Tour Magazin
· 22.07.2025
Es hat immer Rennfahrer gegeben, die schlecht aus dem zweiten Ruhetag ins Rennen gefunden haben - besonders, wenn eine schwere Etappe am Tag danach auf dem Programm stand. Mittlerweile hat die ASO darauf reagiert und oft nach dem Ruhetag Etappen geplant, die recht flach und einfach losgehen, damit man sich einrollen kann. So auch in diesem Jahr. Aber am Ende steht natürlich ein Mordsberg: Es hat einen Grund, warum der Mont Ventoux “le Géant de la Provence” heißt - der Gigant der Provence. Der Berg ist gewaltig. Das Peloton wird ihn schon von weitem am Horizont auftauchen sehen, er wird größer und größer erscheinen.
Und am Schluss geht es mehr als eine Stunde auf den Gipfel bergauf, mit Puls 190, immer am Anschlag. Weil drei Viertel der Etappe recht flach und einfach sind, erwarte ich, dass die Mannschaft des Gelben Trikots die Etappe kontrollieren wird und der Gesamtführende die Etappen gewinnen möchte. Dieser Tagessieg genießt viel Prestige - deshalb glaube ich, dass die Chance für Ausreißer nicht sehr groß ist und einer der ganz großen Namen im Peloton als Erster am Gipfel ankommt!
Den Wind im Rhonetal halte ich aus diesem Grund auf dieser Etappe nicht für einen großen Faktor - alle konzentrieren sich auf das schwere Finale. In der Regel ist es sehr heiß am Ventoux, vor allem in der unteren Hälfte im Wald. Auf der zweiten Hälfte des Berges führt die Straße oberhalb der Waldgrenze weiter - dort sieht es wie auf dem Mond aus. Die Strecke ist im oberen Teil recht windanfällig.
Niemand im deutschen Sprachraum kennt die Tour de France besser: Jens Voigt startete zwischen 1998 und 2014 insgesamt 17-mal als Profi beim wichtigsten Radrennen. Nur der Franzose Sylvain Chavanel hat als aktueller Rekordhalter eine Teilnahme mehr geschafft. Voigt kennt das Rennen aus Sicht des Siegers und des unermüdlichen Helfers im Team. Er gewann selbst zwei Etappen und trug 2001 und 2005 jeweils für einen Tag das Gelbe Trikot. Im Jahr 2010 begleitete er als Mannschaftskollege im Team Saxo Bank den Luxemburger Andy Schleck bei dessen Gesamtsieg (nach der Doping-Disqualifikation des zunächst Erstplatzierten Alberto Contador; Anm. d. Red.). Aktuell arbeitet der 53-jährige Berliner als Markenbotschafter des Radherstellers Trek und als Experte für den Sender Eurosport.
Für die TOUR-Leser gibt der Ex-Profi seine Prognosen für den Verlauf der 21 Etappen, weist auf Schwierigkeiten und Sehenswertes hin. Zu jedem Tagesabschnitt gibt er einen Tipp ab, welche Rolle der Verlauf für die Endabrechnung in den einzelnen Wertungen in Paris haben könnte. Sind drei der Trikots eingefärbt, bedeutet das: dieser Tag könnte entscheidend für diese Wertung sein - also Gesamtwertung (gelb), Sprint-/Punktewertung (grün) und Wertung des besten Kletterers (rot gepunktetes Trikot). Zusätzlich nennen wir Ihnen die Übertragungszeiten der TV-Sender in Deutschland (ARD und Eurosport) und deren Livestreams - plus Tipps, wann Einschalten besonders lohnen könnte.