26 Anstiege sind bei der Tour de France 2025 zu bewältigen, die als zweite, erste oder Ehrenkategorie (Hors Catégorie) klassifiziert sind. Das ist einer weniger als 2024, 2023 waren es 30 und 2022 23. Acht dieser Anstiege befinden sich in den Pyrenäen, neun in den Alpen, einer im Jura und acht im Zentralmassiv, wo auch die erste Bergetappe abgehalten wird.
2023 besuchte die Tour de France nach langer Abstinenz den Puy de Dome wieder. Im Schatten des Vulkankegels in der Auvergne geht es zwei Jahre später auf der 10. Etappe los. Insgesamt sieben kategorisierte Bergwertungen erwarten die Fahrer auf der Achterbahnfahrt mit 4450 Höhenmetern in Richtung Mont-Dore. Etwas weiter südlich endete eine der spektakulärsten Etappen der Tour 2024 in Le Lioran. Tadej Pogacar griff mehr als 30 Kilometer vor dem Ziel an, wurde aber von Jonas Vingegaard wieder eingeholt und im Sprint um den Tagessieg bezwungen.
Mitte der zweiten Woche geht es in die Pyrenäen. Spannend wird es mit Blick auf die Klassementfahrer auf den letzten rund 60 Kilometern mit dem Col du Soulor, dem Col des Bordères und der Bergankunft in Hautacam. Spätestens dort müssen sich die Besten im Kampf um das Gelbe Trikot erstmals Mann gegen Mann am Berg beweisen.
Sechsmal endete eine Tour-de-France-Etappe in Hautacam. Oft gab es später Ärger um den Sieger. Bjarne Riis, der mit knapp unter 35 Minuten aus dem Jahr 1996 inoffiziell immer noch den Rekord für den Aufstieg hält, gestand 2007 Doping. Allerdings war das Vergehen sportrechtlich schon verjährt, weshalb er weiterhin in der Siegerliste steht. Im Gegensatz zu Leonardo Piepoli, der genau wie sein damaliger Teamkollege Riccardo Ricco während der Tour de France 2008 positiv auf das EPO-Präparat CERA getestet wurde. Zweifelsohne einer der Tiefpunkte in der Geschichte der Frankreich-Rundfahrt. Den Sieg erbte Piepolis Teamkollege Juan Jose Cobo. Manager der Mannschaft Saunier Duval um Piepoli, Ricco und Cobo war damals ein gewisser Mauro Gianetti - heute Chef von Tadej Pogacar bei UAE Team Emirates.
2014 und 2022 zementierten Vincenzo Nibali und Jonas Vingegaard ihre Tour-de-France-Siege in Hautacam. Vor allem das Jahr 2022 wird vielen Radsportfans in bester Erinnerung sein, als Wout van Aert mit Vingegaard am Hinterrad die gesamte Konkurrenz um Pogacar in Grund und Boden fuhr.
Streng genommen ist dies keine Bergetappe, sondern ein Einzelzeitfahren. Trotzdem gehört sie ebenso in diese Liste, wird doch auch am 18. Juli ordentlich gekraxelt. 650 Höhenmeter gilt es auf elf Kilometern im Kampf gegen die Uhr zu überwinden und dabei kommt 007-Feeling auf. Das Etappenziel auf dem Altiport wurde durch den Bond-Streifen “Der Morgen stirbt nie” berühmt.
Die Fahrer wird das bei ihrer Vorbereitung auf die Etappe kaum tangieren. Sie werden sich vor allem überlegen, wie sie sich die Kräfte richtig einteilen. Schließlich wartet das härteste Stück mit bis zu 16 Prozent kurz vor dem Ziel auf dem Flugfeld. Das hat schon so manchem Top-Fahrer den Zahn gezogen - wie Chris Froome 2017. Der Brite verlor in der Schlussrampe binnen weniger hundert Meter 22 Sekunden auf Tagessieger Romain Bardet.
