Tour Magazin
· 19.07.2025
Eine weitere sehr schwere Hochgebirgsetappe in den Pyrenäen: Alleine die vier Bergwertungen zusammengerechnet sind 43,6 Kilometer lang. Wir erleben die dritte Bergankunft in Folge - wenn man das Bergzeitfahren mitrechnet. Allerspätestens jetzt werden die Rennfahrer erste Schwächen zeigen, auch die Favoriten. Der Etappenverlauf ist identisch mit der Etappe von 1986, als Greg Lemond auf der 13. Etappe dem Vorjahressieger und Teamkollegen Bernard Hinault fast fünf Minuten abnahm und den Grundstein zum Gesamtsieg legte - der US-Amerikaner gewann die Tour als erster Nicht-Europäer.
Gleich der erste Berg des Tages ist der legendäre Tourmalet mit 19 Kilometern Länge. In diesem Jahr wird von der längeren Seite gefahren. Ich persönlich mochte diese Fahrtrichtung mehr, weil man die schlechtere und schmalere Straße bergauf benutzt, die breite und glatte Straße bergab. So ist es einfach sicherer. Und ich selber hatte einen der besten Tage meiner Karriere am Tourmalet, als wir mit einem gewagten Plan den Grundstein gelegt haben für den späteren Gesamtsieg von Carlos Sastre 2008.
Unterwegs liegen nur richtig große Berge: Nach dem Tourmalet (Hors Catégorie) folgen Col d‘Aspin (2. Kategorie), Col de Peyresourde (1.) und Superbagnères (1.). Auf den ersten 80 Kilometern könnte sich eine starke Ausreißergruppe absetzen, die bis ins Ziel vorne bleiben könnte Für die Sprinter gilt: Am Tourmalet nicht zu viel Zeit verlieren! Insgesamt sehe ich die Pyrenäen-Etappen als unkritisch in Sachen Zeitlimit an.
Niemand im deutschen Sprachraum kennt die Tour de France besser: Jens Voigt startete zwischen 1998 und 2014 insgesamt 17-mal als Profi beim wichtigsten Radrennen. Nur der Franzose Sylvain Chavanel hat als aktueller Rekordhalter eine Teilnahme mehr geschafft. Voigt kennt das Rennen aus Sicht des Siegers und des unermüdlichen Helfers im Team. Er gewann selbst zwei Etappen und trug 2001 und 2005 jeweils für einen Tag das Gelbe Trikot. Im Jahr 2010 begleitete er als Mannschaftskollege im Team Saxo Bank den Luxemburger Andy Schleck bei dessen Gesamtsieg (nach der Doping-Disqualifikation des zunächst Erstplatzierten Alberto Contador; Anm. d. Red.). Aktuell arbeitet der 53-jährige Berliner als Markenbotschafter des Radherstellers Trek und als Experte für den Sender Eurosport.
Für die TOUR-Leser gibt der Ex-Profi seine Prognosen für den Verlauf der 21 Etappen, weist auf Schwierigkeiten und Sehenswertes hin. Zu jedem Tagesabschnitt gibt er einen Tipp ab, welche Rolle der Verlauf für die Endabrechnung in den einzelnen Wertungen in Paris haben könnte. Sind drei der Trikots eingefärbt, bedeutet das: dieser Tag könnte entscheidend für diese Wertung sein - also Gesamtwertung (gelb), Sprint-/Punktewertung (grün) und Wertung des besten Kletterers (rot gepunktetes Trikot). Zusätzlich nennen wir Ihnen die Übertragungszeiten der TV-Sender in Deutschland (ARD und Eurosport) und deren Livestreams - plus Tipps, wann Einschalten besonders lohnen könnte.