Thomas Goldmann
· 11.04.2025
Am 13. April 2025 findet die 122. Ausgabe des legendären Eintagesrennens Paris-Roubaix bei den Männer statt, tags zuvor die 5. Ausgabe der Frauen. Die Männer starten in Compiègne und legen eine Strecke von 259,2 Kilometern bis zur berühmten Radrennbahn in Roubaix zurück - die Frauen beginnen in Denain und legen 148,5 Kilometer zurück. Die wichtigste Änderung am Parcours der Männer wurde vor dem Wald von Arenberg vorgenommen. Dort gibt es einerseits eine Zusatzschleife mit zwei zusätzlichen Pflasterstücken. Zudem wird es die Schikane vor dem Wald von Arenberg, 2024 erstmals genutzt, in dieser Form nicht wieder geben.
Das Peloton nimmt rund 100 Kilometer Anlauf bis zum ersten Kopfsteinpflastersektor in Troisvilles. Dieser hat die Nummer 30 - anschließend wird runtergezählt bis zu Sektor 1 in Roubaix. Die Organisatoren haben zwei zusätzliche Kopfsteinpflasterabschnitte in die Strecke integriert, die den Abschnitt rund um die Gemeinde Quérénaing bereichern. Das sind Sektor 24 Artres (nach 130,9 km, 1300 Meter lang) und Sektor 23 Famars (nach 133,8 km, 1200 Meter lang). “Es handelt sich nicht um besonders schwierige Abschnitte”, erklärt Renndirektor Thierry Gouvenou, “aber durch ihre Einführung entsteht eine Sequenz von fünf Sektoren, nahezu ohne Asphalt.”
Der Trouée d'Arenberg (zu Deutsch Wald von Arenberg), der nach 163,9 Kilometern erreicht wird, gilt mit seinen 2300 Metern über Kopfsteinpflaster der übelsten Art als einer der entscheidenden Abschnitte des Rennens. Stürze, Defekte, eine schlechte Position: Wer hier ins Hintertreffen gerät, hat kaum eine Chance mehr, um den Sieg zu fahren. Im letzten Jahr wurde eine Schikane vor dem Sektor Arenberg installiert, um die Geschwindigkeit des Fahrerfeldes zu reduzieren. In diesem Jahr haben die Organisatoren eine alternative Lösung gefunden (so sieht sie aus), die die Geschwindigkeit des Pelotons sanfter drosseln soll. Ein kleiner Umweg führt die Fahrer entlang des Bergbaugeländes in Arenberg, wobei vier rechtwinklige Kurven im Kilometer vor dem Pflastersektor eingebaut wurden. Diese Maßnahme soll die Sicherheit erhöhen. Vor der erstmaligen Einführung der Schikane 2024 waren die Fahrer mit hohem Tempo in den Wald von Arenberg gerast und es kam oft zu schweren Stürzen.
Nach dem Wald von Arenberg warten noch zwei weitere Kopfsteinpflastersektoren mit fünf Sternen (dem höchsten Schwierigkeitsgrad), die für den Rennausgang maßgebend sein dürften: Sektor 11 Mons-en-Pévèle nach 210,6 km, (3000 Meter lang) und Sektor 4 Carrefour de l’Arbre nach 242,1 km (2100 m lang).
Tags zuvor findet am Samstag die 5. Ausgabe von Paris-Roubaix Femmes avec Zwift findet statt. Die Strecke der Frauen ist identisch mit der von 2024. Es warten 29,2 Kilometer Kopfsteinpflaster, verteilt auf 17 Sektoren, die dem Finale des Männerrennens entsprechen.
Viel wird im Vorfeld über Tadej Pogačar und dessen Debüt in der “Hölle des Nordens” gesprochen. Doch kann der Tour-de-France-Sieger wirklich Paris-Roubaix 2025 gewinnen? Es gibt einiges, dass dafür spricht. Bereits bei der Tour de France 2022 brillierte der Slowene auf der Pavé-Etappe, die über Sektoren von Paris-Roubaix führte und er ist in bestechender Form, was er zuletzt mit dem Sieg bei der Flandern-Rundfahrt unter Beweis stellte. Es gibt aber ebenso einige Dinge, die gegen den Slowenen sprechen. Sein größtes Handicap: Es gibt keine Berge. In Sachen Watt pro Kilogramm kann ihm keiner das Wasser reichen, aber darauf kommt es auf den flachen Pflasterstraßen nicht an. Wenn Pogačar gewinnen will, muss er ohne Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck), Mads Pedersen (Lidl - Trek) oder Wout van Aert (Team Visma | Lease a Bike) auf der Radrennbahn von Roubaix ankommen. Denn in einem Sprint stehen die Chancen für den Flandern-Rundfahrt-Sieger gegen die genannten Konkurrenten schlecht.
