Thomas Goldmann
· 22.04.2025
Der Flèche Wallonne, auch als Wallonischer Pfeil bekannt, ist eines der bedeutendsten Eintagesrennen im Profi-Radsport und bildet den zweiten Teil der Ardennen-Trilogie. Das Rennen wird traditionell am Mittwoch zwischen dem Amstel Gold Race und Lüttich-Bastogne-Lüttich ausgetragen. Obwohl der Flèche Wallonne zu den bekanntesten Rennen zählt, gehört er nicht zu den fünf Monumenten des Radsports (Mailand-San Remo, Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix, Lüttich-Bastogne-Lüttich und Lombardei-Rundfahrt). Aufgrund seiner kürzeren Distanz, wechselnden Streckenverläufen und weniger langen Geschichte wird der Flèche Wallonne als Halbklassiker eingestuft, ähnlich wie Gent-Wevelgem.
Der Wallonische Pfeil fand erstmals 1936 statt und wurde vom Belgier Philémon Demeersman gewonnen. Seitdem wurden insgesamt 88 Rennen ausgetragen. Der Spanier Alejandro Valverde ist mit fünf Siegen der Rekordhalter. Im Jahr 1988 sicherte sich Rolf Gölz den bislang einzigen deutschen Triumph beim Flèche Wallonne.
Seit 1998 gibt es auch ein Frauenrennen namens Flèche Wallonne Femmes. Dieses Rennen ist Teil der UCI Women’s World Tour und findet am gleichen Tag wie das Männerrennen statt. Die Niederländerin Anna van der Breggen ist mit sieben Siegen den Rekordgewinnerin. Hanka Kupfernagel triumphierte 1999 als bislang einzige Deutsche.
Die Strecke ist dieses Jahr etwas länger und knackt die Schallmauer von 200 Kilometern. Dabei müssen die Fahrer die Mur de Huy, auf der es 1985 die erste Zielankunft gab, dreimal bezwingen. In Summe sind es 2025 elf kategorisierte Steigungen und damit zwei mehr als noch 2024, was das Rennen auf dem Papier in diesem Jahr selektiver machen könnte. Wobei es kaum selektiver geht als 2024. Dort machte den Fahrern allerdings weniger die Strecke zu schaffen, viel mehr hatten sie mit den Witterungsbedingungen zu kämpfen. Es war aasig kalt. Unvergessen sind die Bilder vom halb erfrorenen Mattias Skjelmose, der von einem Betreuer weggetragen werden musste.
Neu ist zudem der Startort Ciney, von wo aus es über die Côte de Vert und die Côte de Petite Somme auf einen Rundkurs geht, den es dreieinhalbmal zu bewältigen gilt. Wieder im Programm ist die Côte de Cherave, die neben der Côte d’Ereffe und der Mur de Huy eine von drei Steigungen des Circuits ist.
Trotz der Côte d’Ereffe und der Côte de Cherave dürfte sich das Rennen wieder an der Mur de Huy entscheiden. Sie ist einer der legendärsten Anstiege im Radsport und war bereits Teil der Tour de France. Obwohl sie nur 1,3 Kilometer lang ist, beeindruckt sie mit einer durchschnittlichen Steigung von 9,6 Prozent und erreicht Spitzenwerte von über 20 Prozent. Besonders der mittlere Abschnitt der Mur ist extrem steil, während die Anfangs- und Endstücke etwas moderater sind.
Die 29. Ausgabe von La Flèche Wallonne Femmes startet in der Grand-Place de Huy und führt die Fahrerinnen direkt zur Côte de Bohissau, die zuletzt 2016 Teil des Rennens war. Nach etwa 40 Kilometern schließt sich die Frauenstrecke der Route der Männer an. Auch hier stehen die Anstiege Ereffe, Cherave und Huy im Fokus, die jeweils zweimal bezwungen werden müssen.
Die Frauen starten auch dieses Jahr nach den Männern. Gen 17:45 Uhr dürften wir wissen, wer die Nachfolge von Katarzyna Niewiadoma antritt, die den Flèche Wallonne 2024 für sich entschied.
Der Flèche Wallonne 2025 ist stärker besetzt als im Vorjahr, als Stephen Williams bei widrigsten Witterungsbedingungen siegte. Die beiden größten Stars am Start sind auch gleichzeitig die beiden großen Favoriten: Tadej Pogačar (UAE Team Emirates - XRG) und Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step). Bei Pogačar kommen erste Zweifel auf, ob er noch in der Top-Form von vor einigen Wochen ist. Beim Amstel Gold Race am Sonntag setzte der Slowene zu einer seiner berüchtigten Alleinfahrten an, wurde aber kurz vor dem Ziel von Evenepoel und Mattias Skjelmose (Lidl - Trek) gestellt und im Sprint von letzterem auf Rang zwei verwiesen. Skjelmose war 2023 bereits Zweiter beim Flèche Wallonne, als Pogačar das Rennen gewann. Mit Thibau Nys hat das Team Lidl - Trek zudem eine zweite Trumpfkarte, die es ausspielen kann. Der 22-jährige Belgier, der sein Debüt gibt, mag steile Rampen, wie er unlängst beim GP Miguel Indurain bewies. Die Mur de Huy sollte genau nach seinem Geschmack sein. Zum Favoritenkreis zählt auch Tom Pidcock (Q36.5 Pro Cycling Team), der unlängst einen Sport Oscar einsammelte. Der Brite konnte beim Pfeil von Brabant (Rang 11) und beim Amstel Gold Race (Platz 9) nicht ganz mit den Allerbesten mithalten, könnte aber am Mittwoch vorne mitmischen, genau wie Maxim Van Gils (Red Bull - BORA - hansgrohe). Der Vorjahresdritte wird versuchen, die maue Klassikerbilanz des Raublinger Rennstalls aufzupolieren. Im Auge behalten sollte man auch Romain Grégoire (Groupama - FDJ). Der 22-jährige Franzose war zuletzt Siebter beim Amstel Gold Race. Zum erweiterten Favoritenkreis zählen zudem Julian Alaphilippe (Tudor Pro Cycling Team), Ben Healy (EF Education - EasyPost), Lenny Martinez, Santiago Buitrago (beide Bahrain - Victorious), Dylan Teuns (Cofidis), Vorjahressieger Williams (Israel - Premier Tech) und Lennert Van Eetvelt (Lotto).
