Unbekannt
· 18.07.2014
Die Tour de France steckt voller Geschichten. TOUR erinnert an vergangene Höhepunkte bei Etappenankünften, die auch eine entscheidende Rolle in diesem Jahr spielen könnten.Ein Blick zurück auf die 16. Etappe der Tour de France 1949, die von Cannes nach Briancon über den Col d´Izoard führte.
In Risoul endet am 19. Juli die 14. Etappe der Tour de France 2014. Der Ort in den französischen Alpen feiert seine Premiere bei der Tour. Zum angemessenen Einstand haben die Organisatoren ihm einen der bekanntesten Anstiege der Tour vorangestellt, den Col d´Izoard. In diesem Jahr steht der Alpenpass zum 34. Mal im Programm der Tour de France.
Wenige Kilometer unterhalb der Passhöhe gibt es an einem Felsen in der Casse Déserte zwei Gedenktafeln: Eine für den Franzosen Louison Bobet und eine für Fausto Coppi. Bobet ist dreimal Erster am Gipfel und legt dort den Grundstein für zwei seiner drei Tour-de-France-Siege Anfang der 1950ziger Jahre. Der Italiener Coppi gewinnt zweimal den Bergpreis des Izoard, 1951 und in 1949.
Die Tour de France im Jahr 1949 wird von Nationalmannschaften bestritten. Im italienischen Team sind zwei der absoluten Helden der Zeit vereint, und das ist mehr Fluch als Segen. Gino Bartali und der fünf Jahre jüngere Fausto Coppi sind erbitterte Rivalen und in der Nationalmannschaft fahren sie ungern zusammen. Bartali hat zweimal die Tour de France gewonnen, unter anderem im Vorjahr, und Coppi gerade den dritten Sieg beim Giro d´Italia errungen. Teamchef der italienischen Mannschaft ist zudem kein Geringerer als Alfredo Binda. Der dreimalige Weltmeister und fünfmalige Sieger des Giro d´Italia hat die schwere Aufgabe, mit den Eitelkeiten beide Stars umzugehen. Die Kapitänsfrage lässt Binda vor dem Start der Tour unbeantwortet, es gehe einzig um einen italienischen Sieg, betont er.
Für Fausto Coppi startet die Tour denkbar ungünstig. Auf den ersten Etappen verliert er Zeit und auf der 5. Etappe stürzt er. Da Teamchef Binda nicht sofort mit einem Ersatzrad zu Stelle ist, wittert Coppi eine Benachteiligung gegenüber Bartali. Coppi will die Tour bereits aufgeben, doch Binda nutzt sein diplomatisches Geschick, um seinen Star im Rennen zu halten.
Vor dem Start der 16. Etappe liegen Bartali und Coppi beide fast 15 Minuten hinter dem Gelben Trikot. Das Teilstück führt das Feld unterwegs zum Ziel nach Briancon über den Col d´Allos, den Col de Vars und zuletzt über den Col d´Izoard. Gino Bartali hatte die identische Etappe im Vorjahr gewonnen. Mit den guten Erinnerungen im Hinterkopf, setzt er sich früh aus der Gruppe der Favoriten ab – begleitet einzig von Fausto Coppi. Alfredo Binda soll beide zu dieser Allianz verdonnert haben, als letzte Möglichkeit, den Tour-Sieg doch noch für die italienische Nationalmannschaft zu holen. Bindas Plan geht auf. Beide fahren schnell einen deutlichen Vorsprung auf den Rest des Feldes heraus. Doch zu Beginn des Anstiegs zum Col d´Izoard holt Coppi das Pech wieder ein - eine Reifenpanne zwingt ihn zum Anhalten. Anstatt weiterzufahren hält aber auch Bartali an und wartete auf seinen Teamkollegen. Wenig später im Anstieg erwischt es Bartali mit einem Platten, umgekehrt wartet diesmal Coppi, damit beide gemeinsam den letzten Anstieg bewältigen. Während des Anstieges merkt Bartali jedoch, dass der jüngere Coppi der stärkere ist. Er möchte aber die Etappe in Briancon unbedingt gewinnen – es ist der Tag seines 35. Geburtstages.
Am Gipfel soll er Coppi den Vorschlag gemacht haben, wenn der ihn die Etappe gewinnen lässt, würde er ihn für den Tour-de-France-Sieg unterstützen. Das Tagesziel erreichen beide mit mehr als 20 Minuten Vorsprung auf die Konkurrenten, und Bartali gewinnt die Etappe.
Gleichzeitig übernimmt er auch das Gelbe Trikot. Als beide auf der nächsten Etappe unterwegs sind, erleidet Bartali eine Panne und signalisiert diesmal Coppi, er könne weiterfahren. Coppi zieht davon und gewinnt 1949 seine erste Tour de France. Zwei Jahre später wiederholt er seinen Triumph bei der Frankreich-Rundfahrt.
Gino Bartali gewinnt zweimal die Tour de France – 1938 und 1948. Viele Experten sind sich jedoch sicher, dass seine Bilanz ohne den 2. Weltkrieg erfolgreicher ausgefallen wäre. Von 1940 bis 1946 fand die Tour nicht statt.
Fausto Coppi gelingen neben seinen Erfolgen in Frankreich insgesamt fünf Siege beim Giro d´Italia. Er verstirbt früh mit 40 Jahren an einer Malaria-Erkrankung, die er sich auf einer PR-Tour in Afrika einfängt und von den Ärzten falsch diagnostiziert wird.
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