Wo wir auch schon bei den anderen Favoriten wären. Van der Poel war zuletzt der Fahrer, der Pogačar am längsten Paroli bieten und ihn auch bei Mailand-San Remo schlagen konnte. Der Sieger der letzten beiden Jahr kennt Paris-Roubaix in und auswendig, ist ein herausragender Steuerkünstler, was ihm bei möglichem Regen noch mehr in die Karten spielen würde, und er ist im Sprint schwer zu schlagen. Allerdings konnte MvdP, so sein Kürzel, in Flandern nicht mit Pogačar mithalten, was wohl auch an seinem Sturz während des Rennens und einer kurzen Krankheitspause nach dem E3 Preis lag. Womöglich ist der Niederländer nicht mehr ganz auf dem Niveau von Mailand-San Remo.
Dagegen machte Wout van Aert zuletzt bei der Flandern-Rundfahrt den Eindruck, dass er langsam aber sicher immer besser in Form kommt. Der Belgier erreichte gemeinsam mit van der Poel und Pedersen das Ziel der Ronde und steht in seinen Fähigkeiten auf dem Pflaster van der Poel in nichts nach - einzig vielleicht ein paar Prozentpunkte in der Form. In der Form seines Lebens ist zweifelsohne Mads Pedersen, der Zweiter bei der Ronde wurde und zuvor schon Gent-Wevelgem gewann. Sein Handicap am letzten Sonntag waren die Steigungen. Die gibt es in Roubaix nicht. Bleibt er von Defekten verschont, kann auch der Däne gewinnen. Einzig, was die Steuerkünste angeht, ist er vielleicht nicht ganz auf dem Niveau eines van der Poel oder van Aert.
Genau wie Filippo Ganna (INEOS Grenadiers). Der Stundenweltrekordler probierte es bei der Ronde mit einer frühen Attacke, die nicht glückte. Seine 83 Kilogramm Körpergewicht könnten dem Italiener, der das Frühjahr seines Lebens fährt, bei Paris-Roubaix zum Vorteil werden. Und auch im Sprint ist der Bahnspezialist auf der Radrennbahn von Roubaix nicht zu unterschätzen. Mit Jasper Philipsen und Jasper Stuyven haben Alpecin - Deceuninck um van der Poel und Lidl - Trek um Pedersen noch je eine weitere Optionen auf den Sieg. Genau wie UAE Team Emirates - XRG, die mit Nils Politt den Vorjahresvierten schicken. Der Deutsche wird aber wohl Helferdienste für Pogačar leisten müssen. Hinter Politt wurde letztes Jahr Stefan Küng (Groupama - FDJ) Fünfter. Auch der Schweizer zählt 2025 wieder zum Favoritenkreis. Hinzu kommen zahlreiche Fahrer, die Außenseiterchancen haben. Dazu zählen Max Walscheid (Team Jayco AlUla), Søren Wærenskjold (Uno-X Mobility), Tim Merlier (Soudal Quick-Step), Jordi Meeus und Laurence Pithie (beide Red Bull - BORA - hansgrohe), Joshua Tarling (INEOS Grenadiers) und Dylan van Baarle (Team Visma | Lease a Bike)
***** Mathieu van der Poel
**** Tadej Pogačar, Wout van Aert, Mads Pedersen
*** Filippo Ganna
** Jasper Philipsen, Jasper Stuyven, Stefan Küng
* Nils Politt, Max Walscheid, Søren Wærenskjold, Tim Merlier, Jordi Meeus, Laurence Pithie, Joshua Tarling, Dylan van Baarle
RG | Fahrer | Zeit |
---|---|---|
1 | Alpecin - Deceuninck | 05:25:58 |
2 | Alpecin - Deceuninck | +00:03:00 |
3 | Lidl - Trek | +00:03:00 |
4 | UAE Team Emirates | +00:03:00 |
5 | Groupama - FDJ | +00:03:15 |
