterers (rot gepunktetes Trikot). Zusätzlich nennen wir Ihnen die Übertragungszeiten der TV-Sender in Deutschland (ARD und Eurosport) und deren Livestreams - plus Tipps, wann Einschalten besonders lohnen könnte.