Strade Bianche wird vom Veranstalter RCS, der auch den Giro d’Italia organisiert, als “Europas südlichster Nordklassiker” bezeichnet. Das Rennen ist aufgrund seiner Schotterpassagen auf den “Weißen Straßen” in der Toskana extrem populär und hat sich bei manchem Radsportfan bereits inoffiziell den Status als sechstes Monument der Saison erarbeitet. 2025 wird das Rennen wieder vor den großen Fernfahrten Paris-Nizza und Tirreno-Adriatico ausgetragen, am 8. März. Am 24. Januar hat der Veranstalter die Strecken der Männer und Frauen vorgestellt.
Die Strecke der Frauen ist mit 136 zwar einen Kilometer kürzer als 2024, dafür gibt es noch mehr Schotter: 13 Gravel-Sektoren warten auf das Peloton mit insgesamt 50,3 Kilometern über die “Weißen Straßen”. 2024 waren es derer 40,4 verteilt auf 12 Sektoren. Gestartet wird in der Nähe der Festung Fortezza Medicea in Siena. Als letztes Hindernis vor dem Ziel wartet erneut der Santa-Caterina-Anstieg, der auf die Piazza del Campo in Siena führt. Neu ist Schotter-Sektor 5 (Serravalle), der mit 9,3 Kilometern Länge drei Sterne von den Organisatoren erhält (je mehr Sterne, desto höher der Schwierigkeitsgrad).
Zudem wurde Sektor 1 (Vidritta) verlängert, von 2,1 auf 4,4 Kilometer. Der zweite Sektor Bagnaia wurde hingegen um einen Schotterkilometer eingekürzt, Sektor 6 (San Martino in Grania) um 100 Meter und Sektor 10 (Strada del Castagno) um 600 Meter. Welcher der Sektoren 2025 entscheidend sein wird für den Rennausgang, ist kaum abzusehen. 2024 setzten sich Lotte Kopecky (dieses Jahr nicht am Start) und Elisa Longo Borghini rund zehn Kilometer vor dem Ziel nach dem letzten Schotterabschnitt “Le Tolfe” ab, ehe Kopecky ihre Begleiterin in der Altstadt von Siena stehen ließ und zum Sieg fuhr.
Auch der Parcours der Männer wird etwas kürzer, um zwei Kilometer von 215 im letzten Jahr auf 213 in 2025. Mit 81,7 Kilometern gibt es aber auch hier so viel Schotter wie noch nie bei Strade Bianche. 2024 waren es “lediglich” 71,5. Die wichtigsten Änderungen sind genau wie bei den Frauen der neue Serravalle-Sektor (Nummer 7) sowie der verlängerte Gravel-Abschnitt in Vidritta. Das neue Teilstück in Serravalle führt dazu, dass von rund 45 Kilometern kurz vor Halbzeit des Rennens fast 40 Kilometer am Stück über “Weiße Straßen” führen und den Fahrern kaum eine Atempause lassen. Das Finale bleibt weitestgehend unverändert. 2024 waren die letzten Kilometer ohnehin nicht entscheidend. Schließlich suchte Tadej Pogačar schon 81 Kilometer vor dem Ziel das Weite und machte sich auf zu einer denkwürdigen Triumphfahrt.
Zwar verpasste Demi Vollering (FDJ - Suez) am vergangenen Wochenende den Sieg bei Omloop Het Nieuwsblad, weil eine Ausreißerinnengruppe entwischt war, doch mit Rang drei zeigte sie einmal mehr, dass sie bereits in sehr guter Form ist. Damit dürfte sie auch bei Strade Bianche Donne 2025 die Frau sein, die es zu schlagen gilt. Konkurrenz machen dürften ihr Puck Pieterse (Fenix-Deceuninck), die als einzige Fahrerin am letzten Wochenende mit Vollering an der Mauer von Geraardsbergen mithalten konnte, Elisa Longo Borghini (UAE Team ADQ), Siegerin der UAE Tour, Tour-de-France-Femmes-Gewinnerin Katarzyna Niewidoma (CANYON//SRAM zondacrypto) sowie ihre Teamkollegin Cecilie Uttrup Ludwig, Anna van der Breggen (Team SD Worx - Protime), Pauline Ferrand-Prévot (Team Visma | Lease a Bike) und Kimberley (Le Court) Pienaar (AG Insurance - Soudal Team). Aus deutscher Sicht darf sich Liane Lippert (Movistar Team) gute Chancen auf eine Top-Platzierung ausrechnen. Die 27-Jährige unterstrich zuletzt bei Omloop Het Nieuwsblad ihre gute Form. Gemeinsam mit der Schweizerin Marlen Reusser dürfte sie beim spanischen Team eine Doppelspitze bilden.
Es wäre despektierlich gegenüber dem Rest des Pelotons zu sagen, dass es nur um Platz zwei geht. Doch die Realität sieht mit großer Wahrscheinlichkeit so aus, dass Tadej Pogačar (UAE Team Emirates - XRG) kaum zu stoppen sein wird. Der 26-Jährige ist der haushohe Favorit für Strade Bianche 2025. Am ehesten gefährlich werden könnte dem Slowenen Thomas Pidcock (Q36.5 Pro Cycling Team), der nach seinem Wechsel von INEOS Grenadiers zu Q36.5 aufblüht und das Rennen in der Toskana 2023 bereits einmal für sich entschied. Dazu gesellen sich Top-Fahrer zum Favoritenkreis wie Toms Skujiņš und Mathias Vacek (beide Lidl - Trek), Marc Hirschi (Tudor Pro Cycling Team), Pello Bilbao, Matej Mohorič (beide Bahrain - Victorious), Romain Grégoire, Valentin Madouas (beide Groupama - FDJ), Ben Healy, Richard Carapaz (beide EF Education - EasyPost), Lennert Van Eetvelt (Lotto), Roger Adrià (Red Bull - BORA - hansgrohe), Magnus Cort (Uno-X Mobility) oder Alberto Bettiol (XDS Astana Team) sowie Pogačars Teamkollegen Isaac del Toro und Tim Wellens)
In Deutschland laufen das Frauen- und das Männerrennen im Fernsehen bei Eurosport 2. Die Übertragung der Frauen geht von 11:45-14:05 Uhr. Die Männer sind von 14:05-17:15 Uhr zu sehen. Parallel gibt es jeweils auch einen Live-Stream bei Discovery Plus (kostenpflichtig) zu beiden Rennen von Strade Bianche 2025.
Strade Bianche ist ein noch relativ junges Rennen, das 2007 erstmals stattfand und ursprünglich als Monte Paschi Eroica bekannt war. Es basiert auf dem Breitensportevent L’Eroica, das 1997 ins Leben gerufen wurde, um den nostalgischen Geist des Radsports wieder aufleben zu lassen. Inspiriert von den legendären italienischen Radfahrern der Nachkriegszeit wie Fausto Coppi und Gino Bartali, die mit Stahlrahmen über Schotterstraßen fuhren und die Tifosi mit ihren beeindruckenden Leistungen begeisterten.
Im Jahr 2015 wurde ein Wettbewerb speziell für Frauen eingeführt, der bereits ein Jahr später Teil der Women’s World Tour wurde. Das Männerrennen fand 2017 seinen Platz in der World Tour. Schon seit seiner ersten Austragung erfreute sich das Rennen sowohl bei Profis als auch bei Zuschauern wachsender Beliebtheit. Noch bevor der Gravel-Trend richtig populär wurde faszinierten die staubigen Schotterpisten, bekannt als die “Weißen Straßen”, alle Beteiligten.