6 | Alpecin - Deceuninck | +00:03:47 |
Etwas anders sieht die Lage bei den Frauen aus. Hier gibt es mit Lotte Kopecky (Team SD Worx - Protime) eine klare Favoritin, die nach ihrem Heimsieg bei der Flandern-Rundfahrt das Double anstrebt und ihren Titel verteidigen möchte. Dazu hat ihr Team mit Lorena Wiebes eine zweite Trumpfkarte. Auf dem Weg nach Roubaix gibt es keine Hellingen, die der niederländischen Sprinterin wehtun könnten. Zwei Frauen, die Kopecky und Wiebes im Sprint schlagen könnten, wären Elisa Balsamo (Lidl - Trek), Vorjahreszweite und zuletzt Siegerin des Scheldepreis, und Marianne Vos (Team Visma | Lease a Bike). Die nach Siegen erfolgreichste Radsportlerin der Geschichte kränkelte allerdings zuletzt vor der Flandern-Rundfahrt. Zudem hat sie mit Pauline Ferrand-Prévot starke Konkurrenz im eigenen Team. Die Mountainbike-Olympiasiegerin wurde bei der Flandern-Rundfahrt Zweite. Stark bei der Flandern-Rundfahrt war auch Ellen van Dijk, die neben Balsamo die zweite Trumpfkarte von Lidl - Trek am Samstag ist. Das deutsche Team CANYON//SRAM zondacrypto wird sich etwas mit Chloé Dygert und Top-Talent Zoe Bäckstedt ausrechnen. Spannend wird zu sehen sein, wie sich die Deutsche Rosa Maria Klöser bei ihrem Roubaix-Debüt schlägt. Nicht zu unterschätzen sind auch Alison Jackson (EF Education-Oatly - Siegerin 2023) und ihre Teamkollegin Letizia Borghesi, Pfeiffer Georgi (Team Picnic PostNL) sowie Cat Ferguson (Movistar Team).
***** Lotte Kopecky
**** Elisa Balsamo, Lorena Wiebes
*** Marianne Vos, Pauline Ferrand-Prévot
** Ellen van Dijk, Chloé Dygert
* Zoe Bäckstedt, Alison Jackson, Letizia Borghesi, Pfeiffer Georgi, Cat Ferguson
RG | Fahrer | Zeit |
---|---|---|
1 | Team SD Worx - Protime | 03:47:13 |
2 | Lidl - Trek | +00:00:00 |
3 | Team dsm-firmenich PostNL | +00:00:00 |
4 | Team Visma | Lease a Bike | +00:00:00 |
5 | FDJ - SUEZ | +00:00:00 |
6 | Lidl - Trek | +00:00:06 |
Es könnte am Sonntag beim Männerrennnen regnen. Laut Meteo France sind vereinzelte Regenschauer möglich. Sollte es regnen, würde das die Charakteristik des Rennens grundlegend verändern. Auf rutschigem Pflaster sind Steuerfähigkeiten noch mehr gefragt als bei trockenen Bedingungen. Während bei den Männern noch relativ unklar ist, ob es regnet, werden die Frauen am Samstag mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit im Trocknen ihr Rennen bestreiten.
Die “Königin der Klassiker” wird in Deutschland im Free-TV bei Eurosport 1 übertragen. Das Frauenrennen am Samstag läuft von 14:30-17:30 Uhr, die Männer am Sonntag von 10:30-17:45 Uhr. Zu beiden Wettbewerben gibt es zudem bei Discovery Plus jeweils einen kostenpflichtigen Live-Stream.
Ebenfalls am Samstag, dem 12. April 2025, werden die Jedermänner und Jederfrauen bei der Paris-Roubaix Challenge über das Pflaster jagen. Hobbysportler und Hobbysportlerinnen haben die Möglichkeit, sich auf einer der drei angebotenen Distanzen von 70 km (8 Pflasterabschnitte), 145 km (19 Pflasterabschnitte) oder 170 km (30 Pflasterabschnitte) den Herausforderungen der Pavés zu stellen.