Tour Magazin
· 20.07.2025
Diese Etappe ist noch einmal etwas Besonderes für mich. Mein alter Wohnort Labarthe-sur-Lèze ist nochmals nah - er liegt nur fünf Kilometer vom Start entfernt. Wie oft waren wir in Muret - zum Einkaufen im Supermarkt, zum Kaffee trinken oder im Training ... Und den Zielort Carcassonne mit der gewaltigen Burg würde ich persönlich als Sehenswürdigkeit gleichsetzen mit den Niagara-Fällen, den Pyramiden oder dem Eiffelturm.
Aber zum Sport: 2400 Höhenmeter - das klingt nach einem Profil für Ausreißer, aber die letzte von drei Bergwertungen liegt am Pas du Sant (2. Kategorie) rund 53 Kilometer vor dem Ziel. Das heißt, die Sprinter und ihre Teams haben genug Strecke, um zurückzukommen, falls sie abgehängt werden. Meine Prognose: Nur 30 Prozent Chance auf einen Etappensieg aus einer frühen Ausreißergruppe, 70 Wahrscheinlichkeit für eine Sprintankunft. Denn letztlich ist keine der sechs Bergwertungen so schwer, dass das Peloton “explodieren” wird. Am morgigen Montag folgt der zweite Ruhetag in Montpellier. Dann fahren die Profis in der Regel um die zwei Stunden locker und gehen unterwegs ins Café. Aber es gibt Fahrer, die angeschlagen sind. Dann sagt der Teamchef, Mach‘, was sich gut für dich anfühlt, und wenn du im Bett liegen willst, dann mach das! Ein Klassementfahrer hingegen will vielleicht ein bisschen Motortraining (Tempo-Training hinter Auto oder Roller; Anm. d. Red.) machen, damit die Muskulatur im Körper unter Spannung bleibt.
Niemand im deutschen Sprachraum kennt die Tour de France besser: Jens Voigt startete zwischen 1998 und 2014 insgesamt 17-mal als Profi beim wichtigsten Radrennen. Nur der Franzose Sylvain Chavanel hat als aktueller Rekordhalter eine Teilnahme mehr geschafft. Voigt kennt das Rennen aus Sicht des Siegers und des unermüdlichen Helfers im Team. Er gewann selbst zwei Etappen und trug 2001 und 2005 jeweils für einen Tag das Gelbe Trikot. Im Jahr 2010 begleitete er als Mannschaftskollege im Team Saxo Bank den Luxemburger Andy Schleck bei dessen Gesamtsieg (nach der Doping-Disqualifikation des zunächst Erstplatzierten Alberto Contador; Anm. d. Red.). Aktuell arbeitet der 53-jährige Berliner als Markenbotschafter des Radherstellers Trek und als Experte für den Sender Eurosport.
Für die TOUR-Leser gibt der Ex-Profi seine Prognosen für den Verlauf der 21 Etappen, weist auf Schwierigkeiten und Sehenswertes hin. Zu jedem Tagesabschnitt gibt er einen Tipp ab, welche Rolle der Verlauf für die Endabrechnung in den einzelnen Wertungen in Paris haben könnte. Sind drei der Trikots eingefärbt, bedeutet das: dieser Tag könnte entscheidend für diese Wertung sein - also Gesamtwertung (gelb), Sprint-/Punktewertung (grün) und Wertung des besten Kletterers (rot gepunktetes Trikot). Zusätzlich nennen wir Ihnen die Übertragungszeiten der TV-Sender in Deutschland (ARD und Eurosport) und deren Livestreams - plus Tipps, wann Einschalten besonders lohnen könnte.