Tour Magazin
· 24.07.2025
Ich würde die 18. Etappe einen “Pogačar-Tag” nennen: Es gibt heute auf den 171 Kilometern drei Bergwertungen inklusive der Bergankunft am Col de la Loze, mit 2304 Metern Höhe das Dach dieser Tour de France. Die Anstiege an den Bergwertungen Col du Glandon (höchste Kategorie: Hors Catégorie/HC), Col de la Madeleine (HC) und am Col de la Loze (HC. Kat.) liegen alle nahe an der 2000-Meter-Marke oder darüber und sind unglaubliche 67 Kilometer lang. In der Summe sind es 5450 Höhenmeter! Ein ganz wichtiger Tag für die Klassementfahrer. Und ideal für eine lange Solo-Fahrt, wie man sie von Tadej Pogačar kennt.
Mit Sicherheit wird heute eine sehr starke Ausreißergruppe vorne herausfahren, die auch die Etappe gewinnen kann. Für die Klassementfahrer ist heute eine starke und immer noch möglichst vollzählige Mannschaft bedeutend, weil der Schlussanstieg sehr lang ist und jeder Klassementfahrer mindestens drei Helfer an seiner Seite braucht für die letzten 26 Kilometer hinauf zum Col de la Loze.
Wenn die Fahrer über Courchevel und kurz darauf an dem kleinen Flugfeld vorbeikommen sind, geht es für circa vier Kilometer über eine Art Radweg, eine sehr schmale Straße, die erst vor wenigen Jahren asphaltiert wurde, zum Tagesziel. Für alle Sprinter und Angeschlagenen im Peloton ist dieser Tag purer Überlebenskampf. Man kann diesen Tagesabschnitt die Königsetappe dieser Tour nennen, aber auch die dritte Pyrenäen-Etappe (14.) nach Superbagnères und die morgige Etappe sind sehr schwer.
Niemand im deutschen Sprachraum kennt die Tour de France besser: Jens Voigt startete zwischen 1998 und 2014 insgesamt 17-mal als Profi beim wichtigsten Radrennen. Nur der Franzose Sylvain Chavanel hat als aktueller Rekordhalter eine Teilnahme mehr geschafft. Voigt kennt das Rennen aus Sicht des Siegers und des unermüdlichen Helfers im Team. Er gewann selbst zwei Etappen und trug 2001 und 2005 jeweils für einen Tag das Gelbe Trikot. Im Jahr 2010 begleitete er als Mannschaftskollege im Team Saxo Bank den Luxemburger Andy Schleck bei dessen Gesamtsieg (nach der Doping-Disqualifikation des zunächst Erstplatzierten Alberto Contador; Anm. d. Red.). Aktuell arbeitet der 53-jährige Berliner als Markenbotschafter des Radherstellers Trek und als Experte für den Sender Eurosport.
Für die TOUR-Leser gibt der Ex-Profi seine Prognosen für den Verlauf der 21 Etappen, weist auf Schwierigkeiten und Sehenswertes hin. Zu jedem Tagesabschnitt gibt er einen Tipp ab, welche Rolle der Verlauf für die Endabrechnung in den einzelnen Wertungen in Paris haben könnte. Sind drei der Trikots eingefärbt, bedeutet das: dieser Tag könnte entscheidend für diese Wertung sein - also Gesamtwertung (gelb), Sprint-/Punktewertung (grün) und Wertung des besten Kletterers (rot gepunktetes Trikot). Zusätzlich nennen wir Ihnen die Übertragungszeiten der TV-Sender in Deutschland (ARD und Eurosport) und deren Livestreams - plus Tipps, wann Einschalten besonders lohnen könnte.