Tour Magazin
· 16.07.2025
Die Etappe mit Start und Ziel in Toulouse ist nur 156 Kilometer lang und so hügelig, dass ich ganz sicher eine Ausreißergruppe durchkommen sehe. Zwar gibt es nur fünf kleine Bergwertungen, keine länger als ungefähr 1,5 Kilometer lang. Aber ich zähle im Etappenprofil 13 weitere Hügel. Und die letzten beiden Bergwertungen Côte de Vieille-Toulouse (14 km vor dem Ziel; 4. Kategorie) und Montée de Pech David (8 km vor dem Ziel; 3. Kat.) sind beide sehr steil.
Für mich persönlich birgt die Strecke viele Erinnerungen: Sie führt nur wenige Kilometer an Labarthe-sur-Lèze vorbei, meinem Wohnort während meiner Zeit in Frankreich. Daher kenne ich die zweite Hälfte der Etappe sehr gut und weiß, dass die beiden letzten Anstiege perfekt sind, um zu attackieren. Ich kann jetzt schon den enormen Stress und den Druck auf den Schultern aller Klassementfahrer fühlen. Es wird heute vermutlich ein wilder Mix aus früher Ausreißergruppe mit Erfolgschancen, Attacken von Puncheuren im Etappenfinale und dem Kampf um Sekundengewinne im Gesamtklassement.
Hier im Süden Frankreichs spielt oft die Hitze ein große Rolle. Pro Stunde trinkt man drei Bidons, die rund 0,6 Liter fassen. Meist ist in einer Flasche Wasser, in der anderen ein Kohlenhydrat-/Mineralgemisch. Jetzt habe ich nur von der Menge gesprochen, die getrunken wird. Manche Flasche mit Wasser wird einfach über den Kopf gekippt. Darüber darf man sich als Wasserholer im Team nicht beschweren!
Niemand im deutschen Sprachraum kennt die Tour de France besser: Jens Voigt startete zwischen 1998 und 2014 insgesamt 17-mal als Profi beim wichtigsten Radrennen. Nur der Franzose Sylvain Chavanel hat als aktueller Rekordhalter eine Teilnahme mehr geschafft. Voigt kennt das Rennen aus Sicht des Siegers und des unermüdlichen Helfers im Team. Er gewann selbst zwei Etappen und trug 2001 und 2005 jeweils für einen Tag das Gelbe Trikot. Im Jahr 2010 begleitete er als Mannschaftskollege im Team Saxo Bank den Luxemburger Andy Schleck bei dessen Gesamtsieg (nach der Doping-Disqualifikation des zunächst Erstplatzierten Alberto Contador; Anm. d. Red.). Aktuell arbeitet der 53-jährige Berliner als Markenbotschafter des Radherstellers Trek und als Experte für den Sender Eurosport.
Für die TOUR-Leser gibt der Ex-Profi seine Prognosen für den Verlauf der 21 Etappen, weist auf Schwierigkeiten und Sehenswertes hin. Zu jedem Tagesabschnitt gibt er einen Tipp ab, welche Rolle der Verlauf für die Endabrechnung in den einzelnen Wertungen in Paris haben könnte. Sind drei der Trikots eingefärbt, bedeutet das: dieser Tag könnte entscheidend für diese Wertung sein - also Gesamtwertung (gelb), Sprint-/Punktewertung (grün) und Wertung des besten Kletterers (rot gepunktetes Trikot). Zusätzlich nennen wir Ihnen die Übertragungszeiten der TV-Sender in Deutschland (ARD und Eurosport) und deren Livestreams - plus Tipps, wann Einschalten besonders lohnen könnte.