Hinter Pogacar wurde Kevin Vauquelin (Arkéa - B&B Hotels) vor Tom Pidcock (Q36.5 Pro Cycling Team) Zweiter. Zehn bzw. zwölf Sekunden hatten die beiden weiteren Podestfahrer Rückstand auf den Weltmeister, der - so locker er auch antrat, so spielerisch er seine Konkurrenten abhängte - gezeichnet wirkte wie kaum zuvor.
Die Entscheidung fiel dabei wie in der Vergangenheit erst wieder auf dem letzten der 205 Kilometer in der legendären Mur de Huy, die 2025 ihren 40. Geburtstag als Zielankunft des Wallonischen Pfeils feierte. Geschenke wurden allerdings keine verteilt. Die Witterung war zwar nicht so schlimm wie vor einem Jahr, dennoch regnete es über weite Strecken des Rennens.
Viele Beobachter hatten mit einer frühen Attacke von Evenepoel (Soudal Quick-Step) gerechnet. Der Belgier hatte seine Mannschaft lange arbeiten lassen, verzichtete dann aber doch auf einen Angriff. Als Pogacar seine Siegesfahrt ansetzte, war der Doppel-Olympiasieger zwar direkt an dessen Hinterrad. 400 Meter später hatte er allerdings 16 Sekunden Rückstand und wurde hinter Geheimfavorit Thibau Nys (Lidl - Trek) Neunter. Dessen Teamkollege Mattias Skjelmose, dem ebenfalls Chancen zugeschrieben wurden, stürzte auf der zweiten von drei Zielrunden und erreichte das Ziel nicht.
Für Pogacar war es bei seiner fünften Teilnahme der zweite Sieg. Auch seinen bisher letzten Auftritt 2023 an der Mur hatte er gewonnen. “Ich hatte ein ziemlich gutes Gefühl und es ist schön, hier an diesem schweren Anstieg wieder gewonnen zu haben”, so Pogacar. “Es ist ein toller Hügel, aber als Radprofi mag man ihn trotzdem nicht so. Auch das Wetter war wieder nicht super, deswegen war es ein wirklich schweres Rennen. Es mit dem Sieg zu beenden, bedeutet mir eine Menge.“
Die deutschen Profis spielten rund um Huy keine Rolle. Michel Hessmann (Visma | Lease a Bike) erreichte das Ziel als Bester auf Rang 71 mit dreieinhalb Minuten Rückstand. Besser machten es die Schweizer. Mauro Schmid (Team Jayco AlUla) wurde Zehnter, Jan Christen (UAE Emirates - XRG) 13.
RG | Fahrer | Zeit |
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1 | UAE Team Emirates - XRG | 04:50:15 |
2 | Arkéa - B&B Hotels | +00:00:10 |
3 | Q36.5 Pro Cycling Team | +00:00:12 |
4 | Bahrain - Victorious | +00:00:13 |
5 | EF Education - EasyPost | +00:00:13 |
6 | Bahrain - Victorious | +00:00:16 |
Anders als im Vorjahr, als der Flèche Wallonne bei desolaten Wetterbedingungen ausgefahren wurde, meinte es der belgische Frühling dieses Mal zumindest etwas besser mit dem Peloton. Zwar blieb es auch dieses Mal nicht trocken, Schnee, Hagel oder Temperaturen rund um den Gefrierpunkt blieben aber aus.
Und so machten sich Artem Shmidt (INEOS Grenadiers), Ceriel Desal (Wagner Bazin WB), Simon Guglielmi (Arkéa - B&B Hotels), Tom Paquot (Intermarché - Wanty) und Siebe Deweirdt (Team Flanders - Baloise) gleich nach dem Start in Ciney auf die Flucht. Obwohl das Quintett eher unbekannt war, ließ das Hauptfeld den Vorsprung auf kaum mehr als zwei Minuten anwachsen. Für das Tempo hinten sorgte Evenepoels Soudal Quick-Step Team.
Weil der Abstand dadurch schnell wieder auf weniger als eine halbe Minute schrumpfte, starteten aus dem Feld heraus Tobias Foss (INEOS Grenadiers) und Robert Stannard (Bahrain - Victorious) eine Konterattacke und schafften es nach vorne. Da waren noch rund 130 Kilometer zu fahren. Rechtzeitig zur ersten von drei Befahrungen des finalen Rundkurses hatten es auch die beiden Norweger von Uno-X Mobility, Frederik Dversnes und Andreas Leknessund, nach kilometerlangem Kampf in die Spitze geschafft. Vorsprung der Ausreißer: 1:30 Minuten.
Als es 75 Kilometer vor dem Ziel erstmals die Mur de Huy hinaufging, kämpfte sowohl die Gruppe als auch das Feld um Zusammenhalt. Während vorne sieben Mann gemeinsam über die Mauer kamen, verkleinerte Pogacars UAE Emirates Team das Peloton doch schon enorm.
Nach der zweiten Überquerung der Cote de Cherave, gut 40 Kilometer vor dem Ziel, waren nur noch die drei Norweger Dversnes, Leknessund und Foss vor dem Feld. Desal, der es mit über die Kuppe geschafft hatte, war in einer Kurve nach der Abfahrt gestürzt. An gleicher Stelle rutschten 40 Sekunden später mehrere Profis von Soudal und Lidl weg - darunter Amstel-Sieger Mattias Skjelmose, der das Rennen dartaufhin aufgeben musste. Kurz darauf klingelte die Glocke oben an der Mur de Huy für die letzte Runde, auf die das Norweger-Trio 14 Sekunden Vorsprung mitnahm.
Sie schafften es bis zum Fuß der Cote de Cherave sieben Kilometer vor dem Ziel. Dort übernahm UAE das Kommando. Jan Christen setzte sich vor die kleine verbliebene Favoritengruppe und sorgte ohne echte Attacke dafür, dass sie noch kleiner wurde. Eine Entscheidung fiel aber nicht, die erwartete Evenepoel-Attacke blieb aus - wieder musste die Mur dafür sorgen.
Erst 400 Meter vor dem Ziel zuckte Ben Healy (EF Education - EasyPost) als Erster. Doch kurz darauf drehte sich Pogacar einmal kurz um, beschleunigte und ward nicht mehr gesehen. Innerhalb von wenigen Metern ging die Lücke auf, es ging nur noch um Rang zwei. Selbst Vauquelin als Zweiter mit zehn Sekunden Rückstand erreichte das Ziel relativ unbedrängt. Evenepoel hingegen wurde von der halben Spitzengruppe übersprintet und hatte Mühe, sich noch in die Top 10 zu retten.