Tour Magazin
· 23.07.2025
Von Bollène nach Valence bewegt sich das Peloton weitgehend nordwärts durchs Rhonetal, das nicht nur für Weine bekannt ist, sondern auch für den Mistral. Dieser Wind weht fast immer südwärts - flussabwärts an der Rhone Richtung Mittelmeerküste. Das bedeutet für die Rennfahrer, dass sie voraussichtlich den größten Teil des Tages Gegenwind haben werden. Es wird also ein eher langsames Tempo geben - und viele werden sich freuen, dass die Strecke nur 161 Kilometer lang ist. Die Bergwertungen liegen rund 87 Kilometer und 40 Kilometer vor dem Ziel - die Sprinter dürften kein Problem haben, hier im Rennen um den Tagessieg dranzubleiben. Und sie werden sich auch aus einem guten Grund besonders festbeißen: Denn sie wissen, dass es heute ziemlich sicher die letzte Chance auf eine große Sprintankunft bei dieser Tour geben dürfte.
In den nächsten Tagen warten schwere Etappen in den Alpen und im Jura, auf denen es für die kräftigen, endschnellen Männer nichts zu holen gibt. Ich denke, die Mannschaften der im Rennen verbliebenen Sprinter werden daher eine Art Zusammenarbeit organisieren, das heißt mehrere Teams werden jeweils einen Fahrer schon früh nach vorne schicken, um die obligatorische Ausreißergruppe zu kontrollieren und die Chance auf den Tagessieg in Valence zu erhalten. Die Richtungswechsel im Rhonetal, 90 Grad zur erwarteten Windrichtung, bedeuten Gefahr, klassisch auf die Windkante genommen zu werden. Die Zielanfahrt nach Valence wird daher extra spannend!
Niemand im deutschen Sprachraum kennt die Tour de France besser: Jens Voigt startete zwischen 1998 und 2014 insgesamt 17-mal als Profi beim wichtigsten Radrennen. Nur der Franzose Sylvain Chavanel hat als aktueller Rekordhalter eine Teilnahme mehr geschafft. Voigt kennt das Rennen aus Sicht des Siegers und des unermüdlichen Helfers im Team. Er gewann selbst zwei Etappen und trug 2001 und 2005 jeweils für einen Tag das Gelbe Trikot. Im Jahr 2010 begleitete er als Mannschaftskollege im Team Saxo Bank den Luxemburger Andy Schleck bei dessen Gesamtsieg (nach der Doping-Disqualifikation des zunächst Erstplatzierten Alberto Contador; Anm. d. Red.). Aktuell arbeitet der 53-jährige Berliner als Markenbotschafter des Radherstellers Trek und als Experte für den Sender Eurosport.
Für die TOUR-Leser gibt der Ex-Profi seine Prognosen für den Verlauf der 21 Etappen, weist auf Schwierigkeiten und Sehenswertes hin. Zu jedem Tagesabschnitt gibt er einen Tipp ab, welche Rolle der Verlauf für die Endabrechnung in den einzelnen Wertungen in Paris haben könnte. Sind drei der Trikots eingefärbt, bedeutet das: dieser Tag könnte entscheidend für diese Wertung sein - also Gesamtwertung (gelb), Sprint-/Punktewertung (grün) und Wertung des besten Kletterers (rot gepunktetes Trikot). Zusätzlich nennen wir Ihnen die Übertragungszeiten der TV-Sender in Deutschland (ARD und Eurosport) und deren Livestreams - plus Tipps, wann Einschalten besonders lohnen könnte.