Die 2. Etappe mit Start in Lauwin-Planque und Ziel in Boulogne-sur-Mer ist mit 212 Kilometern die längste dieser Tour de France - und die Strecke ist viel schwieriger als die des Vortags. Die Fahrzeit ist mindestens 45 Minuten länger, das Terrain ist viel hügeliger und gegen Ende der Etappe gibt es drei Anstiege, von denen die Côte de Saint-Etienne-au-Mont bis zu 15 Prozent Steigung aufweist. Nur fünf Kilometer vor dem Ziel wartet in Outreau ein weiterer kurzer, harter Anstieg. Das Ziel liegt dann am Ende eines 1,2 Kilometer langen Sprints bergauf (mit 3,8 Prozent Durchschnittssteigung) - bekannt für viele Fahrer aus dem Etappenrennen Vier Tagen von Dünkirchen.
Im Ziel wird das Gelbe Trikot sehr wahrscheinlich von den Schultern eines Sprinters zu einem sogenannten “Puncheur” (besonders explosiver Rennfahrertyp, der besser über Hügel kommt als Sprinter; Anm. d. Red.) wechseln, vielleicht sogar schon zu einem Anwärter auf das Gesamtklassement. An diesem Tag sollte man auf Rennfahrer wie Mathieu van der Poel und Wout van Aert achten, das sind meine Favoriten für diese Etappe. Früher waren Strecken von 220 bis 230 Kilometer an mehreren Tagen hintereinander normal bei der Tour. Man rollte sich bis zu den ersten Bergetappen ein. Das gibt es nicht mehr - dafür ist die Tour nun spannender geworden. Die Grande Boucle ist insgesamt kürzer geworden, aber immer noch ein superschweres Radrennen auf höchstem Niveau, bei dem am Ende der Beste gewinnt.
Niemand im deutschen Sprachraum kennt die Tour de France besser: Jens Voigt startete zwischen 1998 und 2014 insgesamt 17-mal als Profi beim wichtigsten Radrennen. Nur der Franzose Sylvain Chavanel hat als aktueller Rekordhalter eine Teilnahme mehr geschafft. Voigt kennt das Rennen aus Sicht des Siegers und des unermüdlichen Helfers im Team. Er gewann selbst zwei Etappen und trug 2001 und 2005 jeweils für einen Tag das Gelbe Trikot. Im Jahr 2010 begleitete er als Mannschaftskollege im Team Saxo Bank den Luxemburger Andy Schleck bei dessen Gesamtsieg (nach der Doping-Disqualifikation des zunächst Erstplatzierten Alberto Contador; Anm. d. Red.). Aktuell arbeitet der 53-jährige Berliner als Markenbotschafter des Radherstellers Trek und als Experte für den Sender Eurosport.
Für die TOUR-Leser gibt der Ex-Profi seine Prognosen für den Verlauf der 21 Etappen, weist auf Schwierigkeiten und Sehenswertes hin. Zu jedem Tagesabschnitt gibt er eine Tipp ab, welche Rolle der Verlauf für die Endabrechnung in den einzelnen Wertungen in Paris haben könnte. Sind drei der Trikots eingefärbt, bedeutet das: dieser Tag könnte entscheidend für diese Wertung sein - also Gesamtwertung (gelb), Sprint-/Punktewertung (grün) und Wertung des besten Kletterers (rot gepunktetes Trikot). Zusätzlich nennen wir Ihnen die Übertragungszeiten der TV-Sender in Deutschland (ARD und Eurosport) und deren Livestreams - plus Tipps, wann Einschalten besonders lohnen könnte.