***** Tadej Pogačar, Remco Evenepoel
**** Mattias Skjelmose
*** Thibau Nys, Tom Pidcock
** Maxim Van Gils, Romain Grégoire
* Julian Alaphilippe, Ben Healy, Lenny Martinez, Santiago Buitrago, Dylan Teuns, Stephen Williams, Lennert Van Eetvelt
RG | Fahrer | Zeit |
---|---|---|
1 | Israel - Premier Tech | 04:40:24 |
2 | Arkéa - B&B Hotels | +00:00:00 |
3 | Lotto Dstny | +00:00:03 |
4 | Decathlon AG2R La Mondiale Team | +00:00:03 |
5 | Bahrain - Victorious | +00:00:03 |
6 | Uno-X Mobility | +00:00:10 |
Im Gegensatz zum Männerrennen stehen die Siegchancen für die Deutschen bei den Frauen gut. Liane Lippert (Movistar Team) geht als eine der Top-Favoritinnen an den Start. Die 27-jährige Friedrichshafenerin muss sich an der Mur de Huy vor keiner Fahrerin verstecken. Bereits bei der Flandern-Rundfahrt war sie die wohl stärkste Fahrerin in den Steigungen und beim Amstel Gold Race führte Lippert gemeinsam mit Demi Vollering (FDJ - SUEZ) das Favoritinnenfeld ins Ziel. 2023 war sie zudem bereits Zweite beim Flèche Wallonne hinter Vollering. Die Niederländerin sortiert sich im Favoritinnenregal somit nochmal etwas über Lippert ein. Auf einer Stufe mit der Deutschen ist noch Tour-de-France-Femmes-Siegerin Katarzyna Niewiadoma (CANYON//SRAM zondacrypto) zu nennen, die den Flèche Wallonne im Vorjahr eindrucksvoll gewann. Natürlich müssen wir beim Blick auf die Historie des Rennens auch die Rekordsiegerin nennen: Anna van der Breggen (Team SD Worx - Protime), die siebenfache Gewinnerin. Die 35-jährige Niederländerin musste allerdings zuletzt beim Amstel Gold Race krankheitsbedingt aufgeben. Auch Elisa Longo Borghini (UAE Team ADQ) stand bereits beim Wallonischen Pfeil als Zweite und Dritte auf dem Podium, genau wie Gaia Realini als Dritte 2023. Die mit 40 Kilogramm extrem leichtgewichtige Italienerin dürfte die beste Option für Lidl - Trek in der extrem steilen Mur de Huy sein. 26 Kilogramm mehr bringt Lotte Kopecky (Team SD Worx - Protime) mit an den Start. Für die Weltmeisterin lief es mit Platz 12 bei Paris-Roubaix und Rang 34 beim Amstel Gold Race zuletzt nicht sehr gut, abschreiben sollte man sie aber für den Mittwoch auf keinen Fall, genauso wenig wie Puck Pieterse (Fenix-Deceuninck - zuletzt Dritte beim Amstel Gold Race). Zum erweiterten Favoritinnenkreis zählen zudem Évita Muzic (FDJ - SUEZ), Pauliena Rooijakkers (Fenix-Deceuninck), Kimberley (Le Court) Pienaar (AG Insurance - Soudal Team) und Marta Cavalli (Team Picnic PostNL).
***** Demi Vollering
**** Liane Lippert, Katarzyna Niewiadoma
*** Elisa Longo Borghini, Anna van der Breggen
** Lotte Kopecky, Puck Pieterse
* Évita Muzic, Pauliena Rooijakkers, Kimberley (Le Court) Pienaar, Marta Cavalli
RG | Fahrer | Zeit |
---|---|---|
1 | Canyon//SRAM Racing | 03:55:29 |
2 | Team SD Worx - Protime | +00:00:02 |
3 | Lidl - Trek | +00:00:04 |
4 | FDJ - SUEZ | +00:00:07 |
5 | AG Insurance - Soudal Team | +00:00:11 |
6 | Fenix-Deceuninck | +00:00:15 |
Das Männerrennen ist in Deutschland im Fernsehen bei Eurosport 2 von 14:30-16:45 Uhr zu sehen. Zusätzlich gibt es bei Discovery Plus einen kostenpflichtigen Live-Stream, der von 12:45-16:45 Uhr läuft. Der Flèche Wallonne der Frauen wird bei Eurosport 2 von 16:55-18:15 Uhr übertragen, parallel dazu läuft der Live-Stream bei Discovery Plus.