Ein weiterer geschichtsträchtiger Ort der Tour de France wird auf der 14. Etappe erreicht. In Superbagneres duellierten sich einst auf dem 13. Abschnitt der Tour 1986 Greg LeMond und Bernard Hinault vom Team La Vie Claire. Der kantige fünfmalige Tour-Sieger Hinault (Spitzname: der Dachs) erlitt eine schwere Niederlage, verlor mehr als viereinhalb Minuten und vier Tage später auch das Gelbe Trikot an seinen amerikanischen Teamkollegen. Der Kreis schließt sich 39 Jahre später, denn die Etappe besteht ebenso wie die von 1986 aus Tourmalet, Aspin, Peyresourde und dem Schlussanstieg nach Superbagneres. Mit fast 5000 Höhenmetern wird es ein brutal schwerer Tag in den Pyrenäen.
2025 kehrt die Tour de France nach vier Jahren auf den Mont Ventoux zurück. 2021 befand sich das Ziel der 11. Etappe, die Wout van Aert gewann, allerdings im Tal. Die letzte Bergankunft war 2016 vom Winde verweht, weshalb das Ziel vom Gipfel ans Chalet Reynard verlegt wurde. Im Finale gab es Chaos. Die Bilder, als Chris Froome im Gelben Trikot den Mont Ventoux hochjoggte, gingen um die Welt. Der Brite war es auch, der drei Jahre zuvor die bislang letzte Ankunft auf dem Gipfel des Kahlen Riesen in der Provence bei der Tour für sich entschied.
Der Name Mont Ventoux ist auch eng mit dem Schicksal von Tom Simpson verbunden. Der Brite kippte 1967 drei Kilometer unterhalb des Gipfels vollgepumpt mit Amphetaminen und Alkohol vom Rad. Zuschauer halfen ihm wieder auf, wenig später stürzte er erneut und verstarb - das Thema Doping im Zusammenhang mit dem Radsport erschien in einem anderen Licht. Bis heute steht ein Gedenkstein an der Stelle des Mont Ventoux, an der Simpson damals kollabierte.
2025 warten am Ende einer flachen Anfahrt 15,7 Kilometer mit 8,8 Prozent Durchschnittssteigung auf die Fahrer. Besonders schwer wird es, wenn die Fahrer die Baumgrenze erreicht haben und der Wind erheblichen Einfluss auf das Rennen nehmen kann.
Am viertletzten Tag der Tour de France 2025 wartet nicht nur die Königsetappe mit 5450 Höhenmetern, es geht zugleich auch aufs Dach der Tour. Der Col de la Loze in 2304 Metern ist der höchste Punkt der Frankreich-Rundfahrt 2025. Der Anstieg wurde 2020 erstmals in den Tour-Parcours eingebaut und hat das Zeug zum neuen Klassiker. 2025 wird allerdings eine andere Auffahrtsstrecke genommen als 2020 - wo die Etappe auf dem Pass endete - und 2023, als sich das Ziel in Courchevel nach der Überfahrt des Col de la Loze befand. Tadej Pogacar hat keine allzu guten Erinnerungen an den Berg. 2020 verlor er einige Sekunden gegen seinen Landsmann Primoz Roglic. Drei Jahre später erlebte der Slowene den bislang heftigsten Einbruch seiner Karriere und musste Jonas Vingegaard ziehen lassen. Die mehr als 26 Kilometer lange Auffahrt wird auch diesmal wieder ihren Tribut fordern. Der Col du Glandon und der Col de la Madeleine, zwei gigantische Alpenpässe, sind da fast nur noch Beiwerk.
Noch ein Tag mit dem Profil eines Haifischgebisses - die Achterbahnfahrt durch die Alpen findet hier womöglich ihren Höhepunkt. 4550 Höhenmeter warten auf lediglich 129,9 Kilometern. Dabei gibt es kaum einen flachen Meter. Cote d’Hery-sur-Ugine, Col des Saisies, Col du Pre und Cormete de Roselend bereiten das Mise en Place für das große Finale in La Plagne. Der Schlussanstieg war insgesamt viermal Ziel einer Tour-de-France-Etappe - letztmals 2002. Für die Generation Vingegaard, Pogacar, Evenepoel ist er somit Neuland. Der Anstieg ist lang und gleichmäßig, die ganz steilen Rampen fehlen. Wer hier noch einen Umsturz im Kampf um das Gelbe Trikot herbeiführen will, braucht eine starke Mannschaft, um die Konkurrenz an den ersten Anstiegen weichzukochen und dann am letzten Berg endgültig abzuhängen.